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3. Unmittelbare Reaktion

In der Regel sind unmittelbare emotionale Reaktionen wirksamer – in kleinen Schritten und dosiert vorgebracht – als sich dreimal zu beherrschen, aber Wut anzustauen und beim vierten Mal die Fassung und damit auch Sympathie und Respekt zu verlieren. Sofort handeln heißt, auch Kleinigkeiten ernsthaft und bestimmt zu bewerten, beim zweiten Mal bereits emotional etwas zuzulegen und beim dritten Mal deutlich zu werden. Gerade Führungskräfte im mittleren Management meinen häufig, der ganze Ärger nütze nichts, wenn sie am Ende dem Mitarbeiter doch nicht kündigen können. Es ist fast wie mit dem zahnlosen Tiger, der sich nicht zu brüllen traut – wo doch die meisten schon bei einem leisen Grollen die Flucht ergreifen würden. Die Erfahrung zeigt aber: Der ernsthafte Blick, die hochgezogene Augenbraue, der knappe, selbstbewusste Ausdruck des eigenen Ärgers sind die Mittel, die wirken. Dafür braucht es keine scharfen Zähne.

4. Kommunikationssignale erkennen

Wer zu einer sachlichen Kommunikation finden will, der muss die aufkommenden Emotionen zunächst als das behandeln, was sie eigentlich sind: als Kommunikationssignale. Und diese werden erst verschwinden, wenn der Sender merkt, dass sie ankommen und wahrgenommen werden. Deshalb ist es so bedeutend, sie ernst zu nehmen: „Ich merke, dass Sie sich Sorgen machen, und ich verstehe auch, warum: weil Ihnen die finanzielle Sicherheit wichtig ist.“ Auch beim Morsen von Schiff zu Schiff wird der Sender erst aufhören, wenn der Empfänger genau das gleiche Signal zurücksendet – die Bestätigung, dass die Botschaft angekommen ist!

Um hier aber zu überzeugen, braucht es eine Haltung der Anerkennung und Wertschätzung gegenüber dem anderen. Das Verständnis muss echt sein, sonst hilft es dem Sender der Emotionen nicht. Wichtig dabei ist: die Anerkennung von Emotionen bedeutet nicht gleichzeitig eine Zustimmung auf der inhaltlichen Ebene. So zum Beispiel kann eine Führungskraft für die Aufregung eines Mitarbeiters über einen Kollegen Verständnis signalisieren, ohne dabei den mit der Aufregung verbundenen Erwartungen zu folgen. Wenn der Mitarbeiter von seinem Chef zum Beispiel Einschreiten erwartet, kann der Vorgesetzte den Ärger anerkennen und die Konfliktklärung trotzdem an seinen Mitarbeiter zurückdelegieren – also fordern, dass der Mitarbeiter selbst etwas für die Lösung tut.

5. Emotionen zeigen

„Wenn Du andere entzünden willst, musst Du selbst brennen“ (Augustinus): Wer andere mitreißen will, tut sich leichter, wenn er seine eigene Begeisterung offen zeigt – oder auch Freude, Ängste, Überraschung. Doch besonders im deutschen Kulturkreis gilt es als professionell, Gefühle nicht zu zeigen und auf der sachlichen Ebene zu argumentieren. Gerade Führungskräfte, die eine technische Laufbahn hinter sich haben, sind umso sachlicher. Dabei profitieren alle Seiten – Führung wie Mitarbeiter – wenn der Chef auch Gefühle zeigt und somit gleich viel menschlicher empfunden wird.

Fazit

Über die Vernunftebene hinaus haben Führungskräfte immer auch das Steuerungsintrumentarium der Emotionen, um Mitarbeiter zu einem gewünschten Verhalten zu motivieren. Wer das beherrscht, offen damit umgeht und dabei den Gefühlen seiner Mitarbeiter mit Anerkennung und Wertschätzung begegnet, der erreicht mehr als auf der reinen Sachebene möglich ist – und sogar in kürzerer Zeit.

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Sabine Grüner

Führungskräfte und Teams mit emotionaler Intelligenz weiterbringen, das ist Sabine Grüners Anliegen. Sie ist eine von drei Geschäftsführern des Beratungshauses EQ Dynamics. Weitere Informationen: EQ Dynamics International.

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3 Comments

  • Empathie ist gut, manchmal sind Führungskräfte aber etwas zu einfühlend. Wenn es bereits bei normal zu erwartenden Leistungen des Mitarbeiters wie Pünktlichkeit fehlt, liegt doch die Ursache sicher noch woanders. Ein weit verbreitetes Phänomen in manchen Unternehmen ist das Supermarkt-Denken – jeder nimmt sich, was er will und verhandelt so lange manipulativ und mit emotionaler Erpressung bis er es hat – vom Homeoffice bis zu anderen Sonderregelungen. Schön, wenn sich Führungskräfte dann durchsetzen, im Notfall auch emotional. Mehr unter: http://www.coloursworld.de

  • Stephanie1701 sagt:

    Danke für informativen Beitrag! Ich hab mich ergänzend zu dem Thema damit befasst, was uns denn wirklich motiviert. Bei Interesse können Sie das hier nachlesen: epunet.com/blog/tipps-und-tricks/was-uns-wirklich-motiviert/

  • Thomas Bartel sagt:

    Empathie in der Kommunikation: Ein ganz großes Thema! Nach dem Motto „Wir können über alles reden“ bleibt das „Wie“ viel zu oft auf der Strecke. Doch Kommunikation ohne Sensibilität und Einfühlugsvermögen bleibt wirkungslos. Weitere Gedanken und Anregungen können Sie hier nachlesen: icf-pr.de/wir-k%C3%B6nnen-%C3%BCber-alles-reden.html

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