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Wirtschaft & Ethik: Richtige Führung und Motivation des Personals (Teil III)In den vorangegangenen Teilen unserer Serie zum Thema „Wirtschaftsethik“ haben wir gezeigt, welche Vorteile ein Unternehmen aus nachhaltiger und an sozialen Werten orientierter Vermarktung ziehen kann. Gewinnmaximierung und ethische Verträglichkeit müssen also keine Widersprüche darstellen. Ganz im Gegenteil. Sie können und sollten gemeinsam eine erfolgsversprechende Strategie in den Köpfen langfristig planender Unternehmer darstellen. Globale und unmittelbare Folgen bestehender, auf schnellen Erfolg ausgerichteter Firmen-Kunden-Konzepte, sprechen eine klare Sprache: Die Wirkung ist immer schnell verpufft und die Umsatzkurve geht langfristig abwärts.

Doch ein Punkt wurde bisher ausgeklammert. Wenn wir von sozialer Gerechtigkeit und humanitären Produktionsbedingungen sprechen, sowie ethischen Werten bei der Vermarktung im Sinne eines erfüllten Qualitäts- oder Produktversprechens, sollte man sich auch überlegen, welchen Nutzen man aus einer angepassten Mitarbeiterführung ziehen kann. Wie sollte Arbeit konkret gestaltet werden, um das Optimum für das Unternehmen auf der einen Seite und den Menschen als Arbeitnehmer auf der anderen Seite herauszuholen? Mit diesem lange Zeit unterschätzen Aspekt beschäftigt sich der letzte Teil unserer Serie.

Angemessene Arbeitsbedingungen sind leider kein Selbstverständnis

Wenn wir die gängigen Arbeitsmodelle vieler Firmen betrachten, hebt sich eines deutlich ab: Es wird entweder zu viel, zu lang oder zu unregelmäßig gearbeitet. Schlägt man eine beliebige Zeitung auf oder surft ein wenig im Internet, stößt man schnell auf verschiedene Berichte, die uns vor Augen führen, dass das Innenleben einiger Unternehmen kränkliche Symptome aufweist. Themen wie Mitarbeiterführung und das viel zitierte Problem der „Work-Life-Balance“ aber sind keine Modeerscheinungen. Sie benennen gefährlicher Erreger. Nicht umsonst wird derzeit so viel über „Stress am Arbeitsplatz“ geschrieben.

In einem Atemzug werden reihenweise Fälle neuer Burn-Out-Diagnosen bekannt. Im Gleichschritt steigen die Zahlen krankheitsbedingter Fehltage und Arbeitsniederlegungen kontinuierlich. Laut einer aktuellen Forsa-Umfrage liegt der Hauptfaktor dafür, dass sich immer mehr Menschen überfordert und ausgebrannt fühlen, im eigenen Job. Zweidrittel der deutschen Arbeitnehmer klagen demnach über zu wenig Zeit, um den gestellten Arbeitsumfang zu bewältigen.

Der Egoist als Zukunftsmodell gesellschaftlichen Wohlstands?

Wir sehen durch solche Studien, die mit mahnendem Nachdruck von gestresstem und überarbeitetem Personal berichten, welche Folgen die Mischung aus globalem Wettbewerbsdruck und mangelhaftem sozialen Bewusstsein zum Vorschein bringen. Experten warnen bereits seit längerem mit Nachdruck davor, wohin die Gesellschaft schlittert, wenn bestimmte Mängel nicht aufgegriffen und angegangen werden. Der Zersetzungsprozess menschlicher Bindungen hat bereits jetzt ein gefährliches Ausmaß angenommen. Der Egoist als Idealformat im Überlebenswettkampf wird immer stärker gefördert. Wir wollen aber aufzeigen, welchen enormen Vorteil es mit sich bringt, seinen Mitarbeitern angemessene und förderliche Arbeitsbedingungen zu schaffen.

Wenn wir die sozialen Aspekte eines Unternehmens hinsichtlich seines Umgangs mit dem Produktionsfaktor „Mensch“ betrachten, muss auch ein Thema genannt werden, welches eine ebenso anhaltende Medienpräsenz genießt. Schlagworte wie „Lohndumping“ und „Billigarbeiter“ weisen auf tiefgreifende Missstände hin, vor denen Verbraucher und Unternehmer gleichermaßen nicht mehr länger die Augen verschließen können. Das Konzept „Werkverträge“, wobei häufig ungelernte Arbeitskräfte eingesetzt werden, weil man ihnen nur ein Viertel des Lohnes zahlen muss, zeigt in aller Deutlichkeit, welche Dimensionen die Aufgabe menschlicher Grundwerte mittlerweile angenommen haben. Spinnt man den Faden weiter, bekommt unter dieser Perspektive die aktuelle Diskussion um die Einführung eines flächendenkenden gesetzlichen Mindestlohns ebenfalls neuen Zündstoff.

