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Der erste Teil des Artikels handelte davon, wie wichtig das richtige Auftreten in den Medien ist und dass es entscheidend ist, als Problemlöser statt als emotionsloser Technokrat aufzutreten.

In diesem Teil erfahren Sie nun mehr darüber, wie sich Manager und PR-Verantwortliche mit Auftritts- und Medientrainings für den Krisenfall rüsten können.

Mit Zahlenmaterial und positiven Geschichten die Glaubwürdigkeit stützen

So ist bei jeder Art von Rede und Präsentation vor Publikum die Glaubwürdigkeit des Vortragenden entscheidend. Ist er seriös und kompetent? Und verhält er sich der Situation angemessen? Drei Kriterien stützen die Glaubwürdigkeit des Redners:

  1. seine funktionale Legitimation, die er beispielsweise qua Position als Geschäftsführer erhält.
  2. empirisches Material, also Zahlen, Studienergebnisse und detaillierte Angaben, die die eigenen Wertungen und Einschätzungen belegen.
  3. die emotionalen Faktoren wie Gestik, Mimik, Diktion, Stimme und Modulation, Kleidung, Frisur, Licht, Redesituation, Bildgestaltung, Schärfentiefe, Hintergrund, Blickkontakt, Eloquenz.

Alles das entscheidet darüber, ob wir einen Sprecher als sympathisch empfinden. Mit einem individuellen Auftritts- und Medientraining kann der später Interviewte entscheidenden Einfluss darauf nehmen. Zum Beispiel werden Kernbotschaften und die am besten geeignete Art ihrer Präsentation erarbeitet und die je nach Person unterschiedliche Wirkung von Kameraperspektive und Licht aufgezeigt.

Gelassene Antworten auf unbequeme Fragen finden

Kommt es zu Anfragen von Fernseh-Journalisten, ist eine gründliche Vorbereitung unerlässlich. Dabei sind viele Fragen zu beantworten, z.B. Was ist der Anlass für die Berichterstattung? Welchen Tenor hat der Beitrag? Wer kommt außer unserem Geschäftsführer noch darin vor? Mit welcher Aussage? Welche inhaltliche Richtung oder Rolle möchte der Redakteur unserem Geschäftsführer zuordnen? Möchten wir unter diesen Gesichtspunkten überhaupt vorkommen?

Dann müssen Zahlen vorbereitet werden, die seine Wertungen stützen, z.B. stetes Umsatzwachstum, steigende Mitarbeiterzahl, offene Stellen, sehr gute Ergebnisse von Kundenbefragungen, Auszeichnungen, gute Platzierungen in Branchen-Rankings. Auf diese Weise werden Aussagen wie „wir sind führend…“, „unsere Kunden vertrauen uns“, „wir sind fit für die Zukunft“ und „wir werden weiter wachsen“ mit Fakten untermauert und der Geschäftsführer wirkt glaubwürdig. Auch positive Beispiele und Geschichten helfen, Botschaften gewinnbringend einzusetzen und eine gewünschte Wirkung beim Publikum zu erzielen.

Natürlich – nicht jeder gute Geschäftsführer ist auch ein guter Rhetoriker. Wer sich aber kunstvoll verstellen will, wird schnell entlarvt. Umso wichtiger sind Authentizität, Echtheit, Natürlichkeit. Wer die Gesten von Bill Clinton, die Jungenhaftigkeit von Bill Gates und das Minenspiel von Günther Jauch imitieren will, hat schon einen Teil seiner selbst verloren. Der Zuschauer nimmt unbewusst wahr, wenn das Gesprochene und die Körpersprache nicht zusammen passen.

In guten Medientrainings können Firmensprecher testen, wie sie wirken, was sie sagen sollten und was besser nicht. Die Möglichkeit, den eigenen Auftritt zu verbessern und an der Präsentation zu feilen, sollten Führungskräfte nutzen, denn eine erfolgreiche Selbstdarstellung ist in unserer Mediengesellschaft wichtiger denn je – das gilt für Organisationen ebenso wie für Spitzenleute. Die Trainings geben Sicherheit, auch auf unbequeme Fragen jederzeit gelassen und profund antworten zu können. Wer die Tipps dann beherzigt, an Form und Inhalten seiner Reden und Statements arbeitet, wird schnell Spaß dabei empfinden, in den Medien vorzukommen und er wird feststellen: Die Öffentlichkeit ist mein Freund. Meistens jedenfalls.

Weitere Artikel dieser Serie:

Verpatzter Auftritt? Sorgen Sie mit Medientrainings vor! (Teil I)

(Bild: © kabliczech – Fotolia.com)

Prof. Dr. Matthias Michael

Prof. Dr. Matthias Michael ist Senior-Berater bei der Engel & Zimmermann AG in Gauting bei München, einer der führenden Agenturen für Wirtschafts- und Krisenkommunikation, und Hochschullehrer für strategische Unternehmenskommunikation und Krisenmanagement. Der ehemalige Fernseh-Journalist schult auch Unternehmer und Manager für deren öffentliche Auftritte.

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One Comment

  • Tanja Handl sagt:

    „…nicht jeder gute Geschäftsführer ist auch ein guter Rhetoriker. Umso wichtiger sind Authentizität, Echtheit, Natürlichkeit.“ –> dem kann ich nur zustimmen! Einen rhetorisch nicht perfekt ausgefeilten Auftritt verzeiht man leichter wenn die vortragende Person dafür normal und ungekünstelt ist. Schlussendlich bleibt eine Person als sympathisch oder nicht sympathisch in Erinnerung.

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