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Wirtschaft & Ethik: Die richtigen Werte führen zum Erfolg! (Teil 1)Ethik und Wirtschaft passen einfach nicht zusammen, darin war man sich lange Zeit einig. Dass es auch anders gehen sollte, zeigten führende Köpfe des beginnenden 20. Jahrhunderts.

Pioniere wie Heinrich Weber und Joseph Höffner konzipierten Ansätze einer philosophisch begründeten Wirtschaftsethik, in denen effiziente Vermarktung und ein soziales Menschenbild keine Gegenpole bildeten. Mit ihren Grundsätzen Verantwortung, Solidarität und Humanität schufen sie Werte, die sich heutzutage in Schlagworten wie „soziale Gerechtigkeit“ und „Nachhaltigkeit“ wiederfinden.

Sowohl ethisches Handeln als auch gewinnbringendes Wirtschaften bilden dabei zwei Elemente einer grundlegenden Motivation, die jeden Menschen auszeichnen. Sei es das auf Werte basierte Arbeiten im engeren Sinne oder jenes Grundbedürfnis, durch wirtschaftliche Aufwendungen nachhaltig Gewinne zu sichern – am Ende steht immer eines: Das Wohlergehen des Einzelnen, Unternehmer, Arbeitnehmer und alle an der wirtschaftlichen Wertschöpfung Beteiligten.

Soweit die Theorie. Schaut man zurück auf diese Grundideale, die gerade in den 50er und 60er Jahren den deutschen Handel prägten, wird es bitter aufstoßen, wenn man sich überlegt, wohin Zweckrationalität und das skrupellose Abholzen sozialwirtschaftlicher Maßstäbe Markt und Gesellschaft getrieben haben. Willkommen im 21. Jahrhundert.

Die Folgen eines Werteverlusts

Betrachtet man die Folgen eines zunehmenden Werteverlusts aus der Perspektive jener Marktteilnehmer, die ihnen am hilflosesten gegenüberstehen, muss man erkennen, dass KMU gleich dreifach betroffen sind:

  1. Unmittelbar beim Verkaufen im Kampf gegen ein riesiges Oligopol aus einigen wenigen marktbeherrschenden Großkonzernen, die Preise und Richtung bestimmen.
  2. Als Unternehmen in einer stark vernetzten Wirtschaft, das durch die Globalisierung immer weniger auf bilaterale Geschäftsbeziehungen bauen kann und deren strategische Sicht so durch kapitalfixierten Hinterhalt und Misstrauen vernebelt wird.
  3. In einer auf Kapital fokussierten Führungskultur, die sich klar auf die eigene Belegschaft auswirkt, wobei Mitarbeiterzufriedenheit nur ein Stichwort ist.

Aufgrund der lange Zeit unterschätzen Tragweite dieser Problematik soll mit analytischem Feinsinn in drei gesonderten Abschnitten gezeigt werden, welche dramatischen Konsequenzen der Verfall einfachster wirtschaftsethischer Prinzipien auf nahezu alle Bereiche ökonomischen Handelns hat.

Als Mittelständler im Haifischbecken der globalisierten Wirtschaft

Die genannten Bereiche wirken sich äußerst bestimmend auf das Tagesgeschäft eines mittelständischen Unternehmens aus. Wenn ich mich nur noch in einem engen Kanal nach vorne bewegen kann, muss ich sperrigen Ballast abwerfen. Ich bin dazu gezwungen, unnötig erscheinende Werte meines Geschäfts, wie z.B. Ökologisches oder Soziales, zu streichen. Damit lässt sich dann eine Zeit lang wieder gutes Geld verdienen. Je weniger mich Umweltschutz und Fairness kümmern, desto erfolgreicher bin ich heute.

Wenn ein großer Konzern mich als Zulieferer dazu drängt, jedes Jahr aufs Neue noch effizienter, noch billiger zu sein, dann habe ich keinen Raum für solchen Luxus. Und dieser Kanal, der von extremer Profitorientierung immer enger geschnürt wird, ist für viele Unternehmer bereits längst Realität. Doch, dass darin nicht nur eine Gefahr für mich als Betrieb besteht, sondern dies eine Entwicklung darstellt, die den freien Markt und seine Konsumenten als Solches bedroht, ist den wenigsten wirklich klar. Denn die Folgen sind gravierend. Dazu im zweiten Teil mehr.

