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7 Todsünden der Digitalisierung: Ist dein Unternehmen fit für die Zukunft?
Eigentlich ist es seltsam. Seit 30 Jahren haben wir PCs, seit 20 Jahren das Internet und Handys. Seit zehn Jahren gibt es Smartphones. Und jetzt reden alle über Digitalisierung? Sind wir denn nicht alle längst digital? Ja und nein. Das Digitale ist bereits tief in unseren Alltag eingebettet. Doch das ist erst der Anfang. Die Welt ändert sich – und so müssen sich auch Unternehmen ändern.

Für Führungskräfte ist das verdammt ungemütlich. Denn das erfordert ganz neue Fähigkeiten, ein neues Selbstbild – und gewissermaßen einen Aufbruch ins Ungewisse. Nicht umsonst sagt mehr als ein Verantwortlicher: „Transformation ist Mist“. Das ist politisch unkorrekt, aber verständlich. So viel Neues auf einmal, lauter Trends, von denen die meisten in einem halben Jahr schon wieder passé sind: Wie soll man bei so vielen Bäumen noch den Wald erkennen?

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Entscheidend ist, nicht in Panik zu geraten und kopflos zu handeln. Denn wer in blindem Aktionismus einfach irgendwas macht, wird sich schneller als gedacht in einer der folgenden sieben Fallen wiederfinden.

1. Digitalisierung zum Projekt machen

Die schlechte Nachricht zuerst: Digitalisierung bedeutet nicht, einen YouTube-Kanal einzurichten, eine App zu launchen und irgendeinen Mitarbeiter zum Chief Digital Officer zu ernennen.

Der Spaß fängt damit erst richtig an! Denn Digitalisierung ist kein Projekt, das sich in einem halben Jahr abwickeln lässt. Digitalisierung ist ein Prozess, der uns die nächsten Jahre weiter begleiten wird. Unser Privatleben hat sich bereits massiv verändert – Wirtschaft, Unternehmensabläufe und Kundenverhalten werden folgen. Natürlich bedeutet das nicht, jedem Trend hinterherzulaufen. Doch wir müssen verstehen, was da draußen passiert – und entsprechend darauf reagieren. Digitalisierung gelingt nicht über Nacht. Im Grunde ist es ein Prozess, der nie abgeschlossen ist.

Doch wer heute anfängt und ernsthaft beginnt, seine Ideen in die Tat umzusetzen, wird sein Unternehmen bereits in einem Jahr nicht mehr wiedererkennen. Auf die Entwicklung kommt es an, nicht auf das „Fertigwerden“!

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2. Digitalisierung ≠ Technik und Industrie 4.0

„Industrie 4.0“ ist Deutschlands Lieblingskind in Sachen Digitalisierung. Digitalisierte Lieferketten, optimierte Produktionsstraßen, globale Vernetzung – alles schön und gut. Doch es geht nicht alleine darum.

Digitalisierung ist nicht immer etwas Technisches wie neue Software oder Maschinen.

Es reicht nicht mehr aus, einfach ein bisschen schneller und preiswerter zu produzieren, um weiterhin die Nase vorn zu haben. Prozesse müssen automatisiert und optimiert werden, keine Frage. Im Zentrum der Digitalisierung steht jedoch der Mensch – und der Wert, den ein Unternehmen für seine Kunden schafft. Für den Kunden ist entscheidend, dass das Produkt funktioniert. Und dass der User in irgendeiner Form Spaß damit hat oder zumindest eine deutliche Verbesserung in seinem Leben verspürt. Technik allein ist nichts – im Fokus steht immer der Mehrwert für den Kunden.

3. „Lass das mal die IT machen!“ – Digitalisierung wegdelegieren

„Digital, das sind Computer. Haben wir ja schon lange. Lasst das die IT machen!“ Wer jemals vor einem System gesessen hat, das von einem reinrassigen Nerd erdacht wurde, ist definitiv anderer Meinung. Kundenfreundliche, intuitive Bedienung sucht man da oft vergeblich. Woran es liegt? Weil im Entstehungsprozess schlicht und ergreifend vergessen wurde, dass es sowas lästiges wie Kunden gibt.

Apropos Zuständigkeit: Natürlich ist es praktisch, sich innerhalb des Unternehmens einen Zuständigen zu suchen, der den Hut aufhat. Und der auch prima als Sündenbock herhält, wenn nicht alles läuft wie geschmiert. Doch das ist bloß Augenwischerei und abwälzen von Verantwortung!

Digitalisierung betrifft alle Bereiche und alle Mitarbeiter, vom Service bis zur Buchhaltung.

Zusätzliche Stolperfalle: Es ist die klassische Aufgabe der IT, Systeme am Laufen zu halten. Der Ruf nach Veränderung macht diese Jungs daher hochgradig nervös! Kurz gesagt: Digitalisierung lässt sich nicht delegieren. Binde daher alle Mitarbeiter mit ein.

4. Kundenbedürfnisse? Völlig überbewertet!

Fortschritt bedeutet, dass wir einen Schritt ins Unbekannte machen. Stehenbleiben und Philosophieren bringt keinen weiter – ebenso wenig wie ein beherzter großer Sprung, der fatale Folgen haben kann.

