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Digital Health: 5 Trends, auf die Tech-Startups setzenAufgrund des steigenden Durchschnittsalters der Weltbevölkerung und der globalen Ausweitung der Mittelschicht schätzt der Economist, dass die weltweiten Ausgaben des Gesundheitsmarkts in den kommenden Jahren um rund 56 Prozent im Vergleich zu heute wachsen werden.

Auf diesen Trend möchten sich Technologie-Firmen und Start-ups, Kliniken und die Pharma-Industrie natürlich bestmöglich vorbereiten und von ihm profitieren. Denn die Gesundheit ist des Menschen höchstes Gut.

Dass die Digitalisierung der Gesundheitsbranche immenses Potenzial birgt, haben längst auch global agierende Tech-Unternehmen verstanden. So investieren Firmen wie Apple und Amazon in medizinische Einrichtungen speziell für ihre Mitarbeiter, während Facebook plant, die Daten der 2,1 Milliarden aktiven User künftig zur Früherkennung von psychischen Erkrankungen einzusetzen.

In Deutschland steht die Digitalisierung der Gesundheitsbranche allerdings noch ganz am Anfang. Folgende fünf Trends zeichnen sich dennoch bereits ab:

Trend 1: Mobile Health

Der Begriff Mobile Health bezeichnet die Verwendung von mobilen Geräten zur Unterstützung im medizinischen Bereich. Hier kommen Smartphones und Tablets genauso in Frage wie Smart Watches, Fitness-Armbänder und zunehmend auch spezielle Textilien mit sensorischen Fähigkeiten. Diese ermöglichen es dem Patienten, selbstständig die eigene Gesundheit zu überwachen, zum Beispiel bei chronischen Erkrankungen. Die Sensoren in den Geräten geben beispielsweise Auskunft über:

  • Blutzuckerwert
  • Blutdruck
  • Körpertemperatur

Die Informationen können auch mit Angehörigen, Gesundheitsdienstleistern oder Ärzten geteilt werden.

Gesunde Menschen können mittels des Trackings ihrer jeweiligen Werte über Fitness- oder Gesundheits-Apps außerdem selbst dazu beitragen, ihre Gesundheit zu erhalten oder zu verbessern.

Bei Patienten, die in entlegenen Gegenden ohne unmittelbare Nähe zu einem Arzt wohnen, ist außerdem eine medizinische Beobachtung aus der Ferne möglich. Auch das Fachpersonal in Krankenhäusern oder Praxen kann profitieren, da die elektronische Krankenakte eines Patienten auf mobilen Geräten zugänglich wird.

Trend 2: Customer Experience

Nicht nur wegen ihrer Auswirkung auf die Weiterempfehlungsrate ist für Arztpraxen die persönliche Erfahrung und Zufriedenheit des Patienten von zentraler Bedeutung. Hier kann die Medizin von den Verfahren in der Wirtschaft lernen:

Durch die Erstellung von Personas (Patienten- oder Kundenprofilen) und Definition einer Patienten Journey (allen möglichen Ansatzpunkten im Gesundheitsverlauf) lässt sich die Behandlung stärker personalisieren. Eine positive Erfahrung steigert nicht nur direkt das Wohlbefinden des Betroffenen, sondern wirkt sich auch in wirtschaftlicher Hinsicht vorteilhaft für Gesundheitsangebote, Pharmaunternehmen und medizinische Einrichtungen aus. Letztere vergrößern damit die Loyalität ihrer Zielgruppen und profitieren von einer höheren Empfehlungsrate.

Trend 3: Predictive Analytics

Mithilfe von Predictive Analytics werden bestehende Daten so ausgewertet, dass Entwicklungen und Trends daraus präzise abgeleitet werden können. Ärzte können so auf Basis von Algorithmen genauere Diagnosen stellen und bereits in der Früherkennung aktiv werden, bevor ein Krankheitsfall eintritt.

