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Bewerbungen lesen sich ja tatsächlich meistens gleich. Daher hat die Bewerberin nicht ganz Unrecht, wenn sie festhält, dass sie „echt voll genervt“ wäre, wenn sie täglich dasselbe lesen müsste. Im Gegenteil dazu hat sie deshalb eine sehr originelle und etwas andere Bewerbung verfasst.

Ist dieses Anschreiben genial oder total daneben?

Jetzt bist du dran: Was sagst du dazu? Würdest du der Bewerberin eine Chance geben? Macht eine solche Bewerbung eher neugierig oder ist sie ungeeignet? Was sagen die HRler unter uns?

Sehr geehrte Damen und Herren,

ich an Ihrer Stelle wäre echt voll genervt, wenn ich täglich unzählige Bewerbungen lesen müsste, die alle mit “Hiermit bewerbe ich mich…” anfangen. Ich frage mich sowieso, wer sich bei der heutigen Lage auf dem Ausbildungsmarkt noch eine ernsthafte Bewerbung erlauben kann, denn 50 Bewerbungen und 50 Absagen sind nicht wirklich das Gelbe vom Ei. Meine Mama sagt immer: “Kind, geh schaffen und bring Kohle bei …!” Aber Sie wissen ja bestimmt wie Mamas so sind, Sie haben sicher auch eine. Na ja, man muss sie verstehen, Mama will schließlich nur das Beste für mich.

Fakt ist, ich suche einen Ausbildungsplatz auf jeden Fall als Tourismuskauffrau und ich will zu Ihnen. Seit zwei Jahren möchte ich eigentlich nichts anderes. Noch besuche ich die 10. Klasse der Geschwister-Scholl-Realschule in Nürnberg, die ich – so Gott will und das will er – mit der Fachoberschulreife abschließen werde.

Einen IQ habe ich auch, nur in Mathematik nicht. Aber wer will denn schon wissen, wie hoch die Cheops-Pyramide auf den Millimeter genau ist (sie ist SEHR hoch!)? Auf der anderen Seite kann ich Ihnen natürlich mit Excel problemlos ausrechnen, wie viel Säcke Reis in China jährlich umfallen und mit Power Point eine voll animierte Präsentation des Lebens der gemeinen Schmeißfliege im 13. Jahrhundert erstellen. Und bei Bedarf kann ich auch einem Engländer eine Brücke verkaufen. Mit einem wundervollen Ausblick auf den Rhein.

Wenn Sie mit dem Lesen bis hierhin gekommen sind und sich immer noch nicht dafür entschieden haben, mich zu einem Vorstellungsgespräch einzuladen, dann dürfen Sie meine Bewerbung gerne ausdrucken und einen Papierflieger basteln. Mal ganz im Ernst, heutzutage schreibt doch fast jeder , der eine Ausbildung sucht, eine Bewerbung mit dem Gedanken, dass er sowieso eine Absage bekommt, bei mir wird’s wenigstens ein Papierflieger.

Auf Wunsch schicke ich Ihnen natürlich auch noch eine dieser langweiligen Standardbewerbungen (…hab‘ ich alles gelernt) und natürlich auch mit Foto. Bis ich im August bei Ihnen anfangen kann, habe ich mich auch noch zeugnismäßig mächtig ins Zeug gelegt. Schließlich möchte ich auch ein wenig glänzen.

Bis demnächst (hoffentlich), jetzt liegt es an Ihnen. Oh Gott, was soll ich anziehen?

Mit freundlichen Grüßen,
Ihre XY

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Taschenbuch: 134 Seiten
Verlag:
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Sprache:
Deutsch
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(Dieser Artikel wurde am 22.11.2016 aktualisiert)

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29 Comments

  • Karolin sagt:

