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Noch vor fünfzig, sechzig Jahren war das Leben für Verbraucher und Hersteller gleichermaßen recht einfach. Im Geschäft standen Produkte, die irgendwie schon aus dem regionalen Umfeld, zumindest aber nicht vom anderen Ende der Welt stammten. Unternehmen hatten Kundschaft „zum Anfassen“, es herrschte durchaus noch ein gewisser persönlicher Kontakt. Und heute?

Vermutlich können die wenigsten Verbraucher noch sagen, woher die einzelnen Produkte und Waren, die sie während eines Monats kaufen, überhaupt stammen.

Noch schwieriger ist für sie eine Antwort auf die Frage, wo die Hersteller sitzen. Da wird gerne aus dem Blauen geraten und Technik nach China, Gemüse nach Holland und Getreide in die USA geschätzt. Und was ist mit der Qualität dieser Waren? Hierfür gibt es Qualitätssiegel – und mit diesen sollte und muss sich ein Unternehmen befassen.

Warum gibt es solche Siegel?

Qualitätssiegel haben verschiedene Gründe. Die einen garantieren dem Verbraucher die Sicherheit, ein Gerät ungefährdet nutzen zu können, die anderen geben Auskunft über einen Zustand, ein Herstellungsverfahren oder auch über genutzte Mittel. Allgemein lassen sich die Hintergründe wie folgt erklären:

Ungewissheit

Früher stammten Kartoffeln vom örtlichen Bauern und auch das Fleisch wurde teils noch persönlich beim Bauern bestellt. Es war also klar, woher die Produkte stammten und auf welche Weise sie erzeugt wurden. Heute ist das längst nicht mehr der Fall und Verbraucher werden zunehmend unsicherer. Gerade im Bereich der Lebensmittelindustrie erwarten Verbraucher heute die Offenlegung bestimmter Fakten.

Sicherheit

Vermutlich würde niemand ein Gerät zu Hause nutzen, welches nicht das CE-Zeichen besitzt. Glücklicherweise schaffen es solche Geräte zumeist nicht durch die Zollkontrolle, sodass die Verbraucher allein durch diese Zeichen schon geschützt werden.

Bio

Biosiegel sind gerade aus dem Lebensmittelbereich bekannt, werden aber auch auf Kleidung oder andere Produkte angewandt. Es gibt verschiedene Biosiegel, die alle ganz bestimmte Besonderheiten offenbaren.

Verträglichkeit

Auch hinsichtlich der Verträglichkeit von Produkten gibt es Siegel. Ein Hersteller, der sich auf glutenfreie oder laktosefreie Kost spezialisiert, kann ein solches Siegel nutzen.

Fairtrade

Das ist ein Siegel, welches dem Verbraucher offenbart, dass ein Mindeststandard im Ursprungsland der Produktbestandteile eingehalten wird. Fairtrade-Produkte sind häufig Kaffee, Tee oder auch Schokolade. Das Siegel sagt aus, dass der Bauer einen Mindestlohn für seine Arbeit erhält und sich nicht mehr den dort üblicherweise gängigen harschen Marktbedingungen unterwerfen muss.

Tierlabel

Diese werden leider erst in der letzten Zeit immer gefragter. Die Label sollen darüber Auskunft geben, wie die Tiere gehalten wurden und dass die Betriebe regelmäßig kontrolliert werden.

Andere Qualitätssiegel stammen aus dem Elektro- und Strombereich. So können Stromanbieter ihren Strom nur mit entsprechenden Labels als Ökostrom anbieten, während Elektrohersteller das Energielabel einsetzen müssen, um Elektrogeräte zu verkaufen.

In welchen Branchen sind Siegel verbreitet?

Vermutlich kann heute behauptet werden, dass es keine Unternehmensbranche gibt, die nicht die Möglichkeit hat, ein Siegel zu nutzen. Das ist in gewisser Weise tatsächlich ein Problem:

Die Fülle der Siegel macht es dem Verbraucher schwerer, eine Entscheidung zu treffen.