Um die Entscheidung zu unterstützen, welche Behandlung die geeignetste ist, leistet Machine Learning einen wertvollen Beitrag. Im Idealfall bleiben Patienten durch frühzeitig eingesetzte Präventivmaßnahmen gesund.

EXTRA: Warum Deutschland die Digitalisierung skeptisch betrachtet [Umfrage]

Trend 4: Big Data

Daten sind im 21. Jahrhundert zu einer harten Währung geworden. Mithilfe von ihnen kann auch die medizinische Forschung maßgeblich vorangetrieben und dadurch letztendlich der Gesundheitszustand des Einzelnen verbessert werden. Indem Wissenschaftler gesundheitsbezogene Daten auswerten, können sie Trends frühzeitig erkennen und erlangen neues Wissen zur Entstehung von Krankheiten und deren Verlauf.

Die Erfolgschancen von Präventivmedizin und individueller Therapie können so positiv beeinflusst werden. In Kombination mit ökonomischen Daten kann die Auswertung medizinischer Daten außerdem helfen, gesundheitliche Versorgungssysteme zu optimieren und unnötige Kosten einzusparen, um das eingesparte Geld an anderer Stelle sinnvoller einzusetzen.

Trend 5: Künstliche Intelligenz

Die anfallenden Datenmengen werden zunehmend größer und sind vom Menschen somit immer schwieriger auszuwerten. Um aus den Daten relevante Schlussfolgerungen zu ziehen, kann Künstliche Intelligenz (KI) unterstützen. Eine KI kann dabei nicht nur beim Sortieren und Analysieren unstrukturierter medizinischer Informationen helfen. Smarte Algorithmen erkennen immer präziser spezifische Muster von Krankheitsbildern, um daraufhin individuelle Behandlungsmöglichkeiten für betroffene Patienten zu entwickeln. Bekannte Einsatzfelder sind beispielsweise die Immunonkologie.

EXTRA: KI: Vor- und Nachteile von Robotern am Arbeitsplatz

Umbruch der Gesundheitsbranche

Im internationalen Vergleich liegen ausgewählte Länder wie Schweden, USA und Israel weit vor Deutschland in Sachen Digitalisierung:

  • Schweden etablierte bereits die elektronische Gesundheitsakte und strebt in diesem Bereich eine Vorreiterrolle an. Virtuelle Arztpraxen sowie Telemedizin werden bereits täglich genutzt und finden große Akzeptanz in der Bevölkerung.
  • In den USA konzentrieren sich zahlreiche junge Unternehmen auf den Bereich Big Data. Staatliche Einrichtungen ermöglichen Wissenschaftlern und Unternehmern Zugang zu Gesundheitsdaten, die für die Entwicklung von intelligenten Algorithmen notwendig sind.
  • In Israel wird heute schon mit Hilfe von künstlicher Intelligenz die Entwicklung von Medikamenten und Behandlungsmethoden unterstützt, so dass viel detaillierter auf die Bedürfnisse des einzelnen Patienten eingegangen werden kann.

Deutsche Firmen und medizinische Einrichtungen schöpfen das Potenzial der Digitalisierung derzeit aber nur im seltensten Fall komplett aus. Langfristig werden sie jedoch nicht umhin können, die Chancen der Technologisierung zu nutzen – denn nur so können sie ihren Patienten und Kunden eine an moderne Maßstäbe angepasste Versorgung bieten.

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Stefan Sambol

Dr. Stefan Sambol ist Managing Partner der Digitalisierungsberatung OMMAX – Digital Solutions, einer auf digitale Geschäftsmodelle spezialisierte Beratung mit über 70 digitalen Projekten jährlich. Die drei Hauptservices bestehen aus digitaler Strategieentwicklung, deren Implementierung in Organisationen sowie Investorenberatung im Bezug auf Kauf und Verkauf von digitalen Geschäftsmodellen. Stefan Sambol verantwortet die Bereiche Strategieentwicklung, CRM und Business Intelligence.

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