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Tipps für Werbetexter: So fesselt dein Text die Leser von Anfang an!Aller Anfang ist mehr. Egal, ob du einen Newsletter verfasst, einen Werbebrief schreibst oder dein Angebot in einem Teasertext schmackhaft machen willst:

Der Anfang muss sitzen.

Warum? Weil wir immer weniger Zeit haben und immer schneller entscheiden, ob uns etwas interessiert oder nicht. Langatmigkeit und Gewöhnlichkeit sind out. Erst recht am Beginn deines Textes.

Der Texteinstieg in deinem Werbetext ist mit der Eröffnung beim Schachspiel vergleichbar: Du kannst einfach drauflosstürmen und hoffen, dass alles gut geht. Oder du lehnst dich einen Augenblick zurück und handelst überlegt. Strategie gewinnt. Natürlich ist der Texteinstieg nur einer unter mehreren wichtigen Bausteinen für deinen Text. Wenn eine klare Zielsetzung, eine originelle Headline, ein roter Faden oder leserorientierte Nutzenformulierungen fehlen, bringt dir als Texter auch der beste Texteinstieg nichts. Wie du den richtige Einstieg in den Text findest, um deine Zielgruppe im ersten Schritt von deinem Unternehmen zu überzeugen, verraten dir die folgenden 9 Tipps.

Diese Fragen beantworten die 9 Texter-Tipps:

  • Was macht also einen guten Texteinstieg aus?
  • Welche Varianten kannst du nutzen, um gekonnt in einen Text hineinzuführen, deine Leser zu überraschen, zu reizen und zum Weiterlesen zu bewegen?
  • Wie können Texteinstiege formuliert werden, die regelrecht in den Text hineinziehen?

Tipp Nr. 1: Kurz, kurz, lang. Das Morsealphabet der Texteinstiege

Rhythmus ist nicht nur in der Musik ein wesentlicher Schlüssel. Auch ein Text hat Rhythmus. Wie in der Musik kannst du den Textrhythmus nutzen, um deine Leser buchstäblich zu bewegen.

Für deinen Texteinstieg bedeutet das:

  • Gut ist ein kurzer Satz am Anfang, vielleicht einen weiteren kurzen Satz hinterher.
  • Dann: Ruhe. Länge. Jetzt kannst du etwas weiter ausholen und erklären.

Satzlängen variieren, mit dem Tempo spielen, Rhythmus einsetzen

Dieses Mittel kannst du allgemein nutzen, um deinen Text interessant zu machen – und dadurch gut lesbar.

Tipp Nr. 2: Der Einstiegsklassiker – die Frage. Warum auch nicht?

Den Text mit einer Frage zu beginnen, ist der Klassiker unter den Texteinstiegen. Ganz nach dem Motto: Kennst du das nicht auch? Die Frage ist ein Dialogangebot und stellt direkt Kontakt mit dem Leser her.

Wenn du also einen Sonne-Saft-und-Samba-Urlaub verkaufen willst, sollte der Leser auf die Einstiegsfrage „Liebst du es auch, am Strand in der Sonne zu liegen?“ innerlich „Ja“ seufzen. Du setzt die Frage dann als Führungswerkzeug ein, mit dem du den Leser von Anfang an durch den Text lenkst.

Wichtig: Du solltest davon ausgehen, dass der Leser deine Frage mit „Ja“ beantwortet. Sonst ist er nämlich weg.

EXTRA: 11 Texter-Tipps: Diese Elemente braucht dein Artikel [Infografik]

Tipp Nr. 3: Was hälst du von offenen Fragen? Die Variation des Klassikers

Auch das ist eine Möglichkeit, deinen Content mit einer Frage zu beginnen: Du formulierst eine offene Frage. Doch Vorsicht: Hier kann der Leser nicht einfach mit „Ja“ oder „Nein“ antworten. Er wird aufgefordert, sich Gedanken zu machen. So könnte das Werbeangebot für ein Kofferset mit der Frage beginnen: „Warum reisen wir nicht noch viel mehr?“ Du bringst den Leser also dazu, tiefer in eine Idee einzusteigen und sich mit einem Thema zu beschäftigen.