    Ich würde die junge Dame SOFORT einladen! Endlich mal eine junge Frau mit Humor und mit einer absolut erfrischenden Art! Arbeitger wollen doch immer Authentizität. Ich persönlich blicke mittlerweile auf über 20 Jahre Berufserfahrungen zurück und bin jetzt – trotz intensiver Bewerbungsaktivitäten und Vorstellungsgesprächen – schon 1 Jahr ohne Job. Gerne würde ich auch mal so ein ähnlich originelles Anschreiben aufsetzen. Natürlich würde ich mich etwas gewählter ausdrücken, dennoch würde es meinem natürlichen Naturell näher kommen als diese „steifen Einheitsschreiben“. Ich bin eine fröhliche lebensbejahende und begeisterungsfähige Frau. Und ich bin vom Kopf her jung geblieben. Warum muss man diese wunderbaren Eigenschaften verstecken? Ich finde diese Entwicklung bedauernswert für unsere Gesellschaft. Aber wir sind ja alle so erwachsen oder tun zumindest so, nicht wahr!? Ich bin trotzdem in der Lage einen richtig guten Job zu machen und daran interessiert, Unternehmensziele zu erreichen, war ich doch in der Vergangenheit auch schon mal selbständig. Leider verstärkt sich bei mir aber immer mehr der Eindruck, das heute nur noch Leistung zählt und nicht mehr der Mensch.

  • Egon sagt:

    100%ig würde ich sie zum Gespräch einladen, wer so eine Bewerbung schreibt hat Qualität. Hoffentlich gibts in Zukunft mehr von diesen einfallsreichen Personen. Diese Person ist ein Gewinn !

  • Wolke sagt:

    Tja, es kommt wirklich darauf an, für was man sich bewirbt. Wenn ich eine Ausbildung in der Tourismusbranche anbieten könnte – da würde ich sie einladen. Wenn ich allerdings auf eine „seriöse“ Stellenanzeige eine solche Bewerbung (evtl. dann auch noch von einer schon länger im Berufsleben stehenden Person) bekomme, hätte ich Bedenken. Also typische Antwort: Es kommt drauf an…

  • chefchen sagt:

    In der Tourismusbranche mag dieser Ansatz wahrscheinlich gelingen. In anderen Branchen wäre er fatal. Gerade wir Entscheidungsträger sind täglich damit beschäftigt zwischen den Zeilen zu lesen und sind im Laufe der Zeit psychologisch sehr feinfühlig geworden. Wenn diese Bewerbung also überhaupt als „altersgemäß“ einzustufen ist, weckt sie jedenfalls Interesse beim Leser. Diese mutige Schreibform weckt zwei Lösungen:
    1.- dem Mädel gehören die Flügel gestutzt.
    2.- in unserem team von Hallotries ist sie bestens aufgehoben.
    Ich würde sie dennoch einladen, wenngleich ich auch oft schlechte Erfahrungen mit diesem „ich mache es anders“-Typ gemacht habe und Zuverlässigkeit, Sprunghaftigkeit, Teamfähigkeit bei ihr abklopfen.

  • Chris85 sagt:

    Ich finds auch genial…. würde sofort hier landen!!! ;)

  • dl80 sagt:

    Sofort einladen.
    Das Mädel hat nen Sack voll Eier! :)

  • Steffen sagt:

    Sowas hat Aussicht auf Erfolg. Authenzität ist heutzutage das Erfolgsgeheimnis!

  • Peter Wagner sagt:

    Hebt sich angenehm von den sonst üblichen und langweiligen Bewerbungs-Floskeln ab. Natürlich würde ich dieses Mädchen einladen, um zu sehen, ob auch unter vier oder sechs Augen diese freche, witzige Lockerheit rüberkommt. Ich würde sie auch einen Monat zur Probe einstellen, damit sie mich mit ihrer frischen Arbeitsweise überzeugen kann.

  • Cp sagt:

    Witzig und originell kann ich bestätigen. Ich würde die junge Dame auf jeden Fall zu einem Gespräch einladen. Ich würde an ihrer Stelle dennoch ein derartiges Schreiben kürzer fassen, könnte bei manchem Personaler etwas nach „Geschwätzigkeit / Wichtigtuerei“ aussehen.

  • Rolf Jordan sagt:

    Witzig und originell. Die junge Frau drückt sehr viel Selbstbewusstsein aus. Ich würde auf jeden Fall einmal ein Gespräch führen. Von solchen Leuten benötigen wir mehr. Wie unkonventionell man selber reagiert, sieht man ja auch daran, dass in einem solchen Forum solche Diskussionen statt finden.

  • Wegener sagt:

    …eine Einladung zum persönlichen Gespräch hätte sie sicher mit dieser unüblichen und lockeren Bewerbung verdient. Danach sieht man weiter…..

