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Soloselbstständigkeit – Ein Arbeitsmodell auf dem absteigenden Ast?Unter der Soloselbstständigkeit ist ein Arbeitsmodell zu verstehen, bei welchem eine selbstständige Tätigkeit, beispielsweise eine Dienstleistung, alleine ausgeführt wird. Der Selbstständige hat also keine angestellten Mitarbeiter. Der Begriff wird häufig als Synonym zum „Freelancer“ genutzt und ist sowohl für Gewerbetreibende als auch Freiberufler oder andere Unternehmensformen wie der UG anwendbar.

Einen regelrechten Boom erlebte das Arbeitsmodell der Soloselbstständigkeit in den 90er Jahren sowie ab dem Jahr 2003 im Zuge der damaligen Förderung von „Ich-AGs“ durch die Bundesagentur für Arbeit. Im Jahr 2000 gab es in Deutschland rund 1,84 Millionen Soloselbstständige. Im Jahr 2014 waren es circa 2,3 Millionen. Seither stagniert der Wert und ist im Jahr 2015 sogar auf 2,15 Millionen gesunken. Aber wieso?

Viele Soloselbstständige verdienen weniger als den Mindestlohn

Ganz einfach: Für viele Menschen ist die Soloselbstständigkeit eine willkommene Flucht aus der Arbeitslosigkeit. Sie bessert den Lebenslauf und bestenfalls auch den Geldbeutel auf. Einen nennenswerten Verdienst generieren aber nur die wenigsten Freelancer. Während einige durchaus hohe Stundensätze erzielen, schlagen sich viele Betroffene mit Einnahmen unter dem Mindestlohn durch.

Zwischen 616 und 3158 Euro im Monat verdienen Soloselbstständige im Durchschnitt. #freelancer Klick um zu Tweeten

Zu beachten ist dabei natürlich, dass längst nicht alle in Vollzeit arbeiten. Die Einkommenssituation ist zudem stark von der jeweiligen Branche abhängig. Während Freelancer im Bereich SAP und IT händeringend gesucht werden, ist im Bereich Content Marketing beispielsweise viel weniger zu holen. Doch selbst in SAP, IT und anderen gefragten Tech-Berufen geht der Trend immer weiter zur Festanstellung.

Der Fachkräftemangel verändert die deutsche Arbeitsmarktsituation

Dies liegt vor allem im aktuellen Fachkräftemangel begründet. Laut DIHK-Arbeitsmarktreport 2018 sieht sich fast jedes zweite Unternehmen mit der Problematik konfrontiert, offene Stellen längerfristig nicht mehr besetzen zu können. Betroffen sind davon vor allem die Baubranche, die Sicherheitswirtschaft sowie Gesundheits- und Sozialdienstleister.

Die Folgen liegen auf der Hand: Qualifizierte Fachkräfte sind auf dem Arbeitsmarkt heiß begehrt. Dies erwirkt eine Verschiebung der Machtverhältnisse weg vom Arbeitgeber und hin zum Arbeitnehmer. Wo die Bewerber früher noch froh sein mussten, überhaupt eine Zusage und damit ein Jobangebot zu erhalten, haben die begehrten Fachkräfte mittlerweile die Wahl aus mehreren Jobofferten. Sie können dementsprechend hohe Forderungen stellen und beste Arbeitsbedingungen aushandeln. Dies macht die Festanstellung gegenüber der Soloselbstständigkeit zunehmend attraktiv, vor allem hinsichtlich der Vorteile wie dem bezahlten Urlaub oder der sozialen Absicherung.

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Die soziale Absicherung vieler Soloselbstständiger ist mangelhaft

Freiberufler, Gewerbetreibende und andere Soloselbstständige müssen sich selbst um ihre soziale Absicherung kümmern. Nur ein Bruchteil ist freiwillig oder mittels Künstlersozialkasse in der gesetzlichen Rentenversicherung. Wer nicht den Vorteil hat, in der Künstlersozialkasse pflichtversichert zu sein und dadurch nur die Hälfte seiner Kranken- und Rentenversicherungsbeiträge zahlen zu müssen, hat diese Kosten in der Soloselbstständigkeit vollständig aus der eigenen Tasche zu tragen.

