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Grenzen überwinden - Interview mit Extremsportler Norman Bücher„Break your limits“ ist sein Motto. Grenzen verschieben und erweitern seine Leidenschaft. Er stellt sich extremen sportlichen Herausforderungen und bestreitet die schwierigsten Marathonläufe der Welt. Als 29-jähriger beendete er erfolgreich den härtesten und anspruchsvollsten Extremberglauf in Europa, den Ultra-Trail du Mont-Blanc. Er hat die Atacama Wüste in Chile durchquert und erfolgreich am 100 Meilen Lauf im Himalaya und dem Jungle Marathon in Brasilien teilgenommen. Seine ganz große Herausforderung war die erfolgreiche Durchquerung des australischen Outbacks auf 1120 Kilometern innerhalb von zwei Wochen im Mai 2012. Im Oktober 2012 absolvierte er erfolgreich den Kalahari Augrabies Extreme Marathon in Südafrika und wurde Gesamtzwölfter von über 50 Teilnehmern.

unternehmer.de war neugierig zu erfahren, wie jemand solche extremen Herausforderungen immer wieder erfolgreich bewältigt und hat den Extremläufer und Vortragsredner Norman Bücher zum Interview gebeten.

unternehmer.de: Sie sind gerade aus Südafrika zurück, wo Sie den Kalahari Augrabies Extreme Marathon erfolgreich absolviert haben. Was war die größte Herausforderung bei diesem Lauf?

Norman Bücher: Die größte Herausforderung bei diesem Marathon in der Wüste waren für mich nicht einmal die 250 Kilometer, die zurückzulegen waren, sondern die Tatsache, dass wir Teilnehmer alles, was wir für die gesamte Laufdauer benötigten, von Tag eins an mit uns tragen mussten. Also die Ausrüstung, den Schlafsack, unsere Kleidung und vor allem die Nahrungsmittel für eine Woche. Ich bin mit 12 Kilo Gewicht auf meinem Rücken gestartet, Gott sei Dank reduzierte sich das Gewicht pro Tag mit den schwindenden Essensvorräten. Auch die Planung im Vorhinein hat eine gewisse logistische Meisterleistung erfordert. Ich habe genau überlegt, was brauche ich unbedingt, was ist verzichtbar. Welche Nahrungsmittel sind für diese Konditionen am geeignetsten. Ich hatte das recht gut entschieden, genau die richtigen Dinge dabei und bin daher sehr schön als Zwölftplatzierter durchgekommen. Eine große Belastung war natürlich an zweiter Stelle die enorme Hitze. Wir hatten zum Teil Temperaturen von bis zu 45 Grad am Tag.

Norman Bücher überquert Ziellinie beim Kalahari Augrabies Extreme Marathon

Norman Büchers Zieleinlauf beim Kalahari Augrabies Extreme Marathon

unternehmer.de: Welche neuen Erkenntnisse betreffend Ihre Extremabenteuer und was diese mit dem Business gemeinsam haben, bringen Sie aus dieser so gut gemeisterten Herausforderung mit?

N. Bücher: Dieses Rennen in der Wüste hat mir wieder aufs Neue bestätigt, dass wir im Prinzip nicht viel im Leben brauchen, um glücklich zu sein. Der totale Verzicht auf Komfort und das Beschränken auf das absolut Notwendigste sind ein großer Lehrmeister für mich. Und das lässt sich sicherlich auch auf andere – eigentlich alle – Lebensbereiche transferieren. Was brauchen wir wirklich? Geht es um Konsum, Anhäufung von Besitztümern, oder darum, das auszuleben, was uns ausmacht, was wir SIND? Ich unternehme alle diese Extremabenteuer nicht um des Ruhmes willen, sondern für mich, um eben ständig auch meine eigenen Grenzen auszutesten und zu erweitern. Das ist mein Motor und mein Antrieb. Und wie sehr mich genau das glücklich macht, hat mir die Kalahari Wüste wieder demonstriert. Die Verbindung zum Business sehe ich hier darin, dass wir auch dort nur Dinge tun sollen, die unsere Berufung sind, uns zufrieden und stolz machen und die wir mit immenser Freude erledigen. Das wird nicht jeden Tag und für alle Aufgaben immer sofort möglich sein, aber das generelle große Ziel sollte genau dies darstellen!

unternehmer.de: Was hat Sie in der Kalahari-Wüste besonders beeindruckt?

