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Moderne Sklaverei? Ausbeutung? Die Branche kämpft mit Imageproblemen. Doch Zeitarbeit kann auch ein Erfolgsmodell für Unternehmen sein. Die Zusammenarbeit mit seriösen Zeitarbeitsunternehmen bietet ArbeitgeberInnen im Vergleich zu klassischen Neueinstellungen zahlreiche Vorteile bei der Personalplanung und den Personalkosten.

Das Prinzip Zeitarbeit: Ein funktionierendes Dreiecksverhältnis!

Bei einem Zeitarbeitsmodell gibt es immer drei Beteiligte

  • die Arbeitnehmerin bzw. den Arbeitnehmer
  • das Zeitarbeitsunternehmen
  • dessen KundInnen

Die Arbeitnehmerin oder der Arbeitnehmer geht auf der Basis eines Tarifvertrags ein sozialversicherungspflichtiges Beschäftigungsverhältnis mit dem Zeitarbeitsunternehmen ein. Entsprechend haben diese Anspruch auf Urlaubstage und die Lohnfortzahlung im Krankheitsfall. Auch wenn kein Einsatz vorliegt, erhalten sie ihr festes Gehalt.

Das Zeitarbeitsunternehmen ist dafür verantwortlich, passende Einsätze für die ArbeitnehmerInnen zu finden und sorgt auch für deren Qualifizierung/Weiterbildung.

Die KundInnen haben einen Vertrag mit dem Zeitarbeitsunternehmen. Sie wählen aus dem Mitarbeiter-Pool des Zeitarbeitsunternehmens die passenden KandidatInnen aus, bestimmen die Einsatzzeit und zahlen den vereinbarten Stundensatz für die erbrachten Leistungen.

5 Vorteile für Arbeitgeber, die auf Zeitarbeitsunternehmen setzen

Vorteil 1: Flexibilität

Ein neuer Auftrag und keine verfügbaren Mitarbeiterkapaziäten? Jährliche saisonale Schwankungen im Geschäftsverlauf? Längerfristiger Ausfall von MitarbeiterInnen durch Krankheit oder Schwangerschaft? Bei personellen Engpässen wie diesen kann Zeitarbeit eine Lösung für Unternehmen sein, denn die Verstärkung ist schnell verfügbar – ohne dass langfristige Bindungen eingegangen werden müssen!

Vorteil 2: Kostentransparenz

Bei der Nutzung von Zeitarbeit sind die entstehenden Kosten für die Kundenunternehmen jederzeit planbar/kalkulierbar. Sie zahlen jeweils nur einen fixen Stundenverrechnungssatz oder Tagessatz für die erbrachten Leistungen. Ausfallzeiten trägt das Zeitarbeitsunternehmen zum Beispiel, ebenso wie die Lohnnebenkosten. Die ArbeitnehmerInnen sind genau so lange im Einsatz, wie sie benötigt werden – nur wenige Tage, einige Wochen, mehrere Monate oder gegebenenfalls sogar über Jahre.

Vorteil 3: Wenig Aufwand

Stellenanzeigen schalten, zeitfressende Einstellungsverfahren mit viel Papierkram und langem Vorlauf – das alles entfällt für Unternehmen, die auf Zeitarbeit setzen. Stattdessen können sie bei Bedarf schnell reagieren und sich unbürokratisch zusätzliche MitarbeiterInnen an Bord holen. Dabei übernehmen professionelle DisponentInnen des Zeitarbeitsunternehmens die Aufgabe, eine Vorauswahl geeigneter und verfügbarer KandidatInnen zu treffen. Nur diese stellen sich dann bei den KundInnen vor.

Vorteil 4: Neue Impulse

MitarbeiterInnen von Zeitarbeitsunternehmen verfügen in der Regel über aktuelle fachliche Qualifikationen, sind neue Anforderungen gewohnt und bringen aufgrund der wechselnden Einsätze Erfahrungen aus anderen Firmen mit. Unternehmen, die ergänzend zu ihrer Stammbelegschaft auch „ZeitarbeiterInnen“ einsetzen, können davon profitieren, indem sie Ideen für verbesserte Abläufe übernehmen oder sich in der Zusammenarbeit mit den „KollegInnen auf Zeit“ spezielle Kenntnisse aneignen.

Vorteil 5: Try and Hire

Wer ist fit und passt ins Team? KundInnen von Zeitarbeitsunternehmen haben die Chance, die bei ihnen eingesetzten MitarbeiterInnen in der Praxis gut kennen zu lernen – und können dann in aller Ruhe entscheiden, ob sie die MitarbeiterInnen dauerhaft einstellen möchten. So gibt es keine bösen Überraschungen im Hinblick auf das Know-how oder die sozialen Kompetenzen…

EXTRA: Zeitarbeit: Die Pros und Contras und was man darüber wissen sollte

Zeitarbeit: Facts and Figures

Der Anteil der ZeitarbeitnehmerInnen an den Erwerbstätigen liegt in Deutschland bei 2,3 Prozent, was etwa 895.000 Personen entspricht. Diese sind bei rund 50.000 Zeitarbeitsfirmen unter Vertrag. Es handelt sich um eine wachsende Branche mit hoher Dynamik, die jedoch zu Jahresbeginn 2020 aufgrund der Corona-Krise abflachte und deutliche Einbußen verzeichnen musste. Im ersten Halbjahr 2019 wurden beispielsweise jeweils mehr als 669.000 Beschäftigungsverhältnisse neu abgeschlossen beziehungsweise beendet. Rund die Hälfte der Leiharbeitsverhältnisse dauert weniger als drei Monate.