Der Arbeitgeberanteil fällt weg und damit liegt die monatliche Belastung für Sozialversicherungen bei Soloselbstständigen deutlich über jener in einem Arbeitsverhältnis. Hinzu kommen Pflichtversicherungen wie die Betriebshaftplicht und unter Umständen ein Rechtsschutz. Auch eventuelle krankheitsbedingte Ausfallzeiten oder schlichtweg Urlaub stellen für Freelancer einen Einkommensausfall dar.

Exkurs: Die Künstlersozialkasse (KSK) wurde in Deutschland als Ergänzung zur gesetzlichen Sozialversicherung eingeführt, um Künstlern sowie Publizisten einen Zugang zur gesetzlichen Renten-, Kranken- und Pflegeversicherung zu ermöglichen. Diese gehörten vorab zu großen Teilen in den Bereich der Geringverdiener und konnten sich dadurch keine Sozialversicherungen leisten. Sie fielen quasi durch das soziale Netz. Selbstständige, welche in der KSK versichert sind, müssen nur die Hälfte der zu entrichtenden Beiträge aus der eigenen Tasche bezahlen, vergleichbar mit dem Arbeitnehmeranteil in einem Beschäftigungsverhältnis. Die andere Hälfte wird von den „Arbeitgebern“, sprich den Auftraggebern wie Agenturen oder Konzertveranstaltern eingezogen.

Alles in allem hat ein Soloselbstständiger damit deutlich höhere Ausgaben und finanzielle Risiken als ein Arbeitnehmer, welche in der Theorie durch seinen Stundenlohn gedeckt sein sollen. In der Praxis ist das aber nur bei den Besserverdienern der Fall. Für den Großteil der Soloselbstständigen trägt sich das Arbeitsmodell auf Dauer hingegen nicht. Kein Wunder also, dass immer mehr Fachkräfte angesichts der steigenden Gehälter und verbesserten Arbeitsbedingungen aktuell wieder die sichere und günstigere Variante der Festanstellung bevorzugen.

Welche Vorteile sprechen für das Arbeitsmodell der Soloselbstständigkeit?

Dennoch hat die Soloselbstständigkeit natürlich nicht nur Nachteile, ansonsten wäre das Modell wohl längst vom deutschen Arbeitsmarkt verschwunden. Einige Vorteile im Überblick:

  • Viele Freelancer verdienen trotz der hohen Ausgaben in der Selbstständigkeit mehr als in einem Angestelltenverhältnis.
  • Sie besitzen zudem Souveränität über Entscheidungen wie: Wann möchte ich wo arbeiten und mit welchen Kunden?
  • Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie ist in der Selbstständigkeit meist einfacher.
  • Zudem haben Soloselbstständige häufig eine ausgewogenere Work-Life-Balance.
  • Hinzu kommen steuerliche Vorteile wie die Möglichkeit, einen PKW von den Betriebskosten abzusetzen, ebenso Bewirtungs- und Reisekosten oder ein heimisches Arbeitszimmer inklusive Einrichtung.

Aktuell lassen die Entwicklungen auf dem Arbeitsmarkt sogar darauf schließen, dass die Honorare für Freelancer zukünftig deutlich steigen werden.

Steigende Honorare machen das Freelancertum wieder attraktiv

Noch mag das zwar nicht in sämtlichen Branchen der Fall sein, doch in den Bereichen SAP und IT steigen die Honorare für Freelancer bereits jetzt deutlich. Experten schätzen eine weitere Zunahme im Rahmen des Fachkräftemangels. Denn die Lösung lautet für Unternehmen nicht immer nur, ihre internen Arbeitsbedingungen zu verbessern, um neue Fachkräfte rekrutieren und binden zu können.

