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Die Stimme des CEO: So machen Geschäftsführer ihre Persönlichkeit hörbar (Teil I)Stimme ist ein Schlüsselreiz in der Kommunikation. Sie entscheidet über Sympathie, Durchsetzungsvermögen und Überzeugungskraft. Ein Vorstand mit piepsiger Stimme, ein nuschelnder Marketingchef, ein Vertriebsmitarbeiter, der sich kein Gehör verschaffen kann? Undenkbar. Ein Lob, eine Kritik, eine Anweisung, oder ein Motivationsversuch: Wenn Ihre Stimme nicht zu dem passt, was Sie inhaltlich zu sagen haben oder nicht zu Ihrem Gesicht passt, verschenken Sie einen großen Teil Ihrer Wirkung.

Sich Gehör verschaffen

Die Herausforderungen an Führungskräfte sind vielfältig. Sie müssen:

  • Präsentationen halten,
  • Meetings leiten,
  • Mitarbeitergespräche führen,
  • Konflikte schlichten,
  • Telefonate führen u.v.m.

Die Stimme ist mit ihr wichtigstes Instrument im Arbeitsleben. Als Führungskraft wollen Sie vor allem eins: gehört werden. Leicht haben Sie es damit jedoch nicht, denn sekündlich strömen 11 Millionen Informationsreize auf die Gehirne Ihrer Angestellten ein. Nur 40 dieser Reize dringen überhaupt in das menschliche Bewusstsein vor – Ihre Botschaft muss es also in diesen erlesenen Kreis schaffen, damit sie überhaupt die Aufmerksamkeit Ihrer Mitarbeiter erlangt.

Hinzu kommt noch ein weiteres tückisches Hindernis: Ihre Stimme wirkt im Gehirn Ihrer Gesprächspartner schneller als Ihre Worte. Klang und Sprechmelodie stellen schon entscheidende emotionale Weichen, wenn der Sprachinhalt Ihres Satzes noch gar nicht verstanden ist. Lange 0,2 Sekunden benötigt das Sprachzentrum, um ein Wort im „Sprachspeicher“ abzufragen und zu verstehen. Die Zwischenzeit hat das Gehirn der Zuhörer schon genutzt, um zu analysieren, ob Ihre Stimme Vertrauen signalisiert, Ihre Botschaft ernst zu nehmen oder „nur so daher gesagt“ ist. Es kommt also nicht nur darauf an, was Sie sagen, sondern vor allem auch wie Sie es sagen – gerade in Gesprächen mit Konfliktpotenzial steht und fällt der Erfolg mit Ihrer Stimme.

Survival of the fittest: Wie Reize um die Vorherrschaft kämpfen

Leicht zu verstehen, dass Ihre Reize in diesem Informationswirrwarr als Kaulquappen im Karpfenteich einen schwereren Stand haben. Klar, Sie haben hierarchiebedingt zunächst alle Aufmerksamkeit bei sich. Manche Führungskräfte haben aber mit andauernden Disziplinproblemen ihrer Mitarbeiter zu kämpfen, ohne dass klar wird, warum das so ist. Es gelingt Ihnen nicht, Ihre Zuhörer auch stimmlich zu fesseln, und deren Aufmerksamkeit driftet ab. Manches wird nur halb, anderes gar nicht mehr wahrgenommen, und letztlich müssen Sie bei drei Gelegenheiten etwas drei Mal sagen, das mit einem Mal in den Köpfen hätte sein können. Wenn Sie zu schroff sind, sind die Schotten schnell wieder dicht, und Sie prallen an der Mauer der Zuhörer ab.

Spannend ist dabei, dass nicht nur Stimmmodulation und Körperhaltung Auswirkungen auf den Klang unserer Stimme haben, sondern dass auch mentale Faktoren eine Rolle spielen. So, wie Sie den anderen wahrnehmen, klingt auch Ihre Stimme, wenn Sie mit ihm sprechen. Und dessen Stimme hat eine andere Modulation, je nachdem, wie er sich wahrgenommen fühlt. Um es auf ein Extrembeispiel zu bringen: Wer sein Team zurechtweisen muss und ein entsprechend ernstes Gesicht macht, seine Kritik aber mit sich überschlagender Fistelstimme vorbringt, wird nur wenig bewegen. Einer Führungskraft sollte aber auch immer bewusst sein, dass sie es mit Menschen und nicht mit Maschinen zu tun hat. Aber hat sie dieses Wissen auch immer emotional aktiviert, wenn sie ins Gespräch eintritt?

Dass emotional Erlebtes leichter und dauerhafter im Gehirn abgespeichert wird als rein rational gelernte Dinge, ist heute weitläufig bekannt. Wenn Sie in Ihrer Führungstätigkeit maximale Wirksamkeit anstreben, sollten Sie in fast allen Fällen auf eine menschlich wertschätzende Verbindung zum Ihrem Gesprächspartner setzen. Das mag mal anders sein, wenn Sie eine reine Zahlendiskussion führen, aber grundsätzlich gilt in allen Führungsgesprächen: Menschlichkeit first!

Praxistipp: Erweitern Sie Ihr stimmliches Potential für mehr Aufmerksamkeit

In der Führungsrolle wird nur erfolgreich sein, wer authentisch kommuniziert. Sobald Sie Ihre Stimme künstlich verstellen oder bewusst modulieren, verliert Ihr Gegenüber rasch den Respekt. Und doch möchten Sie Einfluss nehmen. Was könnten erste Schritte sein?

Rasche Erweiterung des stimmlichen Potentials verspricht die erhöhte Aufmerksamkeit der eigenen Stimme gegenüber. Schulen Sie Ihre Stimm-Gewahrsamkeit (Voice Awareness®) und beobachten Sie:

  • Wie klingt meine Stimme wann?
  • Wann klingt meine Stimme wie?
  • Was beeinflusst meine Stimme?
  • Wie reagiert meine Stimme auf Anspannung oder Druck von außen?
  • Wie verändert sich meine Stimme bei Ärger oder Freude?

Wozu das alles? Lassen Sie es mich anhand einer Metapher erklären. Wenn Sie beim Autofahren Ihre Geschwindigkeit erhöhen möchten, ist es gut, wenn Sie gelernt haben, den Tacho zu lesen und mit dem Fuß das Gaspedal entsprechend sensibel zu bedienen. Steuern braucht beides: den Impuls und die Rückmeldung aus dem System. Wenn Sie also Ihre Stimme bewusst einsetzen wollen, hilft es, die Kriterien zu kennen und die Schattierungen der eigenen Stimme fein wahrzunehmen.

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Arno Fischbacher

Arno Fischbacher ist Wirtschafts-Stimmcoach, Trainer und Autor. Er ist der Experte für die unbewusste Macht der Stimme. In seiner Trainingsmethode verbindet Fischbacher Wissen aus Psycholinguistik und Wahrnehmungsforschung. In seinem Buch "Geheimer Verführer Stimme" gibt er gut verständliche Tipps zum Thema Stimme. Arno Fischbacher ist Gründer und Vorstand von "stimme.at", einem Netzwerk der Stimmexperten und trägt damit wesentlich zum gesellschaftlichen Bewusstsein für den Wirtschaftsfaktor Stimme bei.

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