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Unternehmerwerker - www.philipp-heinisch.de„Jeder Handwerker, der den Schritt in die Selbstständigkeit gewagt hat, ist ein Unternehmer.“ Wie viele dieser Aussage zustimmen oder aber gegenteiliger Meinungen sind, das hängt vom Blickwinkel des Betrachters ab. Einerseits kommen das persönliche Selbstbild des Handwerkers und seine individuelle Sozialisation im Lebensumfeld zum Tragen, andererseits spielt in diesem Zusammenhang auch die Bewertung durch die Gesellschaft eine entscheidende Rolle.

All diese Faktoren haben Einfluss auf die Einstellung des betroffenen Handwerkers. Sie wirken dadurch automatisch auf sein Handeln.

Spieglein, Spieglein an der Wand – Was bin ich?

Wenn ich Handwerker mit eigenem Betrieb als Unternehmer bezeichne, reagieren diese unterschiedlich: Die Wenigsten bejahen mit Stolz. Einige sind unsicher, ob sie zustimmen oder ablehnen sollen, und wieder andere betonen, sie seien „nur“ Handwerker. Letztere erklären mir, dass Unternehmer einen größeren Betrieb, eher einen Industriebetrieb ihr Eigen nennen oder reichlich Mitarbeiter beschäftigen würden und nicht nur, wie sie, wenige Beschäftigte haben.

Häufig spiegeln diese Aussagen meinen ersten Eindruck von dieser Person wider. Sein Auftreten in Haltung, Kleidung, Fahrzeugen, sein Schriftverkehr, die Eigenwerbung seines Betriebes, sein Verhältnis zu den Mitarbeitern, selbst das Gebäude – außen wie innen – auch die Unternehmenskennzahlen.

In einigen Handwerkerberufen machen sich die Gesellen nach Ablegung der Meisterprüfung selbstständig. Sind diese dann automatisch Unternehmer? Einen handwerklichen Ausbildungsberuf, aus dem die Absolventen als Unternehmer herausgehen, gibt es noch nicht. Die Bezeichnung „Unternehmer“ gibt man sich selbst oder erhält sie von der Gesellschaft.

Nur wem nutzt die Unterscheidung, Unternehmer oder Handwerker? Zuallererst Ihnen – in Ihrer Einstellung zu sich und zu Ihrem Handwerksbetrieb. Machen Sie Geschäfte, lohnende Geschäfte, ertragreiche Geschäfte: Rein von der Bedeutung her traut man das jemandem, der ausdrückt: „Ich bin Unternehmer“ eher zu, als einem der sagt: „Ich bin Handwerker“.

Wie Du kommst gegangen, so …

In dem Begriff „Unternehmer“ steckt das Wort „nehmen“. Dieses hat seinen Ursprung im Indogermanischen „nem“ und bedeutet soviel wie „sich selbst etwas zuteilen“. Im Althochdeutschen „nama“ steht es für „das räuberische, gewaltsame Nehmen“ oder „das Ergreifen“ einer Sache. Mit dieser Doppelbedeutung nähern wir uns schon den Begriffen „unternehmen“ und „Unternehmer“. Beide haben inhaltlich die Bedeutung von „beginnen, anpacken, betreiben, machen, Chancen ergreifen“, und dadurch auch die enge Verbindung zum Geschäftsmann.

Egal ob klein oder groß, ob Handwerker oder nicht – ein Unternehmer ist eine Person der Tat, die nicht nur selbst ein Geschäft besitzt, sondern Geschäfte macht und in erster Linie das Ziel verfolgt, ordentliche Erträge/Gewinne statt nur Umsätze einzufahren. Letzteres ist zum Glück keine Frage der Betriebsgröße.

Viele Handwerker sind an erster Stelle auf eine korrekte fachliche, teilweise künstlerische Ausführung ihrer Arbeit bedacht und weniger auf die wirtschaftlichen – eben die unternehmerischen – Aspekte.

Dabei spielt der Charakter, die Selbsteinstellung, das Können und die Wertschätzung, aber auch die Haltung gegenüber Kunden (also wie man ihnen gegenüber auftritt) eine große Rolle. Denke ich zu sehr an das Fachliche und habe ich in der Hinsicht auch meinen Preis kalkuliert, vielleicht sogar mit dem unterschwelligen Gefühl: „Das ist ganz schön teuer, kann ich das dem Kunden überhaupt zumuten?“, dann habe ich ziemlich schlechte Karten.