Stattdessen setzen auch sie vermehrt auf externe Hilfe durch Freelancer, um personelle Engpässe zu überbrücken. Trotz des höheren Stundensatzes gegenüber einem festangestellten Mitarbeiter, geht die Rechnung in den meisten Fällen auf: Die Lohnnebenkosten wie jene für die Sozialversicherungen entfallen. Zugleich profitiert das Unternehmen von mehr personeller Flexibilität, um Konjunkturschwankungen ausgleichen zu können. Aufgrund des strengen Kündigungsschutzes sind deutsche Unternehmen hinsichtlich ihrer Mitarbeiter im internationalen Vergleich nämlich nur wenig flexibel, was im Zuge der Globalisierung zum gefährlichen Wettbewerbsnachteil werden könnte. Experten schätzen daher, dass das „Hybridmodell Freelancer“ zunehmend an Bedeutung gewinnen wird. Mit den steigenden Honoraren wird dann auch das Arbeitsmodell der Soloselbstständigkeit wieder attraktiver.

Das Risiko der Scheinselbstständigkeit wird oftmals unterschätzt

Im Rahmen der zu erwartenden Entwicklungen steigt aber auch das Risiko, dass wieder mehr Unternehmen sowie Soloselbstständige in die Falle der Scheinselbstständigkeit tappen. Freelancer, welche nur einen (Haupt-) Auftraggeber haben, weisungsgebunden und vielleicht sogar in dessen Räumlichkeiten tätig sind, gelten unter Umständen aus rechtlicher Sicht als scheinselbstständig. Für das Unternehmen zieht das finanzielle sowie rechtliche Risiken nach sich, vor allem hinsichtlich der Sozialversicherungspflicht.

Je mehr die Arbeitsmodelle von Selbstständigen diversifizieren, umso schwieriger wird aber auch zunehmend die Abgrenzung zwischen Freelancer, Festanstellung, Soloselbstständigkeit & Co. So arbeiten viele Soloselbstständige offiziell zwar alleine, kooperieren aber mit anderen Freelancern, haben Unterauftragnehmer oder Hilfe durch Familienangehörige.

Nicht nur in der Soloselbstständigkeit entwickeln sich neue Arbeitsmodelle

Und? Wie arbeitet ihr heute so? ☀??? ⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀ Na guuuut, den Schwimmreifen und der See um mich… hab ich mir ausgedacht. Aber mal so rein vom Gefühl her, kommt das Bild meiner heutigen Arbeitssituation sehr nahe. Entspannt. Dabei an der Membership Seite arbeiten. Pläne schmieden. Freuen auf alles was da kommt. Und das im herrlichsten Sonnenschein zwischen Blümchen auf dem Terrassenoffice.
Auf den Frühling! ? . . . . . . . . . . .
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Hinzu kommen gänzlich neue Formen von Arbeit und Selbstständigkeit wie das digitale Nomadentum. Hierbei handelt es sich um Freelancer, welche zeit- sowie ortsunabhängig arbeiten und dabei um die Welt reisen. Sie nutzen digitale Medien für die Kommunikation mit Kunden und die Verrichtung sowie Distribution ihrer Arbeit – ein Webdesigner beispielsweise oder ein Redakteur, welcher seine Artikel via E-Mail oder Cloudsystem an die Auftraggeber versendet.

Schlussendlich lässt sich als Fazit festhalten: Das Arbeitsmodell der Soloselbstständigkeit in der klassischen Form einer „Ich-AG“ befindet sich zwar auf dem absteigenden Ast, jedoch werden Freelancer zukünftig immer mehr an Bedeutung gewinnen und steigende Honorare verzeichnen. Die Soloselbstständigkeit entwickelt derweil gänzlich neue Gestaltungsformen und wird im Zuge des Fachkräftemangels mit hoher Wahrscheinlichkeit einen neuen Aufschwung erleben. Aussterben wird das Arbeitsmodell eher nicht – doch es ist und bleibt zahlreichen Veränderungen unterworfen. Schuld daran ist neben dem Fachkräftemangel in erster Linie die Digitalisierung, welche das Arbeiten zunehmend zeit- sowie ortsungebunden gestaltet und dadurch gänzlich neue Formen der Soloselbstständigkeit hervorbringt.

Adrian Kohnsdorf

Adrian Kohnsdorf ist Betriebswirt (vwa) und studierte im Anschluss Volkswirtschaftslehre. Als Unternehmensberater steht er Firmen aus den verschiedensten Branchen mit Rat und Tat zur Seite. Zusätzlich arbeitet er als freier Redakteur im Bereich Wirtschaft.

