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Neue Zeiten erfordern neue Maßnahmen. Daher setzt sich das Management in Meetings zusammen. Sie vertilgen Unmengen von Kaffee und Besprechungskeksen und am Ende kommt doch wieder nur eine Pseudo-Lösung heraus, die auch in den letzten Monaten nicht funktioniert hat.

Kommt Ihnen das bekannt vor?

Oft genug liegt es daran, dass der Entscheider selbst nicht weiß, was er gerne möchte. Die neue Lösung soll natürlich kreativ sein, aber bitteschön nicht zu sehr.

Aber angenommen, der Entscheider hat tatsächlich im Vorfeld dafür gesorgt, dass er und alle anderen Sitzungsteilnehmer wissen, was sie erreichen wollen. Dies äußert sich durch eine geeignete Problemfrage. Zum Beispiel: „Wie schaffen wir es, dass wir uns immer die richtige Problemfrage stellen?“

Sabotage an Bord

Danach beginnen dann oft die üblichen Spielchen. Sobald ein Vorschlag den bekannten Rahmen verlässt, fallen alle anderen darüber her und lassen kein gutes Wort daran.

Die Folge: In diese Nesseln wird sich keiner mehr setzen. Daher bewegen sich die weiteren Vorschläge in einem sehr engen Handlungsspektrum. Unnötig zu sagen, dass dann nichts Neues dabei herauskommen kann.

Kreative Sicherheitszone

Kreativtechniken setzen daher immer voraus, dass die Vorschläge zunächst kritiklos gesammelt werden, ohne dass darüber Kommentare (Killerphrasen) gemacht werden.

Am Ende der Sitzung bleibt immer noch Zeit, die tauglichen von den untauglichen Vorschlägen zu trennen.

Kreativität entdecken

Kreativität beruht oft auf Assoziationsketten. Das heißt, ein Gedanke stößt den anderen an. Aus dem Vorschlag „Wir verkaufen unsere IT-Anlagen“ wird dann vielleicht: „Wir sourcen unsere IT-Anlage samt Mitarbeiter an einen professionellen Outsourcer aus“.

Das klingt zwar noch nicht übermäßig originell, verdeutlicht aber das Prinzip. Daher müssen wir dafür sorgen, dass Ideen überhaupt geäußert werden.

Die Osborn-Methode

Eine sehr schöne Methode, um solche Assoziationsketten anzustoßen, beinhaltet die Osborn-Methode. Diese Methode setzt auf neun Denkmuster, die wir nacheinander auf eine Problemstellung anwenden:

  1. Verwenden – Wie kann ich ES noch verwenden?
  2. Kombinieren – Womit könnte ich ES kombinieren?
  3. Anpassen – Wie könnte ich ES anpassen?
  4. Vergrößern oder etwas hinzufügen – Wie könnte ich ES vergrößern oder ETWAS hinzufügen?
  5. Verändern – Wie könnte ich ES verändern?
  6. Verkleinern oder etwas weglassen – Wie könnte ich ES verkleinern oder ETWAS weglassen?
  7. Umgruppieren oder neu anordnen – Wie könnte ich ES umgruppieren oder ES neu anordnen?
  8. Umkehren – Wie könnte ich ES umkehren?
  9. Ersetzen – Wie könnte ich ES ersetzen oder durch WAS könnte ich ES ersetzen?

Die großgeschriebenen Worte sind absichtlich unbestimmt, da die Teilnehmer der Kreativsitzung die Prinzipien durchaus auch auf die Worte der Problemstellung anwenden können und dadurch die Problemfrage verändern. Das Wechseln zwischen Metaebene und Problemebene zeichnet den Kreativprofi aus.

Ein umfangreiches Beispiel, bei dem ich die Osborn-Methode angewendet habe, finden Sie in meinem Blog.

Die Angst vor dem toten Punkt …

Bei jeder Kreativitätsmethode gibt es einen toten Punkt: Seit Minuten kommt kein neuer Vorschlag mehr. Die schon genannten Ideen werden vielleicht noch etwas ergänzt, aber es passiert nichts Substanzielles mehr. Peinliches Schweigen greift langsam um sich. Der Sitzungsleiter rutscht unbehaglich auf seinem Stuhl umher. Denn die bisher gefunden Ideen stellen noch nicht den großen Wurf dar.

… ist unbegründet

Als Macher sind wir dann versucht, direkt in die Auslese der besten Lösungen zu gehen. Doch das ist ein Fehler. Denn der tote Punkt signalisiert, dass wir alle üblichen Vorschläge gebracht haben. Alles was jetzt kommt, muss außerhalb der eingetretenen Pfade liegen.

Der tote Punkt ist nur eine Phase, in der unser Gehirn von der Sparbirne zur Licht- und Wärmequelle umschaltet. Denn in der Disziplin „Kreativität“ haben Energiesparbirnen nichts verloren!

Nach dem toten Punkt kommen die tollsten Lösungen, an die Sie in Ihren kühnsten Träumen nicht gedacht hätten. Plötzlich geht das Feuerwerk erst richtig los. Wenn Sie einmal dabei waren, dann wissen Sie erst, welche Verschwender am Werk sind, die beim toten Punkt einfach abbrechen.

Eine kleine Wettbewerbsinfo: Die meisten Manager brechen am toten Punkt ab. Daher sind so viele der sogenannten Ideenfindungsworkshops so wirkungslos. Wenn Sie am toten Punkt weitermachen, dann haben Sie die Chance, Ihren Wettbewerb durch gute Ideen zu überflügeln.

Fazit

Nach dem toten Punkt geht es in der Kreativsitzung erst richtig los. Freuen Sie sich also darauf, anstatt ihn zu fürchten.

(Bild: © Bertold Werkmann – Fotolia.de)

Kai-Jürgen Lietz

Der Entscheidercoach Kai-Jürgen Lietz hilft Unternehmern, Selbständigen und Managern dabei, noch bessere Entscheidungen zu treffen. Über seine Arbeit hat er den Bestseller Das Entscheider-Buch. 15 Entscheidungsfallen und wie man sie vermeidet geschrieben. Im Entscheiderblog finden seine Leser inzwischen über 380 Anregungen für besseres Entscheiden.

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