N. Bücher: Die Weite, Schönheit und überraschenderweise auch die Vielfalt der Landschaft und ganz besonders das fantastische und kameradschaftliche Miteinander unter den Läufern. Wir haben ja eine Woche lang auf engstem Raum – im Camp – gelebt.

unternehmer.de: Wie motivieren Sie sich selber während eines solchen Laufes?

N. Bücher: Vor allem, indem ich mir schon vorab mein klares und reizvolles Ziel setze – wie eben in diesem Fall, den Kalahari Extreme Marathon erfolgreich durchzuführen – und mir auch in der Vorbereitungsphase dieses Ziel und die Erreichung immer wieder visualisiere. Ich stelle mir lange vorher immer wieder bewusst vor, welche Freude ich beim Zieleinlauf empfinden werde, spüre und schmecke den Moment schon mit allen Poren. Damit bin ich total auf das Ziel konditioniert. Und während des Laufes denke ich nie an die gesamte Strecke, sondern immer nur an den nächsten Kilometer, oder maximal die nächsten 10 Kilometer, die zu bewältigen sind. Sich geistige Etappenziele zu setzen, empfehle ich auch immer den Zuhörern meiner Vorträge. Diese Methode funktioniert im Business wie im Extremsport. Ziele werden dadurch übersichtlicher und wirken leichter erreichbar.

unternehmer.de: Ihr Motto ist „Break your limits“. Gilt das nur für den Sport? Inwiefern können Menschen, die sich keinen extremen Abenteuern widmen, ihre eigenen Grenzen verschieben?

Norman Bücher - Extremläufer und Vortragsredner

Norman Bücher ist Extremläufer und Vortragsredner

N. Bücher: „Break your limits“ lässt sich wirklich auf sämtliche Lebensbereiche anwenden. Dazu ist es nicht erforderlich, Extremsport auszuüben. Ganz im Gegenteil, Grenzen zu verschieben ist ja nichts anderes, als den für uns alle sehr präsenten Schweinehund zu überwinden. Gerade bei alltäglichen Dingen wie dem früheren Aufstehen, das wir uns vornehmen, ein bestimmtes Buch innerhalb einer bestimmten Zeit zu lesen, ein unangenehmes Telefonat, jetzt gleich zu führen, geht es immer wieder darum, unsere Komfortzone zu verlassen und damit unsere Grenzen zu verschieben. Möglichkeiten, dies täglich zu tun, gibt es zahlreiche. Ich rate: Machen Sie ein Spiel daraus, das Sie erfolgreich mit sich selber spielen, und führen Sie Aufzeichnungen, wie oft es Ihnen gelungen ist, wieder eine Ihrer Grenzen ein klein wenig zu erweitern! Sie werden staunen, wie oft das der Fall ist.

unternehmer.de: Welche neuen Inputs und Inhalte für Ihre Keynote-Vorträge bringen Sie aus der Wüste mit?

N. Bücher: Meine wichtigste Botschaft, die auf alle Lebenslagen zutrifft: Die äußeren Umstände und Gegebenheiten – in der Wüste eben die Hitze oder die Gewichtsauflage – können wir nicht beeinflussen. Aber was wir immer beeinflussen können ist, wie wir auf Bedingungen oder neue Umstände reagieren. Das gilt für geschäftliche Ereignisse und plötzliche Veränderungen genau so wie für private Situationen und eben Extremabenteuer. Wer das für sich erkennt und wirklich verinnerlicht, hat nie das Gefühl, die Kontrolle abzugeben und bleibt in der geistigen „Entscheidungsfreiheit“ über jede Situation.

unternehmer.de: Welche vier wichtigsten Motivationstipps würden Sie unseren Lesern für ihr (Geschäfts-)Leben mitgeben?

N. Bücher: Setzen Sie sich klare und große Ziele! Ihr Ziel darf gerne auch mal sehr ambitioniert sein! Denn wenn Sie 80 % eines ambitionierten Zieles erreichen, haben Sie viel mehr geschafft, als z.B. bei Erreichung von 100 % eines kleineren Zieles. Fixieren Sie innerhalb Ihres Zielerreichungsplanes mehrere kleinere Etappenziele, um die Motivation aufrechtzuerhalten. Machen Sie sich immer das Motiv hinter dem Ziel glasklar bewusst. Tun Sie jeden Tag etwas für die Erreichung Ihres Ziels – auch wenn es nur eine Kleinigkeit ist. So kreieren Sie die Gewohnheit, ständig dranzubleiben.

unternehmer.de: Wir danken für das Gespräch.

(Artikelbild: © fpm – iStockphoto.com)

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