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3 Comments

  • Stella sagt:

    Selten so einen Quatsch gelesen. Ganz ehrlich? Soloselbstständige verdienen fast nichts und maximal 3100 Euro. Fachkräfte werden gesucht. Sind ja alle so unqualifiziert, diese Soloselbstständigen. Ich habe allein zwei Staatsexamen, ein Referendariat und einen Masterabschluss in einem anderen Bereich. Und diese 3100 Euro sind gewiss nicht die Obergrenze, denn die hatte ich schon im ersten Jahr erreicht.

    Content Marketing ist nichts zu holen? Kommt auf den Bereich an. Es gibt genügend Bereiche, die unbeliebt sind oder zu „kompliziert“ sind,daher sind die Stundensätze auch wesentlich höher (Rechtswissenschaft, Immobilien, Finanzen, Technik). Wenn man die deutsche Sprache nicht beherrscht, dann ist beim Content Marketing nichts zu holen. Aber ich kenne eine ganze Menge erfolgreiche Freiberufler und Soloselbstständige. Darüber hinaus gibt es Soloselbstständige, die passives Einkommen generieren und kaum arbeiten (eCommerce, Investments/Immobilien/Trading, Airbnb), da können sogar 3100 Euro mit freier Zeit- und Ortswahl lukrativer sein als eine Versklavung in der Festanstellung.

    FYI
    Ich bin seit rund 10 Jahren ortsunabhängiger Solopreneur (anfangs mit aktiven, mittlerweile mit passiven Einnahmen) und arbeite mit hochqualifizierten und intelligenten Freiberuflern zusammen. Achso, ortsunabhängige Solopreneure sitzen ja alle in Asien fest, um der Arbeitslosigkeit zu entfliehen (Schlussfolgerung des obigen Artikels, nicht meine Meinung). Nein, ich kann und konnte mir sehr gut und einfach ein Leben in hochpreisigen Ländern leisten (Neuseeland, Singapur, Australien).

    • Oliver sagt:

      Selten so einen Quatsch als Antwort gelesen, vor allem dass „Soloselbstständige unqualifiziert“ wären. Der Bericht wettert weder gegen Soloselbstständigkeit, noch diskreditiert er diese als qualitativ minderwertig. Es wird sogar branchenübergreifend gesehen rudimentär angerissen, für welche Berufssparte es lohnenswert sein kann und für welche nicht.

      Lediglich wird das Freelancing nicht als risikofreie Alternative zur Festanstellung dargestellt, gerade war die soziale Absicherung angeht und nicht endet, als halb zahnlose Alleininhaberin sich bei Plasberg hinzusetzen und über den Staat zu jammern, der ihr zu wenig Rente zahlt, nachdem 30 Jahre lang der Laden wenig genug abwarf, um die Rentenabsicherung ignorieren zu können. Und wollen wir uns derzeit wirklich über Vor- und Nachteil einer Festanstellung oder Selbstständigkeit unterhalten ( und zum „Versklavung in Festanstellung“-Unfug äußere ich mich lieber nicht ).

      Und sind Sie vielleicht die Ausnahme der Regel? Oder sind Sie wirklich die Regel?

  • Christine Müller sagt:

    Interessanter Beitrag – aus mehrfacher Sicht: ich steige jetzt nach längerer (R)Auszeit durch schweren UnFall wieder ein als „Solo-Selbständige/Freiberuflerin“. Dabei habe ich verschiedene Kunden und auch Partner für die Kundenprojekte, aber keine Mitarbeiter. Mit meinem 1. Unternehmen war ich auch Solo-Selbständige mit Partnernetzwerk habe das aber kombiniert mit Patchworken. Mit anderen Worten ich war selbstständig und Angestellte in Teilzeit für das Sozialsystem. Gerade habe ich wieder auf meinem Blog dazu geschrieben http://mueller-christine.de/2018/04/16/nachhaltig-arbeiten-patchworken/ . Insofern ist der Beitrag von Adrian Kohnsdorf ein guter Impuls in die gleiche Richtung. Danke für diesen betriebswirtschaftlichen Blick als Ergänzung zu meinen „Selbst-getestet-Blick“

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