Kurz gesagt: Du musst Dinge ausprobieren, um zu sehen, ob und wie sie wirken. In der Hauptrolle: die Kunden! Es bringt absolut nichts, jahrelang an etwas zu tüfteln – und dann festzustellen, dass es niemand haben will. Oder die Hälfte der Menschen zu ungeschickt für die richtige Bedienung ist. Oder die Konkurrenz inzwischen etwas Ähnliches umsonst anbietet.

Egal, wie cool, außergewöhnlich und kaufenswert ein Produkt oder eine Dienstleistung in deinen Augen ist – nur wenn der Kunde einen Mehrwert für sich erkennt, wird er zuschlagen.

„Price is what you pay. Value is what you get.“

Investorenlegende Warren Buffet hat schon lange kapiert, worauf es heute ankommt.

5. Lange Entwicklungszyklen für absolute Perfektion

„Damit können wir erst rausgehen, wenn wirklich alles passt!“

Viele Firmen machen den Fehler, ein neues Konzept erst bis zum fertigen Produkt zu entwickeln, bevor sie es ihren Kunden und der Öffentlichkeit zeigen. Alles andere wäre ja furchtbar peinlich. Schließlich würde jeder Kunde und vor allem die Kritiker sofort erkennen, was alles noch fehlt. Stop! Höchste Zeit, diesen Film anzuhalten. Sicherlich hat sich beim ersten Fotoapparat niemand darüber beschwert, dass die Bilder nicht farbig sind. Oder man gefühlt minutenlang die Luft anhalten musste, um die Aufnahme nicht zu verwackeln. Und oft wissen die Ingenieure selbst auch nicht so genau, wo es noch hakt. Das zeigt sich erst beim Ausprobieren. „

Learning by Doing“ ist das neue Perfekt!

Egal, ob es um Software, Hardware oder Dienstleistungen geht: Kleine Schritte, die immer wieder getestet werden, sind der Schlüssel zum Erfolg. Denn sie schaffen mit weniger Aufwand und in kürzerer Zeit bereits mehr Klarheit als jeder theoretisch aufgeblasene Fünf-Jahres-Strategieplan.

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6. Bei Fehlschlägen den Kopf in den Sand stecken

Von einem Gedanken müssen sich Führungskräfte direkt freimachen: Es wird nicht alles nach Plan laufen. Und es wird auch nicht alles funktionieren. Denn die Digitalisierung verläuft nicht gradlinig. Und sie lässt sich auch nicht genau vorhersagen. Vielleicht geschieht auf halbem Weg etwas, das dich dazu zwingt, die komplette Strategie über den Haufen zu werfen und von vorne zu beginnen.

Entscheidend ist, sich davon nicht aus der Bahn werfen zu lassen. Sondern an der eigenen Vision festzuhalten und weiterhin darauf hinzuarbeiten. Was glaubst du, wie viele Vorgänger des iPhones niemals den ersten Testlauf überstanden haben? Und wir würden schlimmstenfalls immer noch bei Kerzenlicht sitzen, wenn Edison nicht über 1.000 Wege gefunden hätte, wie eine Glühbirne nicht funktioniert. Ja, richtig gelesen: Er ist über tausend Mal gescheitert. Fehlschläge haben nichts mit Versagen zu tun – solange sie als konstruktive Lernerfahrung taugen. Daher lautet eine wichtige Devise für die Digitalisierung:

Wer nichts versucht, wird auch nicht klug!

7. Auf vergangenen Erfolgen ausruhen

Viele Unternehmen haben die nachvollziehbare Unart, sich auf ihren Lorbeeren auszuruhen. Frei nach dem Motto: „Ich hab‘ mich umgeschaut, wir sind die Besten hier!“ Zugegeben, das ist auch verlockend. Warum sich anstrengen und neue Ideen produzieren, wenn die alten noch für soliden Umsatz sorgen?

Weil sich unternehmerischer Erfolg spätestens jetzt nicht mehr linear planen lässt! Die Konkurrenz zaubert Verbesserungen aus dem Hut, die die Kunden umhauen. Start-ups schlagen mit radikal neuen Ideen auf und branchenfremde Spieler wirbeln alles durcheinander. Hallo Digitalisierung!

Die wirkliche Gefahr kommt heute meist aus einer ganz anderen Richtung, als wir es erwarten. Beispiel gefällig? Smartphones ersetzen heute Taschenlampen und wir bestellen unseren halben Hausrat und sogar Lebensmittel bei Amazon, das ursprünglich als Buchhändlerschreck gestartet ist. Damit hat keiner gerechnet. Doch der Erfolg spricht für sich. Spätestens jetzt sollten bei dir die Alarmglocken klingeln! Höchste Zeit, das „Next Big Thing“ auszutüfteln – solange der Laden noch rundläuft.

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Ömer Atiker

Ömer Atiker hat Wirtschaftsingenieurwesen studiert und ist ein in Deutschland führender Experte für digitale Strategie. Seine Keynotes und Vorträge zeigen auf unterhaltsame und kluge Art, was die Digitalisierung für Unternehmen und Menschen bedeutet. Als Berater hilft er Firmen bei der digitalen Transformation. Mit seiner Agentur "Click Effect" macht er außerdem seit über zehn Jahren digitales Marketing für mittelgroße und große Unternehmen.

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