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Wie geht Ihr Unternehmen mit Gossip im Büro um?Unternehmen erzeugen heutzutage ungeahnte Mengen an Informationen: Personalakten, Geschäftsmails, Rechnungen, Kundendaten – sogar die unternehmenseigene Facebook-Seite und der Twitter-Account gelten als relevante „Informationen“. Die meisten Unternehmen sind sich bewusst, dass diese Informationen verwaltet, geschützt und, falls nötig, sicher vernichtet werden müssen. Aber was ist mit den Inhalten aus einer informellen Unterhaltung unter Mitarbeitern?

Klatsch und Tratsch ist Alltag im Büro

Flurfunk und Klatsch gehören in der Mehrzahl der Unternehmen unweigerlich zum täglichen Büroalltag. Eine kürzlich vorgestellte Studie [1], in der 600.000 zwischen leitenden Angestellten eines weltweit tätigen Unternehmens verschickte E-Mails untersucht wurden, fand heraus, dass in mehr als einer von sieben E-Mails Büroklatsch enthalten war, ungeachtet des gerade zur Diskussion stehenden Themas. Die Tatsache, dass die Ergebnisse dieser Erhebung vielleicht noch untertrieben sind, unterstreicht einen entscheidenden Punkt: Dort wo Klatsch Teil einer Unternehmensinformation ist, die gespeichert und archiviert wird, kann er theoretisch ewig überdauern.

Natürlich ist Büroklatsch oft unbegründet, hämisch oder diffamierend. Auf persönlicher Ebene hat dieser genügend Potenzial, um die Reputation zu schädigen oder gar zu zerstören. Auf Unternehmensebene kann die Verbreitung von Informationen über informelle Kommunikationskanäle sogar zur Preisgabe von vertraulichen oder sensiblen Geschäftsinformationen führen. In Folge dessen könnte eine Firma für rechtliche Schritte angreifbar gemacht werden oder Disziplinarmaßnahmen gegen Mitarbeiter führen, die beim Teilen von brisanten Informationen ertappt wurden.

Viele Mitarbeiter teilen untereinander vertrauliche Informationen

Wir haben vor kurzem eine Studie [2] unter europäischen Büroangestellten durchgeführt, die eine besorgniserregende Korrelation zwischen dem Zugang zu Informationen und der Bereitschaft, sie zu teilen, aufzeigt. Die Studie stellt heraus, dass ein Viertel der deutschen Büroangestellten (25 Prozent) regelmäßig vertrauliche Informationen über das Unternehmen mit ihren Kollegen geteilt haben. Weitere 17 Prozent haben schon einmal persönliche Details eines Mitarbeiters an Kollegen weiter gegeben. Das Beunruhigende daran – zumindest aus meiner Perspektive –, ist die Tatsache, dass diese Zahlen auf 36 beziehungsweise 31 Prozent für Mitarbeiter in der Personalabteilung steigen.

Auch leitende Angestellte sowie jene in den Rechts- und Finanzabteilungen scheinen darüber hinaus dafür anfällig zu sein, vertrauliche Unternehmensinformationen auszuplaudern. Deutsche IT-Mitarbeiter preschen sogar auf den dritten Platz des indiskreten Verhaltens – hinter Marketing und HR-Mitarbeitern – vor, wenn es um die Enthüllung des Privatlebens von Kollegen geht. Gerade jenen Mitarbeitern, die am ehesten Zugang zu sensiblen Informationen besitzen, sollten Unternehmen die höchsten Standards der Diskretion auferlegen.

