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Group Business LeaderIst Mitarbeiterführung ein Buch mit sieben Siegeln? „Richtig führen ist einfach!“, sagt Managementberater Matthias K. Hettl. Jens Grübner vom Verlag BusinessVillage wollte mehr wissen.

Gibt es einen Unterschied zwischen einer Führungskraft und einem Manager? Wie motiviert man seine Mitarbeiter? Und welche Bedeutung hat die Mitarbeitermotivation für unternehmerischen Erfolg?

Herr Hettl, „Führung“ und „Management“ werden als Begriffe oft synonym verwendet. Doch meinen diese Begriffe wirklich das Gleiche?

M. Hettl: Die Unterscheidung beider Begriffe ist nicht nur für die meisten Teilnehmer meiner Leadership Seminare schwierig. Die beiden Begriffe werden manchmal synonym verwandt, haben jedoch zwei unterschiedliche Bedeutungen. Beim Führen steht der Mensch im Mittelpunkt. Es geht darum, Mitarbeiter im Unternehmen zu führen, zu motivieren und ihnen Feedback zu geben. Mit dem Begriff Management werden die Aufgaben beschrieben, die von Managern erledigt werden. Diese sind beispielsweise Zielsetzung, Planung, Organisation, Kontrolle, Steuerung. Dazu benötigt der Manager jedoch Mitarbeiter und diese Mitarbeiter führt er dann. So kommen beide Begriffe wieder zusammen.

Wie  stellt man sich eigentlich eine ideale Führungskraft vor? Aus Mitarbeitersicht und aus Sicht der übergeordneten Führungsebene?

M. Hettl: Die Anforderungen an Führungskräfte sind vielfältig. Von einer idealen Führungskraft kann man im eigentlichen Sinne nicht sprechen, denn dieses Ideal existiert nicht. Es lassen sich jedoch vier Grundanforderungen an Führungskräfte nennen, die besonders wichtig sind. Diese sind ‚Visionen entwickeln’ und seinen Mitarbeitern ein Gefühl zu geben für die Sinnhaftigkeit ihres Tuns. ‚Mut zu haben’ und entschlossen zu handeln, Vertrauen schaffen durch persönliche ‚Integrität’ und ‚Verlässlichkeit’ im täglichen Handeln zeigen.

Da müssen ja schon zwei Herzen in einer Brust schlagen um diesen Ansprüchen gerecht zu werden. Gibt es einen bevorzugten Führungsstil, um dem gerecht zu werden?

M. Hettl: Es gibt keinen Universalführungsstil, denn jede Führungssituation und jeder Mitarbeiter ist anders. Die besondere Herausforderung von Führungskräften liegt darin herauszufinden, wie sie ihrem Mitarbeiter situativ durch den geeigneten Führungsstil weiterentwickeln können.

Welche Auswirkungen hat der Führungsstil auf die Arbeitsergebnisse?

M. Hettl: Der Führungsstil ist eine der wichtigsten Einflussgrößen auf das individuelle Arbeitsergebnis von Mitarbeitern. Die Anwendung eines falschen Führungsstils führt immer zu Demotivation bzw. Überforderung. Deshalb sollte eine Führungskraft sich dafür sensibilisieren, was in der jeweiligen Situation der wirksamste Weg ist, Mitarbeiter weiterzuentwickeln.

Vielerorts hört man Mitarbeiter über die zunehmende Arbeitslast klagen. Zielvorgaben sind oftmals unerreichbar. Fordern und Überfordern liegen eng beieinander. Wie gelingt es, leistbare Ziele zu formulieren?

M. Hettl: Bei der Formulierung von leistbaren Zielen sind immer die Sichtweisen von Mitarbeiter und  Vorgesetztem zu berücksichtigen. Beide vereinbaren idealerweise die Ziele für das nächste Jahr, Halbjahr oder Quartal und passen diese bei Veränderungen auch an. Dieses geschieht leider zu wenig. Auch erfüllt die Zielformulierung oft nicht die ‚smart’ Kriterien: spezifisch, messbar, akzeptiert, realistisch und terminiert. Wenn diese beachtet werden und es zu einem kontinuierlichen Feedback zur Zielerreichung kommt, dann ist der Zielerreichungsprozess auch erfolgreich.

Die Erwartungshaltung an Führungskräfte ist heute immens. Ein Schlagwort in diesem Zusammenhang ist: „Die Führungskraft als Coach“. Ist das überhaupt leistbar?

M. Hettl: Bei der Mitarbeiterführung wird teilweise davon ausgegangen, dass diese sozusagen im ‚Ehrenamt’ ausgeführt wird. Mitarbeiterführung benötigt Zeit und kann daher nicht nebenbei erledigt werden. Gerade bei den hohen Ansprüchen an Mitarbeitern ist es für Führungskräfte wichtig für ihre Mitarbeiter ansprechbar und erreichbar zu sein und diese je nach individueller Situation selbstverständlich auch zu coachen. Das ist eine wichtige Führungsaufgabe, um Mitarbeiter auf dem Weg zu mehr Selbständigkeit und Delegation zu entwickeln.

Wie wird sich die Situation von Führungskräften in den nächsten Jahren entwickeln? Gibt es Trends, die sich abzeichnen?

M. Hettl: Der wichtigste Trend ist der, dass die Rolle der Führungskraft in Zukunft noch wichtiger werden wird. Allein aufgrund des demographischen Faktors ist es entscheidend, schon heute an die Mitarbeiter von morgen zu denken. Diese werden stärker darauf achten, bei welchem Arbeitgeber sie die Förderung und Führung erhalten, die sie sich wünschen, und dabei spielt die Qualität von Führungskräften eine zunehmend wichtigere Rolle.

Herr Hettl, vielen Dank für dieses Gespräch!

Über Matthias K. Hettl:
Matthias K. Hettl ist als Coach, Trainer und Managementberater vorwiegend für Vorstände, Geschäftsführungen und Führungskräfte tätig. Er vertrat mehrere Jahre lang eine Professur für Management und verbindet wissenschaftliches Know-how mit umfangreicher Praxiserfahrung. Seine Schwerpunkte umfassen die Themen Leadership Skills und Managementkompetenzen. Als ‚excellent speaker’ gehört er zu den bedeutendsten Referenten im deutschen Sprachraum und ist für die TOP Seminar- und Kongressveranstaltungen in Europa tätig.

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