Fassen wir zusammen: Aus der zunehmenden Konzentration auf einige wenige marktführende Produzenten und die wachsende Kapitalmacht von Banken resultieren also zwei wesentliche Gefahren, denen sich insbesondere kleinere und mittlere Unternehmen schutzlos gegenüber sehen. Durch die Entstehung von Oligopolen in wirtschaftlich gesättigten Bereichen wie beispielsweise der Automobil- oder Mineralölindustrie haben aufstrebende KMU kaum noch eine Chance, wenn es um Preisbildung und den Erwerb von Marktanteilen geht.

Und dieser Verdrängungswettbewerb großer Konzerne breitet sich auf immer mehr Branchen aus. Getrieben durch ungehemmte Kapitalmaximierung fallen mittelständische Unternehmen entweder im Zuge einer Übernahme oder durch schlichte Wettbewerbsunfähigkeit zum Opfer. Die Frage nach dem Menschen dahinter stellt sich hier noch gar nicht. Wir stellen sie aber später noch.

Ungehemmtes Wachstum und billiges Geld. Fehlt das Korrektiv?

Die Marktmacht wandert dadurch immer stärker in die Hände weniger Anbieter, die wiederum die Kleinen des Marktes schlucken. Damit schließt sich der Kreis. Beschließen diese großen „Global Player“ dann noch einen Waffenstillstand miteinander und sprechen ihr Verhalten untereinander ab, wodurch es zur Aufteilung des Marktes kommt, steht man dem Willen einer Oligarchie machtlos gegenüber. Dieser Effekt wird durch die Konjunkturprogramme der Notenbanken seit einigen Jahren noch ungünstig verstärkt. Denn das zur Verfügung gestellte Geld kommt nur sehr zögerlich durch steigenden Konsum beim Mittelstand an.

Gab es seit der Industrialisierung und der damit entstandenen Möglichkeit nach umfangreicher Anhäufung von Kapital immer wieder große Rückschläge, die sich nachhaltig korrigierend auf die gesamte Weltwirtschaft auswirkten, fehlen diese „Korrekturen“ seit den 50er Jahren ganz. Der Markt befindet sich also seitdem in einer ungehinderten Wachstumsdynamik, was im vorherrschenden Wirtschaftssystem des Kapitalismus ungesunde Auswüchse mit sich bringt.

Der freie Markt in Gefahr. Wo liegen die Trümpfe des Mittelstands?

Um zu erkennen, was man als Mittelständler in einem Markt tun kann, der zunehmend von mächtigen Unternehmen und Banken gelenkt wird, die sich in einem Machwerk aus Korruption und Vorteilsnahme befinden, muss man begreifen, was in den Köpfen moderner Konsumenten vorgeht. In Zeiten (ökonomischer) Übersättigung bleibt letztlich nur, sich vom Angebot der breiten Massenproduktion abzuheben. Anders zu sein. Sei es durch die Produkte selber, gelebte ethische Werte oder eben beides.

Will man die Freiheit des Marktes positiv beeinflussen, muss man den Fokus auf nachhaltige, innovative Konzepte legen. Die Karte „Flexibilität“ gekonnt ausspielen. Das, was der Mittelstand seit Jahrzehnten gut kann und worin er immer besser werden muss. Nur so gelingt es, das überdauernde Interesse der Konsumenten auf sich zu lenken und zu zeigen: „Hey, ich habe etwas, was die anderen nicht haben! Und ich achte z.B. auf meine Mitarbeiter“. Das klingt jedoch einfacher, als es ist.

Heutzutage zählen nicht mehr bloß innovative Geschäftsideen, lukrative Produkte oder geschickter Vertrieb, die einen hohen Gewinn erzielen. Es ist das Fundament, von dem aus man sein Wachstum aufbaut. Es sind jene Vorstellungen, die ihre Basis wieder in einem Handeln sehen und ethische Werte, wie auch Gewinnstreben miteinander in Einklang bringen. Genau hier liegt eine einzigartige Chance für den Mittelständler. Und für uns alle.

Weitere Artikel dieser Serie:

Wirtschaft & Ethik: Im B2C-Bereich durch Nachhaltigkeit und Qualität beim Kunden punkten! (Teil II)
Wirtschaft & Ethik: Richtige Führung und Motivation des Personals (Teil III)

Oliver Marquardt

Oliver Marquardt ist studierter Kommunikationsdesigner. Er arbeitete als Texter in renommierten Werbeagenturen, bevor er sich als Marketing- und Kommunikationsberater für Großunternehmen selbstständig machte. Mittlerweile ist er gefragter Berater für Markenentwicklung im Mittelstand und Autor vieler Fachartikel. 2013 gründete er zusammen mit seiner Frau das Büro "Marquardt+Compagnie" für wertebasierte Markenentwicklung. Privat spielt Golf, produziert Musik und kocht gerne.