Klatsch im Büro hat auch positive Seiten

Andererseits kann – in Ermangelung eines besseren Begriffs – Büroklatsch durchaus als positiver Kanal dienen, um Unternehmensinformationen auf eine Art und Weise zu teilen, die es Mitarbeitern erlaubt, Anliegen untereinander auszutauschen oder zum Ausdruck zu bringen, über die sie sich unter offiziellen Bedingungen lieber nicht äußern würden. Jüngste Studien in den USA und in den Niederlanden haben gezeigt, dass Klatsch Stress am Arbeitsplatz vermindern sowie schlechtes und unmoralisches Verhalten von Mitarbeitern reduzieren kann. So gesehen, trägt ein kleiner Plausch in der Kantine womöglich dazu bei, eine Art ethischen Mitarbeiter-Kodex festzulegen, der nicht nur das Wohlbefinden der Mitarbeiter untereinander verbessert, sondern auch die Unternehmenskultur fördert. Klatsch kann ebenfalls dazu beitragen, die Produktivität und die Arbeitsmoral zu verbessern, indem sie Kollegen dabei unterstützt, Freundschaften aufzubauen und zu pflegen [3].

Das 2013 Edelman Global Trust Barometer [4] zeigt auf, dass die Öffentlichkeit einfachen bis etwas gehobenen Angestellten, die über das Unternehmen sprechen, eher als leitenden Angestellten beziehungsweise dem Vorstand ihr Vertrauen schenkt.

Recht auf Privatsphäre der Mitarbeiter schützen

Der verantwortungsvolle Umgang mit Informationen mag meilenweit von einem kleinen Small-Talk über dieses und jenes in der Kaffeeküche entfernt sein. Trotz alledem hat Informationsmanagement ebenso mit dem Aufbau einer Kultur des gegenseitigen Respekts und des Datenschutzes innerhalb des Unternehmens, wie mit einem effektiven Management und der sicheren Aufbewahrung von Papierdokumenten und digitalen Daten zu tun. Dabei sollte man darauf achten, das Recht auf Privatsphäre der Mitarbeiter und die Kundendaten gleichermaßen zu schützen.

Aus Sicht des Unternehmers geht es ferner darum, ein Verständnis für das komplexe soziale Gefüge des Unternehmens zu bekommen und dafür zu sorgen, dass besorgte Mitarbeiter jemanden haben, an den sie sich mit ihren Anliegen wenden können. Was und was nicht angemessenes Verhalten im Umgang mit Kollegen darstellt, sollte innerhalb des Unternehmens klaren Regeln folgen. Unternehmen wären gut beraten, wenn sie eine Mitarbeiter-Hotline einrichten, die es Mitarbeitern erlaubt, gewisse Themen im Vertrauen anzusprechen und Ratschläge – dort wo sie benötigt werden – zur Verfügung stellt.

Fazit

Man kann Leute nicht vom Reden abhalten. Aber Unternehmen sei es angeraten, dafür zu sorgen, dass Personen sich nicht gegenseitig verletzen und dem Unternehmen schaden. Seit Menschengedenken gibt es Geschwätz und Gemunkel, und dies wird sich auch nicht so schnell ändern. Aber im heutigen digitalen Zeitalter, das durch den einfachen Zugang und den raschen Austausch von Informationen geprägt ist, wäre es für Unternehmen vielleicht an der Zeit, sich mehr Gedanken darüber zu machen.

Die Quellenverweise finden Sie auf der zweiten Seite. 

unternehmer.de empfiehlt zum Thema zufriedene Mitarbeiter

Klatsch und Tratsch unter Kollegen kann, wie oben erwähnt, auch positive Seiten haben. Es gibt darüber hinaus aber natürlich noch andere Dinge, die Mitarbeiter glücklich machen. Diese sollten Sie als Unternehmen nicht außer Acht lassen, denn zufriedene Mitarbeiter leisten bessere Arbeit als unzufriedene. Was Angestellte glücklich macht, erfahren Sie in der Infografik.

Zufriedene Mitarbeiter

(Bild: © Hallgerd – Fotolia.de)

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Hans-Günter Börgmann

Hans-Günter Börgmann ist Geschäftsführer der Iron Mountain Deutschland GmbH. Iron Mountain ist ein weltweit tätiger Dienstleister für Informationsmanagement – von der sicheren Aufbewahrung bis zur Vernichtung physischer Dokumente und digitaler Daten.

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