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Autor werden auf unternehmer.deDas in Unternehmen bekannteste und am häufigsten genutzte Persönlichkeitsanalyse-Instrument dürfte das DiSG®-Persönlichkeitsprofil sein. Dieses wurde nun nicht nur neu gestaltet, auch das Analyseverfahren wurde modernisiert. Julia Voss, Geschäftsführerin des deutschen Lizenznehmers Voss+Partner, Hamburg, erläutert die Gründe.

unternehmer.de: Frau Voss, das DiSG-Profil dürfte mit 50 Millionen Anwendungen weltweit das im betrieblichen Kontext am häufigsten genutzte Persönlichkeitsanalyse-Instrument sein. Warum hat der Lizenzgeber Inscape Publishing Inc., USA, trotzdem das DiSG-Profil und das Analyseverfahren verändert?

Julia Voss: Unter anderem, weil sich in den zurückliegenden Jahrzehnten neben der Art wie Menschen Informationen aufnehmen und verarbeiten, auch deren Erwartungen an ein Persönlichkeitsanalyseinstrument wie DiSG verändert haben.

unternehmer.de: Inwiefern hat sich die Informationsaufnahme und -verarbeitung gewandelt?

J. Voss: Nun, zum einen ist heute die visuelle Aufbereitung von Informationen viel wichtiger als vor ein, zwei Jahrzehnten.

unternehmer.de: Aufgrund der heutigen Omnipräsenz der visuellen Medien sowie des Internets?

J. Voss: Ja. Zum anderen erwarten die Leute heute aufgrund der Informationsflut, dass wichtige Infos so aufbereitet sind, dass man sie schnell erfassen kann. Deshalb werden im neuen DiSG zum Beispiel die zentralen Ergebnisse nicht mehr mit einem Balken-, sondern in einem Kreisdiagramm dargestellt.

unternehmer.de: Wie bei anderen Analysetools auch.

J. Voss: Richtig, doch das ist für mich nicht die zentrale Änderung beim neuen DiSG, selbst wenn die kreisförmige Darstellung des Profils die Anwender die Kernergebnisse noch schneller und intuitiver erfassen lässt.

unternehmer.de: Sondern?

J. Voss: Weit bedeutsamer ist, dass Inscape basierend auf jahrzehntelanger Forschung erstens das Analyseverfahren und zweitens sämtliche Handouts neu gestaltet hat. Außerdem wurden spezielle Analysetools und Trainingsunterlagen für bestimmte Funktionsgruppen wie Führungskräfte und Verkäufer geschaffen; des Weiteren für bestimmte Anwendungszwecke wie das Zusammenstellen von Teams und das Optimieren der Zusammenarbeit. Deshalb kann DiSG noch zielgerichteter eingesetzt werden.

Fragenkatalog passt sich dem Antwortverhalten an

unternehmer.de: Inwiefern wurde das Analyseverfahren geändert?

J. Voss: Neu ist vor allem, dass fortan die Methode des adaptiven Testings verwendet wird. Bei diesem interaktives Messverfahren wird im Verlauf des Analyse-Prozesses der Fragenkatalog an den jeweiligen Befragten anpasst.

unternehmer.de: Können Sie dies an einem Beispiel erläutern?

J. Voss: Angenommen eine Person zeigt beim Beantworten der Fragen zu bestimmten Merkmalen ein inkonsistentes Antwortverhalten, dann erhält sie ergänzende Fragen zu diesen Merkmalen.

unternehmer.de: Um zu noch präzisieren und zutreffenderen Aussagen bezüglich der Persönlichkeit zu gelangen?

J. Voss: Ja, oder anders formuliert, um noch genauer zu ermitteln, wie eine Person tickt und was sie motiviert.

unternehmer.de: Warum wurde das Analyseverfahren verändert?

J. Voss: Aus vielen Gründen. Zum einen ist heute die Forschung zum Thema Persönlichkeit weiter fortgeschritten als vor 10, 20 Jahren. Heute weiß man, dass jedes Individuum einzigartig ist und jede Persönlichkeit ein sehr komplexes Konstrukt ist. Zum anderen ist der Individualisierungsprozess in unserer Gesellschaft fortgeschritten. Die Menschen sind oder genauer gesagt verhalten sich heute nicht mehr so konform wie vor 10, 20 Jahren. Und sie wollen auch stärker als Individuum wahrgenommen werden. Das muss sich in den Persönlichkeitsanalyseinstrumenten und ihrem Einsatz widerspiegeln, zumal die Menschen heute auch mehr Know-how in Sachen Persönlichkeitsentwicklung haben.

