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Fraktale Visionen – Verständnis für die Strategie des UnternehmensWas passieren kann, wenn Mitarbeiter kleine Entscheidungen treffen, die Einfluss auf das gesamte Unternehmen haben wissen wir alle. Diese Art der teuren Negativbeispiele kann man spätestens dann wieder in der Presse lesen, wenn wieder mal ein Bankmanager mit den „falschen“ Papieren spekuliert hat.

Aber auch im alltäglichen Projektgeschäft führt so manche kleine Entscheidung schnell zu Ergebnissen, die zu weit weg vom eigentlichen Ziel lagen. Oder wie eine Studie gezeigt hat: Erfolgreiche Projekte liegen im Durchschnitt bzgl. Zeit, Kosten und abgeliefertem Ergebnis mehr als knapp neben den Anforderungen. 100% Treffer sind die absolute Ausnahme. Dabei haben all die Bankmanager und Projektmitarbeiter nur mit besten Wissen und Gewissen gehandelt.

Oder kennen Sie das Gefühl, wenn sie in einem Meeting mit Ihrem Chef da sitzen, ihre Lösungen präsentieren und im gleichen Moment von Ihrem Vorgesetzten überstimmt werden – weil er die strategische Ausrichtung einfach besser kennt als Sie? Ärgert es Sie als Top-Manager nicht auch, wenn ihre Leute einfach mal was machen, was am Ende aber auch so gar nicht zur Zielsetzung des Unternehmens passt?

Erklärt die Vision das „warum“?

Ursache ist häufig das mangelnde Wissen um die gemeinsamen Ziele, oder, anders ausgedrückt: das Verständnis für die gemeinsame Vision. Dabei ist es die Vision, die mit Ihrer Strahlkraft für das Unternehmen, sowohl nach innen, wie nach außen bewirken kann.

Visionen werden oft, gut gemeint und „realitätsnah“, so formuliert, dass die Mitarbeiter und Kunden sich irgendwie in jedem Fall angesprochen fühlen. Da wird Technologieführerschaft und Marktbeherrschung ausgedrückt. Kundennähe, Umsatzziele, Expansionswünsche… alles was „nach vorne blickt“, gut klingt und ein höheres Ziel beschriebt.

Was fehlt: Selten wird das „warum“ eines Unternehmens in der Vision ausgedrückt. Kaum einmal fühlen sich Mitarbeiter oder Kunden tatsächlich emotional angesprochen. Dabei ist die Vision das stärkste – auch emotional – Medium um Mitarbeiter (und Kunden) zu binden, und um sie zu Bestleistungen zu motivieren.

Auch in Unternehmen, die den ersten Schritt zu einer wirksamen Vision gegangen sind, gibt es häufig einen weiteren wunden Punkt. Die Vision ist nicht fraktal verankert. Eine fraktale Vision ist bei allen Mitarbeitern eines Unternehmens so präsent, so sehr ein Teil ihrer selbst, dass sie aus diesem Verständnis heraus immer „unternehmerisch“ und im Sinne der Organisation entscheiden können.

Visionen fraktal verankern

Der Begriff „fraktal“ stammt ursprünglich aus der Mathematik. Er bezeichnet dort grafische Strukturen die eine hohe Selbstähnlichkeit aufweisen. D.h. egal wie klein der Ausschnitt gewählt ist, den man betrachtet, immer erkennt man dieselben Elemente und Strukturen.

Genauso kann eine Vision in der Organisation verankert werden. Die volle (Tat-)Kraft einer Vision entfaltet sich dann, wenn alle diejenigen, die mit der Organisation in Beziehung stehen daran glauben und sich darin wiederfinden. Dies gilt nicht nur für die Mitarbeiter und Produkte. Es gilt genauso für die Kunden und Investoren.

Eine Vision, die jedem der mit ihr zu tun hat das Gefühl gibt „das ist auch meine Vision“, hat diese fraktale Eigenschaft. Sie ist trotz der individuellen Verschiedenheit aller derer, die an sie glauben, selbstähnlich. Sie lässt die Menschen an den gleichen grundsätzlichen Zielen arbeiten und sie so alle gemeinsam am gleichen Seil in die gleiche Richtung ziehen.

Eine fraktale Vision als Erfolgsfaktor für das dynamisch-kreative Zeitalter

Schauen Sie sich die Vision Ihrer Organisation unter diesem Gesichtspunkt einmal genauer an? Ist sie so formuliert, dass Sie Lust haben ein Teil davon zu sein? Spricht die Vision Sie emotional an? Schwingt in Ihnen etwas mit, wenn Sie die Vision lesen?

Wenn ja, haben Sie wahrscheinlich wenige Probleme mit schlechten Entscheidungen ihrer Mitarbeiter, denn dann haben Sie eine in hohem Maße fraktale Vision…. Aber warum sag ich Ihnen das überhaupt. Ihr Erfolg gibt Ihnen ja sowieso schon Recht und Sie haben die kreativen, innovativen Kräfte Ihres Unternehmens schon voll aktiviert.

(Bild: © Antrey – fotolia.de)

Guido Bosbach

Als selbstständiger Managementberater, Keynote Speaker und Autor ist er angesehener Experte für Unternehmensentwicklung. Seine über 15 Jahre Praxiserfahrung ergänzt er ständig durch neue Erkenntnisse aus Wirtschaft und Wissenschaft und bietet so einen validen interdisziplinären Erfahrungsschatz. Seit 2011 begleitet er Unternehmen auf dem Weg die vorhandenen Potentiale zu reaktivieren und durch einen klaren Fokus auf Vision & Führung mehr Erfolg zu generieren. Mehr Informationen unter www.bosbach.mobi.

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4 Comments

  • Sigi sagt:

    Mir hat der Artikel sehr gefallen, denn er drückt genau das aus woran es bei meinem derzeitigen AG mangelt. Am prägnantesten war wohl der Ausspruch meines AG: Ich habe eine Vision, aber die müsst ihr ja nicht kennen. Mehr brauche ich dazu wohl nicht zu sagen.

  • Klaus sagt:

    Wer Visionen hat, sollte zum Arzt gehen.

  • David Goebel sagt:

    Der Begriff „fraktale Vision“ gefällt mir. Hatte ihn bislang noch nicht gehört, drückt aber das Wichtige aus. Als Visionen werden mir meistens nur Nominalisierungen (wie Marktführer, Branchenbester, usw.) angeboten. Wer springt dafür schon morgens begeistert aus dem Bett?
    Viele Grüße, David Goebel

    • Das freut mich. Den Begriff „fraktale Vision“ habe ich geprägt weil diese unspezifischen und damit unklaren Visionen am Ende nichts ausdrücken, nicht motivieren und schon gar nicht inspirieren. Visionen müssen – wie die von Harley Davidson oder Nike – echte Verbindungen schaffen und in jedem MitWirkenden und Kunden die gleichen Bilder hervorrufen. Dann können sie auch wirklich etwas (nämlich unglaublich viel) positives bewirken.
      Viele Grüße, Guido Bosbach

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