Skip to main content

Energiewende - Strategien für kleine und mittelständische UnternehmenDie Energiewende betrifft nicht nur Stromkonzerne und Betreiber von Atomkraftwerken. Viele Märkte und Firmen sind mit neuen Herausforderungen konfrontiert. Dabei bergen die vielfältigen technischen Entwicklungen und politischen gesellschaftlichen Rahmenbedingungen nicht nur Risiken, sondern vor allem auch große Chancen für innovative Unternehmen. Eine systematische Auseinandersetzung mit den Themen Energie und Umwelt steht deshalb bei vielen Firmen auf der Agenda.

Die Energiewende betrifft alle Branchen

Der voranschreitende Klimawandel, die Endlichkeit fossiler Energieträger, der Ausstieg aus der Kernenergie – all diese Faktoren führen zu tiefgreifenden Veränderungen in unserer Gesellschaft vor allem aber auf den verschiedenen Märkten. Betroffen davon sind alle Unternehmen, auch diejenigen, die nicht unmittelbar im Energiebereich tätig sind, und nicht nur große Stromkonzerne oder Betreiber von Atomkraftwerken. Denn höhere Preise für Energie und andere wichtige Ressourcen bedeuten steigende Produktionskosten. Außerdem beeinflussen Aspekte des Umwelt- und Klimaschutzes immer mehr die Kaufentscheidungen von Privatleuten, aber auch für Unternehmen spielt ein „grünes“ Image eine immer wichtigere Rolle. Eine systematische Auseinandersetzung mit den aus der Energiewende resultierenden Anforderungen und Veränderungen ist von daher dringend erforderlich.

Chancen und Risiken

Grundlegende Veränderungen setzen in der Wirtschaft stets einen Selektionsprozess in Gang. Diejenigen Unternehmen, die zum richtigen Zeitpunkt auf die neuen Herausforderungen reagieren und entsprechende Lösungen parat haben, gehen gestärkt aus diesem Prozess hervor. Verpassen Firmen neue Entwicklungen oder stellen sie sich nur unzureichend auf veränderte Rahmenbedingungen ein, drohen sinkende Marktanteile, finanzielle Verluste oder gar die Insolvenz. Negativ-Beispiele dafür gibt es viele, an prominenter Stelle sei hier das Ende des Fotoherstellers Kodak genannt, der die digitale Revolution der Fotografie verschlafen hat. Auch die teils erheblichen Verluste großer EVU im vergangenen Jahr sind hier ebenso zu nennen wie die Pleitewelle in der Solarbranche.

Neben diversen Risiken bergen Veränderungen jedoch stets auch große Chancen für Wachstum und neue Geschäftsideen. Wer innovative Lösungen und Ansätze entwickelt und sich entsprechend flexibel positioniert, kann Abhängigkeiten von bestehenden Märkten und Produkten reduzieren, Kosten einsparen und neue Standbeine schaffen sowie für sich und sein Unternehmen neue Kunden und Märkte erschließen. Wer diese Herausforderung annehmen und meistern will, sollte systematisch und gründlich vorgehen. Die Entwicklung einer eigenen Strategie im Umgang mit der Energiewende, vor allem aber in Bezug auf die Themen Energie und Ressourcen, ist hierbei äußerst empfehlenswert. So können Rückschläge und unnötige Fehler vermieden, Chancen identifiziert und Risiken rechtzeitig erkannt werden.

Letztendlich stehen viele Unternehmen derzeit vor den gleichen Fragen:

  • Wie und in welchem Maße ist mein Unternehmen von den Veränderungen am Energiemarkt betroffen?
  • Wie können bestehende Risiken minimiert werden?
  • Ist es ausreichend die Energie- und Ressourceneffizienz im Unternehmen zu optimieren?
  • Können Produkte aus der Produktpalette durch neue, „grüne“ Alternativen ersetzt bzw. das Portfolio ergänzt werden?
  • Bestehen im Unternehmen die dafür erforderlichen Kompetenzen und Kapazitäten?

Die Beantwortung dieser Fragen ist eine Herausforderung, die einer systematischen und umfassenden Herangehensweise bedarf. Wichtig ist vor allem der erste Schritt: sich den Fragen und der Herausforderung zu stellen.