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3 Comments

  • Marquardt+Compagnie sagt:

    Danke für die bereichernden Kommentare!

  • Jürgen T. Knauf sagt:

    Danke für diesen Artikel! Nachhaltigkeit ist für mich der Wettbewerbsvorteil der Zukunft.
    Passend dazu mein Artikel: „Wenn Buddha CEO wäre ..“
    http://www.scopar.de/news-termine/detail/wenn-buddha-ceo-waere/
    Ich wünsche viel Spaß und viele Insprationen beim Lesen..

  • Stefan Wehmeier sagt:

    Die Sündhaftigkeit des Menschen

    „Damit der Mensch gedeihe, muss es ihm möglich gemacht sein, sich in allen Lagen so zu geben, wie er ist. Der Mensch soll sein, nicht scheinen. Er muss immer erhobenen Hauptes durchs Leben gehen können und stets die lautere Wahrheit sagen dürfen, ohne dass ihm daraus Ungemach und Schaden erwachse. Die Wahrhaftigkeit soll kein Vorrecht der Helden bleiben. Die Wirtschaftsordnung muss derart gestaltet sein, dass der wahrhaftige Mensch auch wirtschaftlich vor allen am besten gedeihen kann. Die Abhängigkeiten, die das Gesellschaftsleben mit sich bringt, sollen nur die Sachen, nicht die Menschen betreffen.“

    (Vorwort zur 3. Auflage der NWO, 1918)

    Silvio Gesell (1862 – 1930) veröffentlichte die erste vollständige Theorie zur Befreiung der Marktwirtschaft (Paradies) vom parasitären Gegenprinzip des Privatkapitalismus (Erbsünde) bereits im Jahr 1906. Sein späteres Hauptwerk „Die Natürliche Wirtschaftsordnung durch Freiland und Freigeld“ (1916), in dem alle makroökonomischen Zusammenhänge noch genauer beschrieben sind, wäre für die rein technische Verwirklichung des
    eigentlichen Beginns der menschlichen Zivilisation nicht mehr nötig gewesen – konnte aber, obwohl es „ja doch nur aus einer Reihe banalster Selbstverständlichkeiten besteht“, vom „Normalbürger“, der sich gedanklich eben nicht in der Realität, sondern noch immer im „Programm Genesis“ befindet, bis heute nicht verstanden werden. Es sind drei kulturelle Entwicklungsstufen zu unterscheiden, und erst heute erfolgt der Übergang von der zweiten zur dritten Stufe:

    Erste Stufe: zentralistische Planwirtschaft noch ohne liquides Geld (Ursozialismus)
    Zweite Stufe: Zinsgeld-Ökonomie (kapitalistische Marktwirtschaft)
    Dritte Stufe: Natürliche Wirtschaftsordnung (Marktwirtschaft ohne Kapitalismus)

    Die Gedankenwelt des „Normalbürgers“ im zivilisatorischen Mittelalter wird vom künstlichen Archetyp Jahwe = Investor im kollektiv Unbewussten gesteuert, der erfunden wurde, um die halbwegs zivilisierte Menschheit an ein darum bis heute fehlerhaftes Geld anzupassen. Erst das Geld, als eine Universalware, die sich gegen alle anderen Waren tauschen lässt,
    ermöglicht eine entwickelte Arbeitsteilung und persönliche Freiheit durch Geldersparnisse. Solange das Geld aber noch fehlerhaft ist und die Gesellschaft in Herrscher (Zinsgewinner) und Beherrschte (Zinsverlierer) unterteilt, kann auf die Religion (Rückbindung auf den künstlichen Archetyp Jahwe) und die damit verbundene Lügerei nicht verzichtet werden, um die systemische Ungerechtigkeit der Zinsumverteilung von der Arbeit zum Besitz aus dem Begriffsvermögen des arbeitenden Volkes auszublenden und alle daraus entstehenden Zivilisationsprobleme einer hypothetischen „Sündhaftigkeit des Menschen“ anzulasten.

    http://opium-des-volkes.blogspot.de/2013/11/einfuhrung-in-die-wahrheit.html

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