Schadet er wirklich mehr, als er nützt? Und wenn er schadet, wem im Besonderen? Dem Unternehmen oder vielmehr dem Arbeitnehmer? Eine umfassende Diskussion soll an dieser Stelle ausbleiben. Fakt ist jedoch eines, und das leuchtet intuitiv ein: Menschen brauchen vernünftige und längerwährende Anreize, um ihre Kraft gezielt und dauerhaft einzusetzen. Diese Motivation ist maßgebend, um Unternehmensziele konsequent zu verfolgen. Mit einer Führungskultur, die diesen Punkt besonders berücksichtigt, bekommt man leistungsbereite und gesunde Arbeitskräfte, die ihre Aufgaben auch langfristig im Sinne der Firma erledigen.

Wie gestaltet man optimale Arbeitsbedingungen?

Überlegen wir also, was das konkret bedeutet. Im Sinne einer langfristigen Sicherung der Produktion und soliden Gewinnmaximierung sollte somit „beanspruchungsoptimale Arbeitsgestaltung“ stehen. Unter diesem etwas sperrigen Begriff verbirgt sich eine simple Philosophie:

„Arbeitsbedingungen sollten auf der einen Seite für den Mitarbeiter so ausführbar, schädigungslos und beeinträchtigungsfrei wie möglich gestaltet sein und im besten Falle die Persönlichkeit des Einzelnen fördern.“

Möchte man als Unternehmer seiner Belegschaft eine angemessene Arbeitsumgebung bieten, lohnt sich die Orientierung an diesen vier Aspekten, die unter dem Begriff der „Humankriterien der Arbeit“ Einzug in Theorie und Arbeitsrecht gefunden haben. Wie sich zeigen wird, liegt der große Clou in der Win-Win-Situation für Firma und Mitarbeiter. Es leuchtet ein, dass auf Dauer nur glückliche Arbeitnehmer, die weder körperliche noch psychische Auswirkungen ihrer Arbeit fürchten müssen, einen effektiven und vor allem langfristigen Beitrag zum Wachstum eines Unternehmens leisten können. In diesem Sinne kommt es vor allem darauf an, Bedingungen zu schaffen, die das Befinden der Belegschaft nicht beeinträchtigen und ihre Gesundheit fördern.

Doch was heißt das konkret?

Indem man beispielsweise Möglichkeiten zur sozialen Interaktion und Kommunikation schafft, Autonomie in Planung und Umsetzung bestimmter Aufgaben oder aber regelmäßig Lern- und Entwicklungsgelegenheiten in Form von Weiterbildungen und Trainings anbietet, wird das grundlegende Streben des Menschen nach größtmöglichen Handlungsspielräumen erfüllt. Dem Arbeitnehmer muss die Sinnhaftigkeit, Nachhaltigkeit und Ganzheitlichkeit seiner Aufgabe bewusst werden. Wenn er spürt, dass seine Arbeit geschätzt wird und einen wichtigen Teil zum Erfolg des Unternehmens beiträgt, was sich in positivem, aber auch in negativem Feedback zeigen kann, wird langfristig die Arbeitsmotivation und Zufriedenheit gesteigert. Das bedeutet im Umkehrschluss nichts weniger, als mit hoher Wahrscheinlichkeit seinen eingespielten Mitarbeiterstamm halten und so dauerhaft Gewinne sichern zu können.

Der Unterschied macht den Unterschied

Es sollte also klar sein, was den Erfolg oder Misserfolg einer Firma entscheidend beeinflussen kann. Die simple, aber notwenige Prämisse sollte lauten: Zeige dem Mitarbeiter, was Du an ihm hast! Lobe seine Arbeit oder aber kritisiere ihn konstruktiv. Vermeidet man an dieser Stelle jene prekären Zustände, wie sie leider für 8 Millionen Menschen bereits Realität sind, vermeidet man auch, dass Mitarbeiter nach Jahren völliger Verausgabung und reizloser Arbeitsroutine innerlich kündigen und resigniert ihren Job an den Nagel hängen. Ethische Grundsätze geben einem Unternehmen daher nicht nur Stabilität, sie machen es auch zu einem zukunftsorientierten, in sich starken Wirtschaftsbetrieb.