Fragefragmente wären zum Beispiel:

  • „Wann war das letzte Mal, dass Sie …?“
  • „Was würden Sie sagen, wenn es ein ____ gäbe, das Ihnen ____?“

Wichtig: Der Einstieg mit einer offenen Frage birgt die Gefahr, dass du die Führung aus der Hand gibst. Nutze dieses Stilmittel also mit Bedacht.

Tipp Nr. 4: Standard, stillvoll, exotisch: Willkommen im Variantenreich

Es gibt verschiedene Varianten, um einen Werbetext zu beginnen. Die Fragemethode ist Standard. Standard ist nicht die schlechteste Wahl. Mit dem Klassiker stehst du immerhin auf der sicheren Seite. Exotischere Varianten können unter Umständen mehr Aufmerksamkeit erzeugen, erfordern aber Fingerspitzengefühl.

Wichtig: Der Einstieg muss zu deinem Produkt oder Service passen. Erzwinge nichts. Wenn du die Standardvariante meisterst, ist das sehr gut. Schreibst du viel, kannst du dich nach und nach an den Exoten versuchen.

EXTRA: 5 Merkmale für gute Texte

Tipp Nr. 5: Mit einer Herausforderung einsteigen. Das kannst du!

Um deine Leser wachzurütteln, kannst du sie keck herausfordern. Eine Variante, die sich eignet, wenn du Sport, Spaß und Spiel verkaufen willst: Sieh dir zum Beispiel Teaserfilme für neue PC-Spiele an. Hier wird intensiv mit dem Stilmittel der Herausforderung gearbeitet:

  • Bist Du bereit für den Adrenalinkick Deines Lebens!“
  • „Schnall Dich an: …“
  • „Gewöhnlich war gestern: Jetzt wartet das Abenteuer!“

Mit der Herausforderung packst du deinen Leser direkt in seiner Ehre. Und in seinem Wunsch, sich Herausforderungen zu stellen und sie zu meistern.

Tipp Nr. 6: Die Porsche-Variante: Fakten, die beeindrucken

Gerade bei Autowerbungen ist diese Einstiegsvariante sehr bliebt. Oft bestehen Autoanzeigen sogar einzig und allein nur daraus: Fakten. Wenn dein Produkt es hergibt, dann kannst du beeindruckende Fakten nutzen, die du locker aufbereitest – und mit denen du gleich zu Beginn des Textes klotzt.

Wenn du ein E-Bike verkaufst, kannst du also so beginnen:

Kraftvolle 250 Watt unterm Sattel, bis zu 60 km Reichweite, bis zu 25 km/h schnell: Dieses Elektrobike hat es in sich.“ 

Porsche hat für seinen Carrera 911 einmal mit den Worten geworben: „Nur 500 Männer werden ihn fahren.“ Ob das stimmt, sei dahingestellt. Eindruck macht es allemal.

EXTRA: „Kauf mich!“ – In 7 Schritten zum perfekten Werbetext

Tipp Nr. 7: Die richtige Wortwahl ist das A und O

Daher solltest du vor allem Wörter verwenden, die kraftvoll und ausdrucksstark sind. „Power Words“ eben. Doch was genau versteht man unter diesem Begriff? Solche kraftvollen Wörter sprechen unsere Emotionen an, sie fesseln uns. Achte als Texter also darauf, ein Wort zu wählen, dass das Interesse des Lesers weckt und ihn zu einer Handlung bewegt.

Power Words zum Thema Qualität wären beispielsweise:

  • „professionell“
  • „exklusiv“
  • „der/die/das beste …“.

Das Wort, das allerdings am allerwichtigsten ist, ist – je nach Kontext und Branche – „Sie“ bzw. „Du„.

Tipp Nr. 8: Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne. Zitate als Texteinstieg

Zitate oder bekannte Sprichwörter können regelrechte Sprungbretter für deinen Text sein: Du steigst drauf, federst ordentlich ab … und los geht’s. Wenn du eine Uhr anpreisen willst, kannst du zum Beispiel das Bonmot von Albert Einstein verwenden: „Zeit ist das, was man auf der Uhr abliest“. Eine sehr gute Vorlage, um in einen lockeren Verkaufstext über Zeit und Uhren einzusteigen.