Individuellere Analysen sind erwünscht

unternehmer.de: Inwiefern?

J. Voss: Wenn wir vor 10, 20 Jahren als DiSG-Lizenznehmer in unseren Seminaren den Teilnehmern erzählten, dass es verschiedene Persönlichkeitstypen mit unterschiedlichen Wertesystemen und Kommunikationsstilen gibt, dann war diese Erkenntnis für sie vielfach neu. Und das damit verbundene Aha-Erlebnis erleichterte zum Beispiel Führungskräften das Führen ihrer Mitarbeiter. Heute hingegen kann man dieses Wissen zumindest bei akademisch vorgebildeten Personen weitgehend als vorhanden voraussetzen. Diese Erfahrung sammeln auch die von uns lizensierten DiSG-Trainer. Schließlich steht dies in fast jedem Ratgeber zum Thema Persönlichkeitsbildung. Hinzu kommt: Auch die Unternehmen haben sich weiter entwickelt – sowohl kulturell als auch strukturell.

unternehmer.de: Können Sie das konkretisieren?

J. Voss: Die Unternehmen sind heute weniger hierarchisch und funktional gegliedert als früher. Außerdem gestatten sie ihren Mitarbeiter nicht nur mehr Individualität zu zeigen, nein, sie fordern von ihren Mitarbeitern geradezu, dass sie sich mit ihrer ganzen Persönlichkeit einbringen. Das spiegelt sich auch in den Anforderungsprofilen an die Mitarbeiter wider. Sie sind heute vielschichtiger und komplexer als früher.

Ganzheitlichere Persönlichkeiten sind gefragt

unternehmer.de: Warum?

J. Voss: Eine zentrale Rolle spielt hierbei die Team- und Projektarbeit sowie die bereichsübergreifende Zusammenarbeit, die heute bereits den Betriebsalltag dominiert. Sie führt dazu, dass heute zum Beispiel auch Controller, Techniker und Informatiker, die früher oft als kühle Technokraten karikiert wurden, eine ausgeprägte soziale Intelligenz brauchen. Ähnlich verhält es sich bei Verkäufern und Führungskräften. Sie müssen heute meist auch ausgeprägte analytische Fähigkeiten haben, um ihre Aufgaben professionell wahrnehmen zu können.

unternehmer.de: Weshalb auch die Persönlichkeitsanalyse-Instrumente ausgefeilter sein müssen, um die Personen ganzheitlicher zu erfassen?

J. Voss: Richtig.

unternehmer.de: Warum wurde das Analyseverfahren nicht bereits vor Jahren weiterentwickelt. Schließlich sind die beschriebenen Trends nicht neu?

J. Voss: Der Hauptgrund war, dass es in der Vergangenheit schwer möglich war, sozusagen im laufenden Analyseverfahren den Fragenkatalog dem jeweiligen Individuum anzupassen. Heute werden die DiSG-Fragenbogen online ausgefüllt. Deshalb ist es auch technisch kein Problem mehr, abhängig vom Antwortverhalten den Fragenkatalog zu modifizieren – sofern man wie Inscape über die erforderliche IT verfügt. Ebenso ist es heute kein Problem mehr, zum Beispiel von zwei Arbeitnehmern Vergleichsprofile zu erstellen, um ihre Ähnlichkeiten und Unterschiede zu verdeutlichen und Strategien für die Zusammenarbeit zu entwickeln.

Ziel: die Wirksamkeit von Personen erhöhen

unternehmer.de: Warum erhielt das neue DiSG auch einen neuen Namen, nämlich Everything DiSG Arbeitsplatz Profil?

J. Voss: Weil es auch das klassische DiSG weiterhin geben wird und um zum Ausdruck zu bringen, wozu das neue DiSG primär dient, nämlich die Wirksamkeit und somit auch den Erfolg von Menschen in ihrem Beruf zu erhöhen. Entsprechendes gilt bezogen auf Teams.

unternehmer.de: Was sind aus Ihrer Warte die zentralen Vorteile des neuen Everything DiSG-Profils?

J. Voss: Aufgrund des praktizierten Analyseverfahrens sind die Ergebnisse noch individueller und
anwendungsspezifischer. Folglich werden sie auch bei den Nutzern auf eine noch höhere Akzeptanz stoßen. Zudem können sie noch besser oder zielgenauer in Trainings sowie als Instrument in personalen und organisationalen Veränderungsprozessen eingesetzt werden.

unternehmer.de: Danke für das Gespräch.

(Bild: © iStockphoto.com)

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