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Startup-Interview mit Kartenmachen.de: Über die Gründung eines Online-ShopsDas Startup Kartenmachen.de ist ein Online-Shop, der auf die Produktion von Karten spezialisiert ist. Wie es zu diesem Unternehmen kam, was die zukünftigen Pläne des Startups sind und die persönlichen Tipps vom Gründer erfährst du hier im Interview:

unternehmer.de: Stell dich und dein Unternehmen doch einfach mal kurz vor!

Andreas Ritter: Ich bin Andreas Ritter. Mein Unternehmen Kartenmachen.de habe ich Ende 2013 gegründet. Wenige Monate später ging der Shop Kartenmachen.de online. Bei uns kann man gedruckte, personalisierte Einladungskarten für ein Fest bestellen und bald auch personalisierbare Grußkarten. Kunden suchen sich ein Kartendesign aus und senden uns den Text. Diesen passen unsere Grafiker dann in das Kartendesign ein.

unternehmer.de: Was hast du gemacht, bevor du dich voll und ganz auf deine Geschäftsidee konzentriert hast?

Andreas Ritter: Für meinen Online-Shop brachte ich die perfekte Berufserfahrung mit: Bevor ich mich zunächst mit einer Web-Agentur für E-Commerce selbstständig machte, war ich als Webdesigner und Frontendentwickler angestellt. Für Kunden baute ich große E-Commerce-Plattformen auf. Genau das tat ich auch in der ersten Phase meiner Selbstständigkeit.

Über die Gründung des Startups: Ideen, Ängste & Co.

unternehmer.de: Wie kam es zu deiner Idee und gab es einen Schlüsselmoment, in dem du dachtest „Das mache ich jetzt einfach“?

Andreas Ritter: Als ich mich als Webdesigner selbstständig gemachte hatte, dachte ich viel über das Thema „eigener Online-Shop“ nach. Denn ich konnte ja live beobachten, wie erfolgreich Shops wurden, die auf einer guten Idee basierten und bei denen Technik und Marketing stimmten. „Klick“ gemacht hat es dann nach meiner Hochzeit. Für die hatte ich die Einladungskarten nämlich selbst entwickelt. Ich hatte mir Kartenrohlinge bestellt, Design und Text entwickelt und die Karten dann auf dem Bürodrucker ausgedruckt. Nach der Hochzeit waren eine Menge Kartenrohlinge übrig, denn ich hatte mehr bestellen müssen als benötigt.

Irgendwann dachte ich: „Ich habe ein Motiv für Hochzeitskarten, ich habe Kartenrohlinge, ich habe einen guten Drucker – warum biete ich nicht anderen Menschen an, ihren persönlichen Text in das Design der Hochzeitskarte zu integrieren?“ Mit dem Pilotprojekt startete ich 2013 auf eBay. Das funktionierte wunderbar und gab mir den Mut, 2014 mit Kartenmachen.de einen eigenen Shop zu eröffnen.

unternehmer.de: Wie waren die anfänglichen Reaktionen auf die Idee in deinem direkten Umfeld?

Andreas Ritter: Mein direktes Umfeld reagierte relativ gelassen. Ich glaube, das Potenzial von personalisierten Einladungskarten nahm außer mir damals kaum einer meiner Bekannten wahr. Auch jetzt merke ich immer noch, dass sich Menschen darüber wundern, wie eine einfache Idee so gut funktionieren kann.

unternehmer.de: Was waren deine größten Ängste und Bedenken bei dem Gedanken daran, ein eigenes Unternehmen zu gründen? Gab es Momente, in denen du an der Idee gezweifelt hast?

Andreas Ritter: Ängste und Bedenken hatte ich nie. Ich wusste, dass meine Geschäftsidee gut ist und die Zielgruppe riesig. Außerdem war die Gewinnmarge von Anfang an ausgezeichnet und das Unternehmen konnte sich aus eigener Kraft wunderbar entwickeln. Das einzige, woran ich immer wieder zweifele, ist unser Tempo bei der Produktentwicklung. Manchmal habe ich den Eindruck, dass wir nicht schnell genug neue Artikel einführen. „Hilfe, wir könnten etwas verpassen!“ Bei genauem Hinsehen, weiß ich aber, dass das nicht stimmt.

unternehmer.de: Welche Quellen standen dir bei der Gründung zur Verfügung?