Mit unserer Serie „Wirtschaftsethik“ haben wir aufgezeigt, welchen wichtigen Beitrag die Rückbesinnung auf kaufmännische Werte für den Erfolg eines Unternehmens leistet. Wirtschaftsethik ist ein allgegenwärtiges Thema. Es ist Dreh- und Angelpunkt, wenn es darum geht, als Firma gewinnbringend am Markt zu bestehen. Indem wir die drei wichtigsten Aspekte beleuchtet haben, lässt sich abschließend festhalten: Eine umwelt- und sozialverträgliche Firmenphilosophie, sowie erfüllte Markenversprechen und langfristig ausgelegte Konzepte sind der Schlüssel zum Erfolg. Gerade für den Mittelstand bilden dabei Mitarbeiterzufriedenheit, aufrichtige Orientierung am Kunden und nachhaltige Produktionslinien das Grundgerüst im, von Großkonzernen und Globalisierung beherrschte, Wettbewerb.

Weitere Artikel dieser Serie:

Wirtschaft & Ethik: Die richtigen Werte führen zum Erfolg! (Teil I)
Wirtschaft & Ethik: Im B2C-Bereich durch Nachhaltigkeit und Qualität beim Kunden punkten! (Teil II)

Oliver Marquardt

Oliver Marquardt ist studierter Kommunikationsdesigner. Er arbeitete als Texter in renommierten Werbeagenturen, bevor er sich als Marketing- und Kommunikationsberater für Großunternehmen selbstständig machte. Mittlerweile ist er gefragter Berater für Markenentwicklung im Mittelstand und Autor vieler Fachartikel. 2013 gründete er zusammen mit seiner Frau das Büro "Marquardt+Compagnie" für wertebasierte Markenentwicklung. Privat spielt Golf, produziert Musik und kocht gerne.

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One Comment

  • Stefan Wehmeier sagt:

    „Heute, unter der Herrschaft der Monopole, widerstreitet die Betätigung des Eigennutzes oft genug dem gemeinen Wohl. Daher die gut gemeinten Ratschläge der Moralisten und Ethiker, den Eigennutz zu bekämpfen. Sie haben nicht begriffen, dass der Eigennutz an und für sich durchaus am Platze ist, und dass es nur einige rein technische Mängel unserer Wirtschaft sind, derentwegen der Eigennutz so häufig zu Ungerechtigkeiten führt. In einer monopolbefreiten Wirtschaft hingegen, in der es nur eine Art des Einkommens, den Lohn, geben wird, laufen Eigennutz und Gemeinnutz dauernd parallel. Je mehr die Einzelnen dann, ihrem Eigennutz gehorchend, arbeiten, umso besser werden sie den Interessen der Allgemeinheit dienen.
    Der heutige endlose Widerstreit zwischen Eigennutz und Gemeinnutzen ist eine ganz zwangsläufige Folge des herrschenden Geldstreik- und Bodenmonopols. Eine von diesen beiden Monopolen befreite Wirtschaft entzieht diesem Widerstreit für immer die Grundlage, weil in ihr der Mensch aus Eigennutz stets so handeln wird, wie es das Gemeininteresse erfordert. Die seit Jahrtausenden von Religionsgründern, Religionslehrern, Philosophen, Moralisten usw. aufrecht erhaltene Lehre von der Sündhaftigkeit der menschlichen Natur wegen ihrer Eigennützigkeit findet damit ein für allemal ihr Ende. Es ist keineswegs notwendig, dass wir, diesen Lehren folgend, uns durch Äonen hindurch abmühen, um uns selbst zu überwinden, um eines Tages vielleicht doch noch gemeinnützig zu werden – sondern wir können schon jetzt, heute, in dieser Stunde, die Verbrüderung der bisherigen Widersacher Eigennutz und Gemeinnutz vollziehen. Es ist dazu nicht erforderlich, dass wir den Menschen reformieren, es genügt vielmehr, wenn wir das fehlerhafte Menschenwerk, unser Geldwesen und Bodenrecht, ändern.“

    Otto Valentin (aus Die Lösung der Sozialen Frage, 1952)

    Ob es die Moralverkäufer nun wahrhaben wollen oder nicht – es soll auch schlaue Bücher geben, deren Inhalt hält, was der Titel verspricht. Wo die Menschheit heute wäre, hätte es die Volksverdummung durch die Moralverkaufs-Mafia der „heiligen katholischen Kirche“ nicht gegeben, sprengt jedes Vorstellungsvermögen:

    http://opium-des-volkes.blogspot.de/2013/11/macht-oder-konkurrenz.html

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