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Klimaneutral Drucken: Segen für die Umwelt oder eher Marketing?In den letzten Jahren hat sich in der Druckerei-Branche ein Schlagwort immer mehr Gehör verschafft: das klimaneutrale Drucken.

Eine steigende Zahl an Druckereien versucht, die Treibhausgasemission durch den Ankauf von sogenannten Emissionszertifikaten auszugleichen.

Die Druckindustrie kann damit die Themen Nachhaltigkeit und Umweltschutz vor allem im Mittelstand populärer machen.

Jedoch gibt es auch Kritiker, die besonders die Werbung mit dem „klimaneutralen Drucken“ und das Überangebot an Siegeln als problematisch empfinden.

Jetzt wird klimaneutral gedruckt

Kaum ein Unternehmen kommt ohne die Print-Branche aus. Auch wenn die digitalen Medien auf dem Vormarsch sind, lassen sich Briefhüllen, Visitenkarten oder Werbemittel, die übrigens nach einer Statistik des Bundesverbandes Druck und Medien (bvdm) 2012 zu 60 Prozent der Druckerbranche entstammen, nicht aus dem Unternehmer-Alltag wegdenken.

Das Problem: der sogenannte CO2-Fußabdruck der Druckereien. Denn zum einen wird bei der Papierherstellung viel CO2 freigesetzt und zum anderen ist auch der Druckvorgang an sich nicht gerade klimaschonend. Die Druckerei-Branche in Deutschland hat sich in den letzten Jahren jedoch zu einem Vorreiter im Bereich Nachhaltigkeit und Klimaschutz entwickelt, denn eine Vielzahl der Unternehmen bietet ihren Druck auch klimaneutral an.

So arbeiten viele Druckereien zum Beispiel mit der Klimaschutzberatung ClimatePartner zusammen, setzen auf regenerative Energien und gleichen den CO2-Ausstoß durch den Kauf von Emissionsminderungszertifikaten aus.

CO2-Ausstoß berechnen

In der Praxis ist das klimaneutrale Drucken gar nicht so schwer, jedoch erfordert es von Seiten der Unternehmen einiges an Aufwand. Erst einmal muss der jeweilige CO2-Ausstoß der einzelnen Produkte errechnet werden, um dann ausgleichende Maßnahmen anzugehen. So führt zum Beispiel der Bilderdruck auf Papier von 1000 Flyern DIN A4 90g zu einer CO2-Entstehung von ca. 121kg. Dabei werden nicht nur die Produktion des Papiers, sondern auch die Fahrten vor Ort und der Druckvorgang mit eingerechnet.

Klimaneutral gedruckt wird dann, wenn der Kunde dem Kauf von Emissionszertifikaten zustimmt. Die ermittelte CO2-Emission wird so finanziell ausgeglichen und das Geld geht an Klimaschutzprojekte. Der Kunde erhält dann, wenn die Druckerei mit einer Klimaschutzberatung zusammenarbeitet, seine Produkte mit einem „klimaneutral gedruckt“-Siegel und eine individuelle Nummer, die Transparenz garantiert. Gerade in der Zurschaustellung der Siegel sehen Kritiker jedoch auch die Gefahren einer reinen Marketingstrategie.

Marketing oder Umweltschutz?

Dass Umweltschutz in der Wirtschaft ein immer wichtigeres Thema wird, ist unumstritten. Alleine schon mit dem Einsatz eines CO2-Rechners zeigt die Druckerei-Branche, dass sie die Augen vor Themen wie Nachhaltigkeit und Umweltschutz nicht verschließt. Die klimaneutral zertifizierten Druckereien erfassen alle Produktionsabläufe und errechnen die CO2-Emission. Am meisten Aufmerksamkeit bekommt in diesem Zusammenhang der Handel mit den Emissionszertifikaten.

Neben dem guten Gewissen, etwas für die Umwelt getan zu haben, können die Kunden ihre Produkte mit einem „klimaneutral gedruckt“-Siegel präsentieren. Hier liegt wiederum die Gefahr, dass das klimaneutrale Drucken zum Marketinginstrument wird, da nur noch das Siegel, nicht aber der eigentliche Ablauf des Emissionshandels zählt. Es wäre aus diesem Grund wünschenswert, wenn sich die Kunden auch damit beschäftigen, was hinter dem Logo steckt und welche Projekte unterstützt werden.

Mit ein paar wenigen Klicks lässt sich auf den offiziellen Seiten der Zertifizierer schnell herausfinden, wie der Handel genau abläuft und auch die zu unterstützenden Projekte können individuell ausgesucht werden. Allgemein lässt sich jedoch sagen, dass es nicht verwerflich ist, wenn die Kunden mit einem kalkulierten Imagegewinn vom klimaneutralen Drucken profitieren. Denn dieser Imagegewinn wirkt sich ebenfalls wiederum positiv auf die Druckereien aus und treibt die Entwicklung im Bereich der Ressourcenschonung voran.

Die Unternehmen sind gefragt!

Wichtig ist jedoch, dass das Augenmerk nicht nur auf dem Handel mit Emissionszertifikaten liegt, sondern auch auf internen Prozessen. So kann zum Beispiel die Feuchtmittelaufbereitung verbessert werden, mit speziellen mineralölfreien Biofarben gedruckt oder die Wärmerückgewinnung optimiert werden. Beim freiwilligen Klimaschutz ist jedoch vor allem der Kunde gefragt. Denn auch, wenn Dienstleister wie die Druckereien versuchen, vor Ort die Emissionen zu mindern, bleiben doch immer unvermeidbare CO2-Emissionen übrig, die sich aktuell nur durch die Emissionszertifikate ausgleichen lassen.

(Bild: © Sergey Nivens – Fotolia.de )

Klaus Wenderoth

Klaus Wenderoth ist Geschäftsführer von www.europadruck.com. Mit über 10 Jahren Erfahrung in der Druckbranche bietet Europadruck einen unabhängigen, schnellen und kostenfreien Preisvergleich für Druckerzeugnisse und hilft somit die günstigste Druckerei für jeden Bedarf zu finden.

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