  • Gast05974 sagt:

    Insgesamt ein guter Aufbau mit Schmunzeleffekt.
    Das einzige was mich stört ist der Ausdruck hier und da – man kann statt nervig, Kohle und Schmeißfliege – auch etwas stilvollere Wörter verwenden die einen nicht ganz so „plapperhalften“ Eindruck hinterlassen.

    Der letzte Satz – was soll ich bloß anziehen – gehört wirklich gestrichen das ist KLISCHE da gehört noch ein besser Abschluss hin.

    ABER alles in allem wäre ich auf jeden Fall neugierig auf die Dame und würde Sie einladen.

    • Info sagt:

      Mein Gott, die Dame ist 15, 16. Soll sie wie eine Erwachsene schreiben?
      Wenn sie die Hälfte von dem hält, was die Bewerbung verspricht, wird sie eingestellt!

      Zum Gespräch einladen? Aber immer!

    • RalfHeinrich sagt:

      Der Satz „Was soll ich bloß anziehen“ ist eines der Highlights der Bewerbung! Impliziert er doch die selbstverständliche Einladung und spiegelt erneut den natürlichen Humor wider, der vorangehend kommuniziert wurde. Grandios.

  • T. Lieder sagt:

    Ich würde Sie auf jeden Fall einladen!

  • Vmbkn4 sagt:

    Soforet Einstellen, die kann uns noch was beibringen.

  • Gast sagt:

    Coole Geschichte und hoffentlich wahr! Denn dann ist das genau der Weg den unsere Wirtschaft braucht. Nicht diese Sesselfurzer die meinen sich über andere stellen zu können nur weil sie eine „bessere“ berufliche Position (oder überhaupt einen Job) haben.

  • Info sagt:

    ein bisschen distanzlos, aber interessant genug um neugierig zu werden, oder die Anregung zu übernehmen

  • S0unds0 sagt:

    Locker und sogar witzig ist ok, in diesem Fall ist das für mich aber quasi maßlos und einfach viel zu geschwätzig. Also: ich wäre gewarnt …

  • Dagmar Thiemann, Werbetexterin sagt:

    Großartige Bewerbung, schön originell und menschlich. Witzig! Ich würde sie sofort einladen und schauen, ob der Text wirklich von ihr sein kann. Wer so schreibt, kann schon als fertige Werbetexterin jobben gehen.

  • Bumbella sagt:

    Ich würde diese junge Dame zum Gespräch einladen.Nur leider, hat glaube ich keiner den Mut eine solche Bewerbung wirklich zu schreiben und auch noch wegzuschicken.

  • gt sagt:

    Cool. Ein Chef, der für seine Firma „brennt“ greift da sicher zu. Aber was ist mit dem Manager, der seinen Stuhl verteidigt und eigentlich nur seine Ruhe haben will? Und wie soll der/die Personalchef(in) diese Bewerbung ihrem Chef als interessant begründen? Nur wer den Mut und die Kraft hat, sich vom ersten Tag an in den Brennpunkt der allgegenwärtigen Schlacht zwischen Kreativität und Bürokratie zu begeben, sollte sich so bewerben.

  • Renate Blaes sagt:

    Ja, diese junge Dame würde ich einstellen. Unbedingt! Die Wirtschaft brauche kreative Köpfe und keine angepassten Langweiler.

  • XO sagt:

    Für den Vertrieb warscheinlich sehr gut geeignet!

  • Rosi99 sagt:

    Nette Kolumne und nur als solche zu verstehen. Könnte auch im „Streiflicht“ der Süddeutschen stehen….niemals als etwas anderes

  • Ines Meyrose sagt:

    Ich würde sie einstellen – finde die Idee gut.

  • Marco Petri sagt:

    Und mal wieder verbreitet sich ein Fake schneller, effizienter und besser als die Wahrheit.

    bla bla bla …

    • RalfHeinrich sagt:

      Fake oder nicht, ist doch völlig egal. Die virale Verbreitung ist es, was zählt. Denn sowas macht dem einen oder anderen ja vielleicht Mut, doch mal etwas derartiges zu probiere, sich aus der Masse hervorzuheben und seine wahren Talente auf kreative Weise zu verkaufen.

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