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Die Lobbyisten des Untergangs verbreiten ihre Apokalypse-Visionen lautstark und prominent. „immer schlimmer“,  „zu spät“ und „ausweglos“ prophezeit die Angstfabrik den Untergang des Abendlandes. Angst macht Kasse – dabei ist alles nur halb so schlimm. Bis zur Zukunft ist es noch ein bisschen hin und das letzte Wort ist noch nicht gesprochen.

Gerade aktuell scheint Deutschland von regelrechten Angstschüben geplagt. Der Tiefenpsychologe Stephan Grünewald und seine Mitarbeiter haben mehr als 20.000 Deutsche auf die Couch gelegt, ihre Seelennot vernommen und fachmännisch interpretiert.

Sie kommen zu dem Schluss: Die Deutschen sind überfordert, irritiert und ängstlich. Sie haben Angst vor dem Jahrtausend. Sie spüren den Umbruch und den Veränderungsdruck.

Sinnbild hierfür sind die zusammensackenden Türme des 11. September. Auch bei uns scheint ja so einiges zusammenzusacken, der Wirtschaftsstandort Deutschland scheint bedroht, der Staat soll bald bankrott sein und unser Bildungssystem nicht konkurrenzfähig.

In dieser Lage werden Orientierung und Perspektive zwar sehnsüchtig gewünscht, können aber nirgendwo ausgemacht werden.

Die Lobby des Untergangs

Unterstützt und angeheizt wird die Angst durch eine Lobby des Untergangs, die ihren Pessimismus und ihre Apokalypse-Visionen lautstark und prominent zu Gehör bringt.

Die Phalanx der Untergangs-Lobby wird gebildet von alarmschlagenden Intellektuellen, einer popularisierenden Wissenschaft, der Medienmaschinerie. Gemeinsam stimmen sie in immer neuen Varianten die Melodien des „Immer schlimmer“ und „eigentlich zu spät“ an.

Wie diese Angstfabrik funktioniert und welcher Realitätsgehalt oftmals dahinter steckt, zeigen wir am besten an einem Fallbeispiel. Dabei geht es um eines der Lieblinge der Deutschen, nämlich ihr Auto, und die Angst vor der Invasion der Chinesen.

Als „Brilliance“ – die chinesische Billigmarke – vor zwei Jahren den Sprung auf den deutschen Markt wagte, sahen Experten Autos „Made in Germany“  in arger Bedrängnis. Gazetten sprachen von „Absatzrekorden“. Dann ist es ruhig um die chinesischen Billigautos geworden – in Punkto Qualität konnten Sie dem hiesigen Anspruch nicht gerecht werden und auch nicht den Markt erobern.

Das Potenzial fürs Billigauto ist da, die Chinesen, Inder oder wer auch immer werden kommen und versuchen dieses abzuschöpfen. Aber nicht sofort und die etablierten Hersteller sind nicht wehrlos den Angriffen ausgesetzt. Bis zur Entscheidungsschlacht können sie sich rüsten und Konterstrategien entwickeln. Also keine Angst!

Schräge Ideen und Denkgymnastik!

Ein grundlegendes Hindernis für die effektive Beschäftigung mit der Zukunft ist Unbeweglichkeit. Von Unbeweglichkeit im Denken sprechen wir, wenn konsequent der eingezäunte Pfad weiterverfolgt wird, ohne nach links oder rechts zu sehen, wenn Branchenregeln unhinterfragt postuliert und weitergegeben werden.

Die alten Hasen in einer Branche haben ihre Lektion gelernt. Sie wissen, wie die Branche tickt. Unterstützt und gestärkt wird die Branchenweisheit durch den Erfolg. Der Erfolg bestätigt, dass die Regeln und deren Befolgung richtig und vernünftig sind. Warum also neue Wege beschreiten und mal querdenken?

Kompetenz und Erfahrung – das soll nicht in Abrede gestellt werden – sind wichtig. Doch gefangen in der Kompetenzfalle wird schnell der Spurt durch die Endlosschleife genommen, immer wieder das gleiche gedacht und getan. Ändert sich aber das relevante Umfeld, verlieren die lang bewährten Branchenweisheiten ihre Wirksamkeit oder wirken sogar kontraproduktiv.

Raus aus der Kompetenzfalle

Doch wie kann man vermeiden, früher oder später in der Kompetenzfalle zu sitzen? Hören wir auf Robert I. Sutton, den amerikanischen Management-Professor: “Vergessen Sie die Vergangenheit, versuchen Sie, Altbekanntes auf neue Weise zu sehen, und steigern Sie die Vielfalt an Ansichten, Stimmen und Ideen in Ihrem Unternehmen.“

Stellen Sie Leute ein, die Ihnen unsympathisch sind, fördern Sie konstruktive Konflikte, belohnen Sie Erfolge und Misserfolge gleichermaßen, bestrafen Sie Untätigkeit. Vergessen Sie die Vergangenheit – insbesondere die Erfolge Ihres Unternehmens.