Andreas Ritter: Kartenmachen.de war von Anfang an komplett eigenfinanziert. Das war möglich, weil wir schon nach zwei Monaten den Break-even erreicht hatten. Fremdfinanzierung war nie nötig, da wir das Wachstum aus den Gewinnen ermöglichen konnten.

Crowdinvesting kam ins Spiel, weil es zum einen noch schnelleres Wachstum ermöglicht und – für uns ganz wichtig – einen intensiven Marketing-Effekt hat.

Die Kampagne und die damit verbundene Öffentlichkeitsarbeit sorgten dafür, dass wir noch bekannter wurden.

EXTRA: Gründung – Möglichkeiten der Finanzierung

Über die Führung eines Startups: Persönliche Tipps des Gründers

unternehmer.de: Welche Tipps für die Gründungsphase und die erste Zeit danach würdest du Menschen geben, die gerade mit dem Gedanken spielen, ein Unternehmen zu gründen?

Andreas Ritter: Mach nur etwas, das dir Freude bereitet! Selbstständigkeit muss Spaß machen.

Wer nur ans Geldverdienen denkt und keinen persönlichen Nutzen damit verbindet, ist schnell ausgebrannt.

Auch wichtig ist Geduld: Gib nicht auf, wenn etwas nicht gleich klappt.

unternehmer.de: Welche Charaktereigenschaften sollte ein selbstständiger Unternehmer deiner Meinung nach auf jeden Fall mitbringen, um sich behaupten zu können?

Andreas Ritter: Meiner Meinung nach sollte ein Unternehmer auf jeden Fall immer den Nutzen seiner Arbeit im Blick haben – vor allem den Nutzen seines Angebots für den Kunden. Wenn man kreativ ist und seine Ziele leidenschaftlich verfolgt, hat man gute Chancen erfolgreich zu sein. Insbesondere dann, wenn man keine Risiken scheut und den Drang hat, Neues auszuprobieren.

unternehmer.de: Was war die lustigste oder kurioseste Begebenheit aus deiner Gründungsgeschichte?

Andreas Ritter: Einmal stand ein Kunde mit einer Flasche Cognac vor der Tür! Er hatte sich so sehr über seine Einladungskarten gefreut, dass er uns ein Dankeschön vorbeibrachte. Solche Erfahrungen sind wunderbar. Dann gab es mal einen unangenehmen Vorfall, als wir die ersten Schritte in Sachen Automatisierung machten. Während wir den Versand eines Formularlinks automatisierten, ging eine Bestellung ein. Da unser Code noch einen kleinen Fehler aufwies, erhielt der Kunde die E-Mail mit diesem Link tausendmal. Wir haben das bemerkt und sind schon sehr erschrocken. Beim Kunden haben wir uns dann entschuldigt und ihm für seine Bestellung nichts berechnet. Er war uns nicht böse und hat sich über die kostenlosen Karten gefreut.

unternehmer.de: Stichwort Social Media und Web 2.0: Wie nutzt du soziale Netzwerke für deine Idee?

Andreas Ritter: Die Entscheidung für das Crowdinvesting haben wir vor allem aus Marketing-Gründen getroffen. Und da spielten Social-Media natürlich eine große Rolle. Die Crowdfunding-Plattform hat unsere Informationen über viele Kanäle geteilt. Und wir haben natürlich über Facebook- und XING-Postings auch den Kontakt zur Crowd gesucht. Dadurch haben wir viele neue Fans bekommen. Sehr gefreut habe ich mich über die Interviewanfragen vieler Startup-Blogger, über die wieder neue Menschen Kartenmachen.de kennenlernen konnten. Aktuell sind wir dabei, unsere Social-Media-Aktivitäten noch weiter auszubauen. Gerade für Online-Unternehmen ist das sehr wichtig.

Nur kann man eben nicht alles auf einmal machen. Auch hier muss man Schritt für Schritt wachsen.