Schwerpunktmäßig sind die ZeitarbeitnehmerInnen in Deutschland – anders als im Ausland – in der Industrie und im verarbeitenden Gewerbe tätig. Entsprechend handelt es sich zurzeit überwiegend um männliche ArbeitnehmerInnen. Der Anteil der wirtschaftlichen Dienstleistungen lag laut einer Statistik der Bundesagentur für Arbeit im Jahr 2019 bei 33 Prozent.

Bei den ZeitarbeitnehmerInnen handelt es sich um eine bunte Mischung, die vom geringqualifizierten Hilfspersonal bis zu hochspezialisierten FacharbeiterInnen, ControllerInnen oder IngenieurInnen reicht.

Vertreten sind auch StudentInnen, die in den Semesterferien jobben möchten, Wiedereinsteiger nach der Elternzeit oder zu einem großen Teil Personen, die aus der Arbeitslosigkeit kommen und sich auf diesem Weg Chancen auf einen regulären Arbeitsplatz erhoffen.

Auch für die Zeitarbeitsbranche gilt das allgemeine deutsche Arbeitsrecht, ergänzt um die speziellen Regelungen des Arbeitnehmerüberlassungsgesetzes (AÜG).

Zeitarbeitsunternehmen: Tipps und Hinweise zur Auswahl

Unternehmen, die mit Zeitarbeitsfirmen zusammenarbeiten möchten, sollten auf die folgenden Punkte unbedingt achten:

  • Verfügt die Zeitarbeitsfirma über eine amtliche Erlaubnis der Bundesagentur für Arbeit zur Arbeitnehmerüberlassung?
  • Werden die MitarbeiterInnen der Zeitarbeitsfirma nach den AMP/CGB-Tarifverträgen beziehungsweise den Tarifverträgen der BZA/DGB-Tarifgemeinschaft Zeitarbeit bezahlt?
  • Die Lohnuntergrenzen bei Leiharbeitern lagen 2019 im Westen bei 9,96 Euro pro Stunde und bei 9,66 Euro im Osten. Je nach Qualifikation werden auch höhere Sätze bezahlt.
  • Unbedingt Angebote mehrerer Zeitarbeitsfirmen vergleichen und Referenzen einholen!
  • Für Arbeitsschutzmaßnahmen und eine gründliche Einweisung der „ZeitarbeiterInnen“ sorgen!

Fazit: Zeitarbeitsunternehmen als Chance

Sofern Unternehmen mit seriösen Personaldienstleistern zusammenarbeiten und bestimmte Regeln beachten, bringt das Modell Zeitarbeit viele Vorteile mit sich und kann sogar eine Win-Win-Situation für alle Beteiligten sein!

Olaf Hansen

Olaf Hansen arbeitet bei TVG und betreut unter anderem die Ressorts Zeitarbeit Berlin.

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4 Comments

  • Nora Müller sagt:

    Ich habe neulich gemerkt, dass wir in unserer Firma etwas knapp an Mitarbeitern sind und es sehr hilfreich wäre etwas Unterstützung zu bekommen. Ich hatte bisher noch nicht viel über das Zeitarbeitsmodell nachgedacht, aber finde es toll, dass wir als Arbeitgeber hier eine hohe Flexibilität haben, da die Verstärkung schnell verfügbar ist. Allerdings ist es mir auch wichtig, dass wir keine langfristige Bindung eingehen müssen, was ich ebenfalls klasse an diesem Modell finde. Auch neue Impulse kann man immer gebrauchen.
    Sie sagen, dass hierbei immer 3 Parteien, also die Arbeitnehmer, das Zeitarbeitsunternehmen und wir als Kunde, beteiligt sind, weshalb wir uns wohl nun nach einem Zeitarbeitsunternehmen umschauen sollten.

  • Fine sagt:

    Zeitarbeit ist denke ich eine tolle Sache, gerade wenn es zu bestimmten Zeiten im Jahr mal etwas mehr Arbeit gibt. Wie auch hier beschrieben, finde ich es super, dass die Zeitaufwand mit wenig Aufwand verbunden ist und die Zeitarbeitsunternehmen bereits auch eine Vorauswahl treffen.

  • stephan sagt:

    Die Informationen auf dieser Seite, insbesondere Fact & Figures sind völlig veraltet und müssen dringend aktualisiert werden!
    Gern unterstütze ich dabei.
    Beste Grüße

    • KatjaJuengling sagt:

      Guten Tag Stephan,
      auf dieses Angebot würden wir gerne zurückkommen. Leider kann ich Sie nicht über Ihre E-Mail-Adresse erreichen. Bitte melden Sie sich doch bei uns in der Reaktion (redaktion@unternehmer.de), dann könnten wir über ein weiteres Vorgehen sprechen.

      Vielen Dank und viele Grüße
      Katja Jüngling
      unternehmer.de-Redaktion

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