(Lesetipp: Ralf Deckers, Gerd Heinemann „Trends erkennen – Zukunft gestalten. Vom Zukunftswissen zum Markterfolg“)

(Bild: © Barmaliejus – Fotolia.de)

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One Comment

  • Robert Knitt sagt:

    Herzlichen Dank für diesen hervorragenden Artikel. Ein Inhalt, der mir aus der Seele spricht.

    Als Berater der IMBEMA-Consult GmbH habe ich mich darauf spezialisiert Potentiale in Unternehmen zu ermitteln, zu definieren und zu erschließen. Wie sehr sich manche Unternehmen dagegen „wehren“ habe ich oft erfahren dürfen. Daher kenne ich die Weisheit aus der Praxis, die hinter dem Spruch steckt: „Es gibt für ein erfolgreiches Unternehmen nichts Schlimmeres als 5 gute Jahre hintereinander.“

    Auch die aktuelle Gehirnforschung verdeutlicht, dass die Planung der Zukunft oft nur eine Hochrechnung der Vergangenheit darstellt.

    Das dies nur bedingt hilft bzw. eine Scheinsicherheit darstellt, wird sehr schön deutlich wenn man das Verhalten auf das Autofahren überträgt. Wer 5 Kilometer unfallfrei mit Sicht nach vorn geschafft hat, der hat keine Garantie dafür, dass die nächsten 5 Kilometer auch unfallfrei verlaufen, wenn er künftig nur noch in den Rückspiegel schaut.

    Oftmals fehlt auch das systemische Denken. Natürlich kann man bei Derivaten die Konsequenzen einzelner Veränderungen in deren Auswirkung berechnen, doch was passiert wenn einzelne Marktteilnehmer unerwartet aus dem Markt ausscheiden? Wer wird in einem solchen System dann die „Rechnung“ bezahlen?

    Auch mit der unternehmerischen Weitsicht liegt es durch die Quartalshecheleien der großen Aktiengesellschaften sehr im Argen. Wer sich mit Ackerbau auskennt, dem ist bewusst, dass der, der nicht in die Zukunft investiert bald keine mehr hat. Das lässt sich oftmals mit dem Kostenmanagement der Betriebswirtschaft nur bedingt in Einklang bringen. Zukunftsfähigkeit und Nachhaltigkeit lautet das aktuelle Gebot der Stunde oder sustainability für all jene, die es lieber amerikanisch möchten.

    Große neue Trends entwickeln sich besser, wenn man sich auf die Veränderungen, Bedürfnisse und Lösungen der Zukunft konzentriert, als vor allem auf die Verbesserung der bisherigen alter Produkte und Leistungen.

    Offenheit für Neues ist dazu genauso eine entscheidende Voraussetzung wie der Umgang mit Resultaten, die nicht den ursprünglichen Vorstellungen entsprechen. Dazu ist eine andere „Fehlerkultur“ notwendig. „Wer keine Fehler macht, der entwickelt sich nicht weiter, das bedeutet, er hat zu geringe Ansprüche an sich selbst,“ sagte einmal unser Mental-Coach.

    Aus diesem Grund plädiere ich an dieser Stelle dafür, dass in den Unternehmen noch mehr die Entwicklung von Ideen durch die Mitarbeiter, die Nutzung von externem Know-how, die Kreativität, ja die Neugier gefördert werden.

    Jeder war einmal Kind und im Alter von ca. 12 Monaten packte jeden der Ehrgeiz das Laufen zu lernen. Trotz teilweise schmerzhafter Erfahrungen haben es alle gesunden Menschen geschafft. Genau diese Einstellung aus Neugier und Ehrgeiz brauchen wir auch heute wieder.

    Doch was passiert viel zu oft? Erfahrungen werden mit der Persönlichkeit, ja mit dem eigenen Selbstwert verbunden und schon ist jede Veränderung schlecht.

    Wir diskutieren und lamentieren statt zu probieren. Vieles wird erst verkompliziert und dann nicht angepackt, weil es ja so kompliziert ist. Warum? Weil alles logisch sein muss, wissenschaftlich fundiert. Ganz ehrlich, wenn es wirklich nur so funktionieren würde, dann würde heute noch Professoren das Buch „Biomechanische Bewegungslehre“ studieren anstatt zu laufen.

    Damit schließe ich mit einen dazu passenden Buchtitel: Mach es einfach und dann mach es einfach. Hierbei wünsche ich Ihnen viel Spaß und noch mehr Erfolg.

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