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kalender mit eintrag kündigen„Das wird schon gut gehen. Irgendeine gleichwertige Stelle werde ich schon finden.“ Nach dieser Maxime agieren Führungskräfte, die in ihren Unternehmen eine exponierte Position innehaben, oft, wenn sich bei ihnen ein Stellenverlust anbahnt – unabhängig davon, ob es sich bei ihnen um Geschäftsführer von mittelständischen Unternehmen oder Bereichsleiter von Konzernen handelt.

Ein Grund für ihre Zuversicht ist: Sie hegen meist viel Vertrauen in ihr berufliches Netzwerk. Oft zur Unrecht! Zu diesem Ergebnis kam „Adensam Die Personalberater GmbH“, Ludwigshafen, bei einer Analyse der beruflichen Biographien von 87 Führungskräften, die vor ihrer Entlassung eine Top-Position in ihrem Unternehmen innehatten und im Zeitraum August 2008 bis Juli 2009 auf Stellensuche waren.

Dabei zeigt sich unter anderem: Obere Führungskräfte registrieren es meist früh, wenn die Zeit reif für einen Wechsel wäre. Zum Beispiel, weil sich im Unternehmen weitreichende Veränderungen ankündigen. Doch oft nehmen sie dann nicht konsequent genug ihr berufliches Schicksal in die Hand.

Für das Abwarten nannten die Manager laut Frank Adensam, Geschäftsführender Gesellschafter der „Adensam Die Personalberater GmbH“, Ludwigshafen, oft folgenden Grund: Ihnen waren bezüglich eines aktiven Sich-Bewerbens weitgehend die Hände gebunden. Zum Beispiel, weil ihr Arbeitgeber nicht zu früh von ihren Absichten erfahren durfte. Oder weil das Bekanntwerden ihrer Intention für das Unternehmen schädlich gewesen wäre. Oder weil sie aufgrund ihrer Position in der Branche jeder kannte.

Deshalb ließen die Betroffenen zuweilen Monate tatenlos verstreichen. Und oft trösteten sie sich mit dem Gedanken: Wenn das endgültige Aus kommt, erhalte ich zumindest eine hohe Abfindung. Also habe ich dann noch ausreichend Zeit, mir eine neue Stelle zu suchen.

Dieses Denken entpuppt sich, so Adensam, in der Praxis oft als Fallstrick. Unter anderem, weil sich die geschäftlichen Beziehungen meist als weniger tragfähig als vermutet erweisen – zumindest wenn es um das Suchen einer neuen Stelle geht. Außerdem werden Geschäftsführer von Mittelständlern und Führungskräfte aus der zweiten oder dritten Konzernreihe nach einem Jobverlust im Gegensatz zu Konzernlenkern nicht automatisch von anderen Unternehmen und Headhuntern umworben; ihnen werden auch keine „Übergangsjobs“ bei Beteiligungsgesellschaften offeriert.

Entsprechend zäh gestaltet sich gerade in der aktuellen wirtschaftlichen Situation oft ihre Jobsuche. Zumindest dann, wenn eines der folgenden Hindernisse besteht:

  • Die Person ist stark spezialisiert.
  • Oder sie möchte sich im Einkommen nicht verschlechtern.
  • Oder sie ist älter als 45 Jahre.
  • Oder sie möchte beispielsweise wegen schulpflichtiger Kinder in der Region bleiben.

„Dann dauert die Stellensuche“, so der Executive Placement-Experte Adensam, „oft viele Monate – auch weil die Auswahlverfahren beim Besetzen von Schlüsselpositionen in Unternehmen meist langwierig sind.“

Aus der Analyse der Biografien sowie Erfahrungen der Stellensucher lassen sich, laut Adensam, folgende Tipps für mittlere und obere Führungskräfte ableiten, die (mittelfristig) eine neue berufliche Perspektive für sich entwerfen müssen:

  1. Werden Sie frühzeitig aktiv, wenn Sie merken, dass Sie auf eine berufliche Sackgasse zusteuern.
  2. Kalkulieren Sie für die Stellensuche mindestens ein halbes Jahr ein – realistischer sind neun bis zwölf Monate.
  3. Definieren Sie klare Ziele. Welche Bedingungen muss man mein neuer Job erfüllen? Was ist verhandelbar, wenn …?
  4. Analysieren Sie Ihre Stärken und Erfahrungen. Welche Erfolge können Sie vorweisen? Für welche Unternehmen sind Sie deshalb attraktiv – auch außerhalb Ihres Fachgebiets und Ihrer aktuellen Branche?
  5. Suchen Sie sich für diese Analyse einen erfahrenen Berater als Sparringspartner. Denn Ihnen selbst erscheint vieles, was Sie taten, als so selbstverständlich, dass Sie die dahinter steckenden „Pfunde“ für die Stellensuche leicht übersehen.
  6. Informieren und kontaktieren Sie Ihr Netzwerk sehr vorsichtig und selektiv. Denn nicht jeder meint es gut mit Ihnen und kann schweigen.
  7. Spielen Sie über Bande, wenn nicht vorzeitig publik werden darf, dass Sie sich beruflich neu orientieren. Engagieren Sie gegebenenfalls einen Berater, der Sie beim Selbstmarketing diskret unterstützt. Lüften Sie Ihr Inkognito erst, wenn klar ist: Hier habe ich eine realistische Chance.
  8. Achten Sie bei der Auswahl des Beraters darauf, dass er Ihre Zielbranchen kennt und gut mit anderen Personalberatern verdrahtet ist. Denn ein Berater allein hat nur einen begrenzten Einblick in den verdeckten Stellenmarkt.

Und noch ein Tipp: Nehmen Sie nicht vorschnell eine Stelle an. Sonst ist die Gefahr groß, dass Sie in einem halben Jahr oder Jahr wieder auf der Straße stehen – gerade in der aktuellen Wirtschaftssituation. Denn in ihr sind laut Personalberater Adensam auch die Firmeninhaber oft sehr nervös. Entsprechend rasch entlassen sie die „neuen Hoffnungsträger“ wieder, wenn ihr Handeln nicht schnell die gewünschten Erfolge zeigt.

(Bild: © bilderbox – Fotolia.com)

Andreas Wollny

Andreas Wollny ist Wirtschaftsredakteur. Er ist auf die Themen Personal- und Unternehmensführung sowie Weiterbildung spezialisiert. Er arbeitet für das Büro für Bildung und Kommunikation, Darmstadt. Kontakt: (Telefon: 06151/896590; Mail: a.wollny@bildung-kommunikation.de)

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