Skip to main content

Auszeit für Manager4 von 100 Deutschen haben bereits ein Burn-out-Syndrom erlebt, die meisten davon in großen Unternehmen und speziell in Führungspositionen. Das zeigt die Studie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland des Robert Koch Instituts von 2012. Kein Wunder in einer Zeit, in der alles immer schneller gehen muss und der Druck auf jeden einzelnen permanent steigt. Die Leistungsfähigkeit der Betroffenen wird stark gemindert, gleichzeitig können sie ihre Leistung immer schlechter einschätzen und übernehmen sich noch mehr. Schnell leidet das gesamte Tagesgeschäft, Kollegen und Vorgesetzte werden in Mitleidenschaft gezogen.

Burnout-Gestresste brauchen Entlastung. Dabei wird an eines nur selten gedacht: Wenn auch auf eine Position nicht verzichtet werden kann, heißt dies nicht, dass derjenige unersetzbar ist. Eine Übergangsvertretung kann seine Aufgaben übernehmen und den Fortlauf des Tagesgeschäfts sichern. Dafür braucht die Vertretung Erfahrung in einer ähnlichen Position und eigenes Interesse, auch in vorübergehender Stellung volle Leistung zu bringen. Und das ist genau das Prinzip von Interim Managern.

Interim Manager erfolgreich einsetzen

Interim Management ist gerade für kleinere und mittlere Unternehmen noch ein kritisches Thema: Es gilt als teuer, manche Mitarbeiter stehen dem Interim Kollegen skeptisch gegenüber. Der Externe kennt das Unternehmen nicht und muss sich ohnehin erst in die neue Position einfinden. Wie groß ist dann der Nutzen im Verhältnis zum Aufwand? Und: Wie wichtig nimmt er die Unternehmensanliegen überhaupt?

Wer ein paar Dinge beachtet, kann mit einem Interim Manager aber guten Erfolg haben. So ist die Kommunikation im Vorfeld mit allen Beteiligten eine entscheidende Voraussetzung, mit eindeutiger Erklärung über die Funktionen und Aufgaben des Interim Managers, den Gründen dafür und die Dauer des Einsatzes, mit möglichst genauem Datum, wann der permanente Stelleninhaber zurückkehren wird. Alle sollen wissen, welche Aufgaben, Kompetenzen und Vollmachten der Interim Manager im Unternehmen haben wird. Wann immer es geht, ist dies über persönliche Gespräche im Dialog und nicht über E-Mails oder Dritte zu leisten. So lassen sich die Bedenken von Kollegen und Mitarbeitern ausräumen und der Befürchtung vorbeugen, der Interim Manager würde zur Konkurrenz. Schließlich wird er das Unternehmen wieder verlassen.

Ebenso ist im Gespräch mit dem Interim Manager der Auftrag mit allen fachlichen Aspekten zu klären. Wenn der Stelleninhaber es wünscht, können der Geschäftsführer oder der direkte Vorgesetzte immer wieder zwischendurch berichten, wie der aktuelle Stand ist und was in seinem Bereich und im Unternehmen geschieht.

Schließlich gehört zu einem erfolgreichen Interim-Einsatz auch eine gelungene Rückkehr und Reintegration des permanenten Stelleninhabers. Eine sorgfältige Dokumentation aller Vorgänge erleichtert dies, ebenso wie eine gründliche persönliche Übergabe bei der Rückkehr. Wichtig ist, der Belegschaft zu kommunizieren: Der Stelleninhaber ist zurück und übernimmt seine Aufgaben wieder. Auch wenn der Interim Manager weiter im Unternehmen bleibt, sollte er den Bereich verlassen. Sonst haben die Mitarbeiter womöglich Schwierigkeiten, sich an den Rückwechsel zu gewöhnen und ihren alten Chef zu akzeptieren.

Checkliste

Wie alle Beteiligten durch ihr Verhalten zum Erfolg des Interim-Einsatzes beitragen können

  • Hat der Externe die richtige Erfahrung?
  • Kommunizieren die Unternehmensleitung und die verantwortliche Führung offen und klar über die Gründe und Ziele des Interim-Auftrags?
  • Werden auch die Kollegen und Mitarbeiter darüber informiert?
  • Ist die schnelle und fundierte Einarbeitung des Interim Managers organisiert? Erhält er alle notwendigen Informationen, wird allen wichtigen Personen vorgestellt und auch über besondere Gepflogenheiten im Unternehmen aufgeklärt?
  • Kann und will der eigentliche Stelleninhaber während der Auszeit die Verbindung zumindest ansatzweise halten?
  • Hält der Interim Manager wichtige Entscheidungen und Vorkommnisse schriftlich fest, damit der Stelleninhaber bei seiner Rückkehr alle Informationen übersichtlich erhält?

Die Wahl des Interim Managers

Einen guten Interim Manager findet man am besten im eigenen Netzwerk: ehemalige Mitarbeiter, Empfehlungen von Kollegen oder Geschäftsfreunden, in Internetportalen wie Xing oder LinkedIn, oder auch ganz einfach über eine passende Agentur. Diese sollte idealerweise auf die Branche oder ein Fachgebiet spezialisiert sein. Wichtig ist, dass derjenige bereits auf ähnlichen Positionen Erfolg aufweisen kann. Somit wird er auch in der Lage sein, mit nur kurzer Einarbeitung voll einsatzfähig zu sein und das Tagesgeschäft ohne aufwendige Übergaben zu übernehmen. Im Übrigen sind die Bedenken, ob er sich auch mit voller Überzeugung engagiert, meist überflüssig: Auch der Interim Manager hat ein Interesse am Erfolg des Auftrags, schließlich ist er abhängig von seinem Ruf in der Branche und profitiert, wenn aus dem Projekt eine gute Referenz für ihn wird.

Ein Interim Manager kostet in Summe übrigens nicht mehr als eine angestellte Führungskraft. Denn es entfallen Sozialabgaben, betriebliche Nebenleistungen wie Prämien etc., Weiterbildung, Einstellungs- und Trennungskosten und Ausfallkosten bei Krankheit. All dies wiegt den Tagessatz normalerweise auf.

(Bild: © Viorika – iStockphoto.com)

Manfred Faber

Manfred Faber hat jahrelang in verschiedenen Unternehmen selbst als Interim Manager gearbeitet; seit 2011 ist er Geschäftsführer bei „Till & Faber“. Mit Thomas Till vermittelt er erfahrene Interim Manager für den Finanzbereich. Außerdem leitet Manfred Faber mit den „HR-Consultants“ eine Agentur, die sich auf die Vermittlung von Interim Managern aus dem Personalbereich spezialisiert hat. Weitere Informationen und den vierteljährlichen Infobrief „Finanztypen“ mit Karikaturen finden Sie unter www.tillundfaber.de.

Der Artikel hat dir gefallen? Gib uns einen Kaffee aus!

Leave a Reply