Du kannst Sprichwörter, Zitate oder bekannte Redensarten übrigens auch abwandeln.

Statt „Aller guten Dinge sind drei.“ schreibst du einfach „Aller guten Dinge sind zwei.“

Wenn du zum Beispiel Werbung für Kinospaß im Doppelpack machen willst oder zwei Bürosessel als Kombi im Angebot hast.

EXTRA: Texte schreiben, die deine Kunden wirklich erreichen

Tipp Nr. 9: Erzähl mir was! Storytelling nutzen

Von den mündlichen Überlieferungen an den Lagerfeuern unserer Ahnen über die Ilias bis zum neuesten Hollywood-Blockbuster:

#Menschen lieben #Geschichten! #storytelling Klick um zu Tweeten

Das kannst du dir für Text und Texteinstieg zunutze machen. Ein Werbebrief für ein Ingenieurbüro beginnt mit den Worten:

„Ein falscher Zug und schon ist es geschehen! Der Bauherr wettert, der Installateur macht Ausflüchte und Sie stehen dazwischen.“

Das ist schon echte Prosa.

Eine Variante: Mache dein Produkt zu einem Helden.

Leise rollt er über den Fußboden. Unaufhaltsam und mit enormer Kraft beseitigt er einfach alles“, könnte der Beginn einer Staubsaugerwerbung sein.

Wie du siehst: Möglichkeiten gibt es viele. Weit mehr, als hier aufgeführt sind. Deiner Fantasie sind also keine Grenzen gesetzt, um Texte zu schreiben, die deine Leser überzeugen, bewegen und verführen.

EXTRA: Wieso wird Storytelling im B2B-Handel kaum genutzt?

Stephan Rau

Stephan Rau arbeitet als freier Werbetexter, Textcoach und Sprecher in Hamburg und Berlin. Er studierte Germanistik, Romanistik, Linguistik und Sprachphilosophie in Berlin, Freiburg und Barcelona. In PR-Agenturen und Marketingabteilungen ließ er sich zum Werbetexter und Textspezialisten ausbilden. Er ist zertifizierter KfW-Textcoach und Vorstandsmitglied im Texterverband Deutschland – dem Fachverband für freie Werbetexter. Mehr Infos: www.stephanrau.de.

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3 Comments

  • Fritz Iff sagt:

    Keine Frage, sehr guter Artikel eines „Gelernten“. Das „Morsealphabet“ kennt man von Wolf Schneiders Schreibtipps – kann sich jeder auch als Schreibhilfe an die Wand nageln. Ein kurzer Satz zum Anfang löst auch Schreibblockaden, startet den Fluss.
    Kleine Anmerkung: Einiges in dem Artikel sind allgemeine Schreibtipps, während wir Werbetexter natürlich noch einige werbespezifische Manöver kennen. Das hängt dann wiederum ab, um was es gerade geht. Wann mit dem Lösungsversprechen starten? Wann mit einer kühnen Verheißung? Wann mit dem Dramatisieren des Problems? Das sind alles Dinge, die viel Erfahrung brauchen. Und es hilft nicht viel, wenn der Anfang sitzt, aber das Ende, die Sales Message bzw. die zentrale Verkaufsbotschaft, weder packend formuliert noch überhaupt richtig herum aufs Pferd gesetzt ist. Dafür gibt es auch Spezialisten. ;)
    Wie auch immer, Hut ab, Herr Rau, für diese anschauliche und gut verständliche Darstellung, wie man den Schreibprozess bei Werbetexten geschickt starten kann.

  • Klasse Artikel! Man merkt sofort: Stephan Rau ist ein Profi durch und durch. Deshalb liest sich der Artikel sehr leicht und transportiert trotzdem eine Menge Mehrwert. Danke. https://www.textmatters.org/blog-1/verkaufsseiten-texte-schreiben

  • Tom Texter sagt:

    Das Morsealphabet. Gefällt mir super! Tom

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