Strategien entwickeln

Für die Entwicklung einer Strategie im Bereich Energie und Umwelt müssen die sich häufig ändernden politischen Rahmenbedingungen, die wirtschaftlichen Zusammenhänge, Fördermöglichkeiten, technischen Neuentwicklungen und auch globale Einflüsse beachtet werden. Hierfür sind entsprechende Branchenkenntnisse in den relevanten Bereichen von Nöten. Jedoch verfügen nur wenige Unternehmen über Fachkräfte, die einen entsprechend detaillierten Einblick in die erforderlichen Themenfelder und Branchen haben. Für viele Unternehmen, vor allem kleine und mittlere Unternehmen (KMU) stellt die Initiierung eines derartigen Strategieprozesses vor allem aus zeitlicher Sicht ein großes Hindernis dar. Die Ressourcen von Geschäftsführung und Führungskräften sind im Tagesgeschäft gebunden, es fehlt an Zeit und Kapazitäten für die Entwicklung von neuen spezifischen Konzepten, vor allem wenn noch kein akuter Handlungsbedarf erkannt wurde. Genau hier liegt jedoch die große Gefahr Risiken zu spät zu erkennen und Chancen zu verpassen.

Abb. 1Das Unternehmen im Spannungsfeld der Energiewende

Abb. 1 Das Unternehmen im Spannungsfeld der Energiewende

Für die Entwicklung einer eigenen „Energie- und Ressourcen-Strategie“ sollten zunächst die relevanten Teilmärkte identifiziert und analysiert werden. Welche Zusammenhänge bestehen und inwieweit wirken Veränderungen auf bestehende Marktmechanismen ein? In diesem Zusammenhang empfiehlt es sich das Unternehmensumfeld mit Hilfe bekannter Methoden (STEP-Methode, Fünf-Kräfte-Modell) zu untersuchen, sowie in den relevanten Teilmärkten systematisch nach Trends und möglichen Betätigungsfeldern zu suchen. So kann eine Vielzahl an Trends identifiziert und bewertet werden. Für besonders interessante Trends empfiehlt es sich, Steckbriefe zu erstellen, die angefangen bei einer kurzen Beschreibung über technische Spezifikationen, wirtschaftliche Potenziale und Marktdaten, komprimiert alle wichtigen Informationen enthalten sollten.

Ein besonderes Gewicht muss auf die Identifizierung, Analyse und Bewertung von Chancen und Risiken gelegt werden. Neben steigenden Energiekosten, ein Thema das fast alle Unternehmen betrifft, sollte auch untersucht werden, ob und inwieweit Abhängigkeiten von knappen Ressourcen wie z.B. Seltenen Erden bestehen.

Hat das Unternehmen mögliche Geschäftsideen erkannt müssen Stärken und Schwächen sowie entscheidende Erfolgsfaktoren herausgearbeitet und miteinander abgeglichen werden. Wen es darum geht neue Geschäftsideen zu bewerten, spielen in vielen Bereichen vor allem das vorhandene Know-how der Mitarbeiter, aber auch besondere Markteintrittsbarrieren, wie z.B. hohe Investitionskosten eine entscheidende Rolle.

Bewertung durch eine SWOT-Analyse

Um neue Geschäftsideen zu konkretisieren und zu vertiefen sind konzeptionelle Businesspläne zu erstellen, die abschließend basierend auf einer SWOT-Analyse bewertet werden können. Mit Hilfe einer SWOT-Analyse können Leitlinien für die zukünftige Strategie des Unternehmens im Energie- und Ressourcenbereich formuliert werden (s.Abb.2).

Allein durch die intensive Auseinandersetzung mit möglichen Risiken sowie unterschiedlichen Trends wird die Entscheidungsbasis für Unternehmensführung für kommende Herausforderungen gestärkt. So gerüstet kann die Energiewende kommen.

Abb. 2Systematische Analyse zur Erarbeitung von Unternehmensstrategien

Abb. 2 Systematische Analyse zur Erarbeitung von Unternehmensstrategien

(Artikelbild: © Fantasista – fotolia.de)

Martin Meiller

Martin Meiller studierte Wirtschaftsingenieurwesen an der Hochschule für angewandte Wissenschaften Amberg-Weiden, wo er auch den Masterstudiengang „Umwelttechnologie“ absolvierte. Als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Fraunhofer-Institut für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik UMSICHT, Institutsteil Sulzbach-Rosenberg, beschäftigt er sich unter anderem mit Strategien für KMU im Umgang mit der Energiewende.

Der Artikel hat dir gefallen? Gib uns einen Kaffee aus!

Leave a Reply