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Was ist eigentlich Franchising und welche Möglichkeiten bietet es Existenzgründern und Startups? Unternehmer.de hat bei einem nachgefragt, der es wissen muss: Torben L. Brodersen, Geschäftsführer des Deutschen Franchise-Verbandes (DFV).

Herr Brodersen, was versteht man unter Franchising im Kontext der Existenzgründung?

Torben L. Brodersen: Franchising ist die Möglichkeit, mit einer bereits erprobten Geschäftsidee eines sogenannten Franchise-Gebers in die Selbstständigkeit zu starten. Die Vorteile dieser Gründer, die dann Franchise-Nehmer heißen, sind vielfältig. Franchise-Nehmer starten mit einer den Kunden meist vertrauten Marke, sie erhalten ein Handbuch, in dem die Geschäftsprozesse nachvollziehbar abgebildet werden sowie Anfangsschulungen und Unterstützung im Controlling. Einkaufsvorteile und überregionale Marketingaktionen gehören häufig ebenfalls zum Franchise-Konzept.

Franchise-Unternehmen setzen auf Arbeitsteilung: Der Franchise-Nehmer ist sozusagen der „local hero“ und pflegt den direkten Kundenkontakt vor Ort. Der Franchise-Geber entwickelt die Marke weiter und richtet diese zukunftsfähig aus. Wichtig ist dabei natürlich eine intensive Kommunikation unter den Franchise-Partnern. Die Rückmeldung der Franchise-Nehmer über veränderte Kundenwünsche ist dabei ebenso wichtig wie die Umsetzung durch den Franchise-Geber, etwa durch Sortimentsanpassung oder -erweiterung.

Welche Chancen bietet Franchising bei der Startup-Finanzierung?

Torben L. Brodersen: Franchise-Gründungen werden von vielen Kreditinstituten finanziert. Neben den Förderbanken, wie KfW und Bürgschaftsbanken, gibt es einige Hausbanken, die sich in der Franchise-Finanzierung stark machen. Die Deutsche Bank beispielsweise setzte als eine der ersten auf Franchise-Systeme und bietet speziell auf Franchise-Gründer zugeschnittene Produkte an. Die Sparkassen bauen die Franchise-Finanzierung ebenfalls weiter aus und nutzen Vergleichswerte.

Gerade in einer kreditwirtschaftlich angespannten Lage haben Franchise-Gründungen den Vorteil, dass Kreditinstitute die Zahlen anderer Franchise- Partner als Vergleichswerte heranziehen können. Das steigert auch die  Profitabilität der Kreditgeber. Seit einigen Jahren gibt es den DFV-System-Check, der als sichtbares Qualitätssiegel gilt. Diesen Qualitätscheck führte der Deutsche Franchise-Verband für seine Mitgliedsunternehmen ein. Dabei überprüft und bewertet ein neutrales Institut unterschiedliche Unternehmensprozesse im Franchise-System und führt eine Franchise-Nehmer-Zufriedenheitsbefragung durch. Erfüllt das geprüfte Franchise-System die Standards, erhält es das DFV-Qualitätssiegel für drei Jahre. Danach muss der System-Check, ähnlich einem „TÜV“, wiederholt werden. Der DFV-System-Check hat sich sowohl bei Banken und Sparkassen als auch bei Gründern als Qualitätskennzeichen etabliert.

Wie kann ich als Existenzgründer herausfinden, ob Franchising das Richtige für mich ist?

Torben L. Brodersen: Bei all den oben genannten Vorteilen müssen sich Franchise-Gründer bewusst machen, dass bei dieser Gründung der Teamgeist im Vordergrund steht. Man tritt unter einem genau definierten Markendach auf und muss entsprechende Vorgaben einhalten. Manchmal muss man auch Entscheidungen mittragen, die man als „Einzelkämpfer“ vielleicht anders entschieden hätte. Ganz sicher sollte man Freude am direkten Kundenkontakt haben.

Ganz allgemein denke ich, dass Menschen mit starker individueller und kreativer Neigung als Franchise-Nehmer nicht so glücklich werden wie teamorientierte und vertriebsstarke Gründer. Betriebswirtschaftliche Kenntnisse, Führungskompetenz und unternehmerisches Denken sind auch im Franchising Grundvoraussetzung für den Erfolg, fachliches Know-how hingegen wird in Franchise-Systemen häufig in intensiven Schulungen vermittelt. Wir raten allen Interessierten, eine Selbsteinschätzung vorzunehmen, etwa eine klassisch Stärken-Schwächenanalyse zu erstellen.

Wo finde ich Informationen zu den Themen Franchising, Franchise-Geber und Franchise-Systeme?

Torben L. Brodersen: Wir als Franchise-Verband stehen gerne mit Rat und Informationen zur Seite. Interessierte finden auf unserer Internetseite www.franchiseverband.com kostenlose Broschüren, Checklisten und Tipps zur Vorbereitung. Gründungsinteressierte finden dort ebenfalls Informationen zu unseren Mitgliedern und die entsprechenden Kontaktdaten.

Viele Franchise-Systeme präsentieren sich online auch auf speziellen Franchise-Portalen, wie www.franchiseportal.de oder www.franchise-net.de. Wir empfehlen Gründern in jedem Fall eine sorgfältige Vorbereitung vor dem Einstieg in ein Franchise-System, alle zur Verfügung stehenden Quellen sollten genutzt werden. Die zuständigen Industrie- und Handelskammern informieren zudem über regionale Fördermöglichkeiten für Franchise-Gründer und die Hausbanken beraten über die staatlichen Fördermittel für Franchise-Gründungen.

Herr Brodersen, wir bedanken uns für dieses Gespräch!

Das Interview führte Unternehmer.de-Redakteur Mathias Sauermann.

(Bild: © Pakhnyushchyy – Fotolia.de)

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