Überbringe ich mit eben diesem flauen Gefühl mein Angebot, werde ich gleich bei der ersten Kundenfrage nach einem günstigeren Preis nachgeben und haue mir damit quasi selbst meine ohnehin wacklige Kalkulation entzwei. Ergebnis: Auftrag erhalten – und nichts oder nur wenig verdient. Das Ziel ist ein „gesundes“ Handwerksunternehmen zu führen und damit dauerhaft attraktiv für private wie gewerbliche Kunden, Mitarbeiter, Lieferanten und vor allen Dingen für sich selbst zu sein.

Was kann ich für eine förderliche Einstellung tun und wie soll das geschehen?

Eine Einstellung hat man nicht einfach. Einstellungen sind gewachsen und genährt worden, durch Ein- und Nachwirkungen vergangener Erfahrungen. Sie erweisen sich in vielen Fällen als dauerhaft und resistent gegenüber Veränderungen. Sie sind oft noch vorhanden und wirken, auch wenn sie schon längst nicht mehr in unsere aktuellen Lebensumstände passen.

Dennoch kann man, wenn man die Bereitschaft und Flexibilität mitbringt, eigene Verhaltensweisen reflektieren und solche Einstellungen verändern. Wichtig ist aber, konsequent und beständig daran zu arbeiten, sie immer wieder zu hinterfragen und das so lange, bis daraus nachhaltig die gewünschte, neue Einstellung geworden ist – also eine angemessene Art und Weise, neue Eindrücke und Situationen aufzunehmen und zu bewerten.

Wenn Sie dann für sich eine angemessene innere Einstellung entwickelt haben, werden Sie die Kreativität und Zeit finden, diese Veränderung auch zu leben. Der dadurch vorprogrammierte Erfolg wird Ihnen das bestätigen. Nun gilt es auch für die Nachhaltigkeit zu sorgen und dabei stellt sich die Frage:

Wie kann ich meine neue Einstellung stabilisieren?

Sehen Sie Veränderungen als Chance und Teil des Lebens: Gäbe es diese nicht, hätten wir nur Winter oder Frühling, würden uns Bäume keine Früchte bescheren. Ebenso würde sich auch unsere Persönlichkeit nicht weiterentwickeln. Freuen Sie sich auf den Wandel. Nicht jede Veränderung scheint auf den ersten Blick positiv zu sein. Wenn Sie darin mit Hilfe Ihrer veränderten Einstellung eine Chance für Lernen und Wachstum sehen können, werden Sie angstfreier die richtigen Entscheidungen treffen können.

Sie finden passende Lösungsmöglichkeiten für auftretende Probleme und Kraft für die nächsten Aufgaben. Schöpfen Sie aus all dem, was Ihnen bereits gelungen ist. Manchmal verstehen wir das Leben und die Veränderungen erst, wenn wir wieder in den Rückspiegel schauen.

Jedes Jammern und Ärgern über eine Veränderung kostet unnötig Kraft. Kraft, die Sie brauchen, um die Veränderung voranzutreiben und mit Ideenreichtum, Mut und Tatendrang anzugehen.

Der Philosoph Matani schrieb: Der eine sieht nur Bäume – Probleme dicht an dicht. Der andere Zwischenräume – und das Licht.

Arbeiten Sie daran, Ihre innere Einstellung zu ändern. Es wird Sie überraschen, wie gut Ihnen dann vieles gelingt. Das ist gleichzeitig eine sprudelnde Motivationsquelle!

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen eine bewusste optimistische Einstellung, viele neue und gute Erfahrungen sowie ertragreiche Geschäfte jetzt als „Unternehmer und Handwerker “.

(Bild: © www.philipp-heinisch.de)

Dieter Grabs

Unser Autor Dieter Grabs ist seit 1987 selbständiger Berater und Trainer für Marketing/Verkauf in verschiedenen Branchen. Seit 1999 wirkte er auch als UnternehmerCoach in über 80 Unternehmen.

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