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jobPerfektes Anschreiben, abgeschlossenes Hochschulstudium, mindestens ein Auslandssemester, eine Einzelsportart und eine ehrenamtliche Tätigkeit als Hobby. Pflicht oder ungewollte Perfektion? Was ist wirklich kriegsentscheidend im Kampf um die Gunst der HRler?

Voraussetzungen für den begehrten Job

Abitur unter 1,7 ist Pflicht und dann ein mit Bravur abgeschlossenes Studium an einer renommierten Universität – für Wirtschaftsingenieure in Darmstadt, für Informatiker in Karlsruhe oder BWLer gerne auch direkt von St. Gallen. Ganz nach dem Motto, sag mir wo Du studiert hast und ich sage Dir, welchen Job Du bekommst.

Anschließend als Werkstudent bei großen Marken wie Adidas oder Mercedes Benz, selbstverständlich mit einem oder gar zwei Auslandssemestern in Shanghai, dann der erste „gute Job“ in der Mutterzentrale in Deutschland. Es folgt ein konzerninterner Jobmarathon im 2-Jahresrythmus vom Trainee über das konzerninterne Highpotential-Programm stets befördert bis zum „Assistant of …“. Wer sich dann – egal wo bewirbt – ist ein willkommener Kandidat bei den HRlern dieser Welt.

Aber ist dieser Karriereweg immer noch der einzige Jobgarant für Highpotentials bei den erfolgreichsten deutschen Unternehmen? Klare Antwort: Nein!

Auch Bewerber mit ungeraden Lebensläufen haben eine Chance

Während die Personaler der kleineren Unternehmen schon immer mehr auf Praxis gesetzt und auch zwischen den Zeilen der perfekten Bewerbungsanschreiben gelesen haben oder lesen mussten, scheint nun auch bei den HR-Verantwortlichen der Mittelständler und Konzerne ein anderer Wind zu wehen.

Wenn ein Abteilungsleiter eine Anforderung an die Personalabteilung seines Unternehmens in Auftrag gibt, hört man vermehrt: „Bitte nicht diese weichgespülten, konzerntreuen Allrounder. Ich brauche eine Führungskraft mit Fachkenntnissen und Charakter – keinen Fachdiktator, aber gerne auch mit Ecken und Kanten!“

Gesucht sind also Männer und Frauen mit (Praxis)Erfahrung, mit War-Stories, die wissen, wovon sie reden, und welche, die auch mal selbst aktiv waren und werden – Vorbilder eben! Anerkennung und Wertschätzung bei seinen Mitarbeitern erhält man eben nicht dadurch, dass man seine Karriereleiter stets mit sich herum trägt und anpreist.

Seit geraumer Zeit ändert sich zudem das Bewerberfeld. Während früher die Top-Anstellung das Ziel des beruflichen Strebens war, sind es nun mehr intrinsische Faktoren, wie flexible Arbeitszeiten, Zeit für die Familie, ein Sabbatical-Jahr oder weniger Karrieredruck. Natürlich wollen alle immer noch top bezahlt werden, aber das verbreitete „Up-or-Out Model“ stößt aktuell eher ab. Darauf müssen die Unternehmen reagieren, denn unzufriedene Mitarbeiter bringen keinen Mehrwert im Konkurrenzkampf der Märkte.

Einladung zum Bewerbungsgespräch, ja oder nein?

Aber was genau ist denn nun entscheidend dafür, ob man eine Einladung oder Absage für die eigene Bewerbung erhält? Das Recruiting-Unternehmen CubeCareer hat unser Netzwerk befragt und zusammengefasst:

1. Lücken im Lebenslauf

Es muss nicht immer der perfekte Lebenslauf ohne Lücken sein. Wichtig ist, dass man seine Lücken erklären kann. Und ja, man darf auch mal nichts machen – welche Erkenntnis hat Ihnen das gebracht?

2. Abgebrochenes Studium

Na und? Besser frühzeitig erkennen, was einem liegt und was nicht, als jahrelang erfolglos das Falsche studieren. Es gibt noch viele andere Wege zum Ziel.

3. Karriereknick

Einen Job angenommen, der ein Karriereknick hinterlässt: Nicht schlimm! Es muss nicht immer bergauf gehen, schließlich braucht der Mensch auch Erholungs- und vor allem Orientierungsphasen.

4. Probezeit nicht geschafft

Viele vergessen, dass die Probezeit für beide Seiten gilt – quasi ein gegenseitiges Beschnuppern, ob eine gemeinsame Zusammenarbeit erfolgreich sein kann – schließlich heiratet man ja auch nicht den Erstbesten, oder? Besser also während der Probezeit den Job wechseln als direkt nach einem Jahr.

5. Verschiedene Branchen durchgejätet

Das ist sogar mal ein Plus, denn mittlerweile sind viele Führungskräfte der Ansicht, dass Innovationen auch branchenübergreifend funktionieren und mit diesen Erfahrungen kann der Kandidat dazu beitragen.

6. Kündigung erhalten

Kein Problem! Wer sich Fehler eingestehen kann und weiß was er nicht kann, weiß oft mehr als seine Mitkandidaten. Bekanntlich ist ja der Lerneffekt durch Negativerfahrung am intensivsten. Zudem ist es ein Zeichen von Selbstreflexion und der erste Schritt zur Ehrlichkeit, wenn man eigene Schwächen auch vor Anderen aufzeigen kann. Ehrlichkeit ist und bleibt natürlich das wichtigste Gut, wenn man einen gemeinsamen Weg einschlagen will. Es gibt allerdings zwei Tabus. Das eine Extrem: sich zu klein machen. Das Andere: ein Jobverlust wegen Untreue oder gar Unterschlagung – da hilft auch die neu gewonnene Ehrlichkeit bei der Jobsuche nichts.

Fazit

Natürlich ist Fachkompetenz nach wie vor unabdingbar, um einen Job auf dem Stellenmarkt der Highperformer zu ergattern. Für die Einladung zum Bewerbungsgespräch benötigt man ein perfektes Anschreiben, aber keinen geraden Lebenslauf. Und erst mal zum Bewerbungsgespräch eingeladen, zählt vor allem Sympathie und Persönlichkeit, damit sich der HRler nach den unzähligen Gesprächen vor allem an einen erinnert.

(Bild: © Oleksandr Moroz  – Fotolia.de)

Piet Quade

Piet Quade widmet sich seit vielen Jahren dem Themenfeld „Personal“ in Kombination mit Technologien. Seine Unternehmen beraten Vorstände, Personal- und IT-Leiter rund um strategische und technologische HR-Fragen. Er und sein Team haben den Recruiting Marktplatz mindHire.de ins Leben gerufen. Ähnlich einer Datingplattform vergleicht mindhire die Profile der Jobs und Kandidaten und gibt die passenden Kombinationen aus. Für Personaler bedeutet das erhebliche Zeit- und Kostenvorteile im Recruiting.

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