Wer sich als Unternehmer mit der Frage, ob die eigenen Produkte mit einem Qualitätssiegel versehen werden sollen, oder nicht, beschäftigt, der sollte in den folgenden Branchen ein klares „Ja“ antworten:

Lebensmittel

Gerade bei tierischen Produkten oder Produkten, in denen Kakaobohnen oder Kaffeebohnen verwendet werden, ist das Label aus Verbrauchersicht quasi Pflicht. Verbraucher möchten heute genau wissen, was sie in ihren Kaffeevollautomaten schütten. Über diese Bereiche wurde medial so häufig berichtet, dass Verbraucher Erwartungen hinsichtlich der Vergütung der Erzeuger haben.

Elektrogeräte

Nicht nur gibt es hier klare gesetzliche Vorschriften, Unternehmen können mit einem Qualitätssiegel zusätzlich punkten. Wer beispielsweise Elektrogeräte aus Recyclingmaterial herstellt, der kann mitunter eines der Öko-Siegel nutzen.

Tierprodukte

Tierhalter sind speziell und ernähren die Tiere oftmals besser als sich selbst. Und genau hier kommt es auf Siegel wie Bio, Öko, aber auch auf andere Qualitätssiegel an. Unternehmen aus diesem Bereich haben es jedoch einfacher als Betriebe aus anderen Bereichen. Tierhalter akzeptieren höhere Preise oft problemlos, wenn ein Siegel auf der Dose abgedruckt ist.

Kleidung

Hier achten Verbraucher vermehrt auf Nachhaltigkeit. Diese bezieht sich übrigens auch auf die Bezahlung und Arbeitsbedingungen im Herstellungsland.

Kosmetika

Auch hier haben viele Verbraucher deutliche Vorstellungen und greifen lieber zu einem teureren Produkt, wenn dieses mit einem Qualitätssiegel versehen ist, welches Tierversuche, Mikroplastik oder Silikone ausschließt.

Wann sind Siegel Pflicht?

Um in Deutschland oder der EU Waren verkaufen zu dürfen, müssen Unternehmen unter Umständen sogar ein Siegel beantragen. Obst und Gemüse können stets auf dem Wochenmarkt verkauft werden, sofern der Betrieb alles ordnungsgemäß anmeldet, andere Hersteller müssen sich jedoch den Qualitätssiegeln beugen:

Elektrogeräte Sicherheit

Sobald ein Gerät mit Strom betrieben wird, sei es per Kabel oder auch mit Akkus, muss es das CE-Zeichen besitzen. Hierzu ist eine Prüfung notwendig, die in einzelnen Prüfzentren stattfindet. Befindet sich das Zeichen nicht auf dem Gerät, kann es beispielsweise nicht in die EU eingeführt oder innerhalb der EU vertrieben werden.

Elektrogeräte Verbrauch

Jedes Elektrogerät, welches mit Strom betrieben wird, muss das Energielabel besitzen. Dieses sagt den ungefähren Jahresverbrauch aus und deklariert, ob ein Gerät als Strom sparend oder Strom fressend betrachtet wird.

Tierische Lebensmittel

Bei Eiern ist beispielsweise die Kennzeichnung Pflicht, aus welcher Haltung die Tiere stammen. Zudem muss jedes Ei gestempelt werden, sodass der Betrieb und sonstige Informationen erkennbar sind. Wer tierische Lebensmittel als Bio-Ware verkaufen möchte, der muss ebenfalls zuerst ein Qualitätssiegel beantragen, denn ohne dieses und die durchgeführten Prüfungen darf die Bezeichnung nicht genutzt werden.

Fazit: Verbraucher wollen Klarheit

Für Unternehmen sieht es zuerst nach einem Aufwand aus, die Siegel zu beantragen und die Prüfungen zu bestehen. Doch lohnt sich die Mühe, da viele Verbraucher heute sehr stark auf Label achten und schon gezielt nicht zu Produkten greifen, die dieses vermissen lassen. In anderen Bereichen ist das Siegel ohnehin Pflicht, damit sichergestellt wird, dass die auf dem Markt vorhandenen Produkte sicher sind.

Dominik Kunze

Dominik Kunze studierte Betriebswirtschaft und Medienwissenschaften und arbeitet als Berater in verschiedenen Consultingagenturen. Neben etablierten Unternehmen gehören inzwischen auch immer mehr Startups zu seinem Kundenkreis. Er hilft mit seinem Expertenwissen bei der Suche nach der geeigneten Finanzierung oder bei der Erstellung eines Geschäftskonzeptes. Hin und wieder verfasst er Ratgeberbeiträge für unterschiedliche Businessportale.

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