EXTRA: 10 Gründe, warum Unternehmen an Social Media scheitern

unternehmer.de: Wie gehst du beim Thema Werbung und Marketing vor?

Andreas Ritter: Wir setzen stark auf Online-Marketing. Viele unserer Mitarbeiter kommen aus der Werbebranche und bringen da Erfahrung mit. Der Erfolg von Online-Marketing lässt sich gut auswerten, deshalb ziehen wir es klassischen Werbemaßnahmen vor. Zusätzlich nutzen wir Pressearbeit. Während der Kampagne haben wir vor allem Kontakt zu Wirtschaftsmedien aufgenommen, die sich für das Thema „Startups“ interessieren. Aktuell sprechen wir Zielgruppenmedien im Lifestyle-Bereich an.

unternehmer.de:  Habt ihr Konkurrenzunternehmen und wie grenzt ihr euch von diesen ab?

Andreas Ritter: Es gibt im Netz weitere Shops, bei denen man personalisierte Einladungs- und Grußkarten bestellen kann. Bei diesen Shops, muss der Kunde seinen Text selbst in das Kartendesign integrieren. Und für einen Laien ist das nicht einfach. Außerdem sind die Möglichkeiten, der Web2Print-Tools, die dafür eingesetzt werden begrenzt. Bei uns wird der persönliche Text von unseren Grafikern in das Design eingefügt.

EXTRA: Erarbeite das Alleinstellungsmerkmale für dein Unternehmen

 

unternehmer.de: Wie bringst du das Startup und dein sonstiges Leben unter einen Hut?

Andreas Ritter: Das ist eigentlich nicht so kompliziert, wie es vielleicht von außen aussieht. Einerseits betrachte ich die meisten meiner Tätigkeiten nicht als Arbeit. Vieles macht mir wirklich Spaß, so dass ich meine Arbeit eher wie ein Hobby empfinde. Außerdem arbeitet meine Frau auch bei Kartenmachen.de. Sie bringt unsere Tochter nachmittags nach dem Kindergarten mit ins Büro. So verbringen wir viel Zeit gemeinsam, auch wenn ich oft bis spät am Abend im Büro bin.

Ich trenne nicht zwischen Startup-Leben und Privatleben. Das heißt nicht, dass ich rund um die Uhr arbeite. Mir geht’s eher darum, dass mein Tag insgesamt erfüllt ist und ich ihn mit den Tätigkeiten und Menschen verbringe, die mir am Herzen liegen.

unternehmer.de: Worauf bist du rückblickend besonders stolz? Was waren deine größten Erfolge?

Andreas Ritter: Dass beim Crowdinvesting so viele Investoren an uns geglaubt haben und wir sogar in die Überzeichnung gegangen sind, ist schon großartig. Das positive Feedback sagt mir, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Eine klare Sprache sprechen natürlich auch die Zahlen: Wir hatten in den letzten Jahren dreistellige Wachstumsraten. Auch personell geht es nach oben: Aktuell arbeiten bei Kartenmachen.de elf Vollzeit-Mitarbeiter, ein Auszubildender und drei 450-Euro-Kräfte. Ich bin sehr glücklich darüber, wie gut sich Kartenmachen.de entwickelt.

Über die Zukunft: Diese Ziele hat das Startup

unternehmer.de: Wo siehst du dich und dein Unternehmen in einem Jahr?

Andreas Ritter: Wir haben mindestens sieben neue Kartenkategorien und 500 neue Produkte im Shop. Dadurch stärken wir die Cross-Selling-Effekte. Was den Umsatz betrifft, wollen wir im nächsten Jahr um 100 Prozent zulegen. Wir sind laufend dabei, unser Sortiment zu erweitern: Gerade führen wir personalisierbare Gästebücher für Feste ein. Die Sortimentserweiterung ist ein stetiger Prozess, in den wir viel kreative Kraft stecken. Parallel treiben wir unser Online-Marketing voran. Und: Seit kurzem sind wir auch in Großbritannien aktiv. Unser Engagement bei den kartenverliebten Briten treiben wir Schritt für Schritt voran.

unternehmer.de: Ein Mittagessen mit einem Begleiter deiner Wahl – egal, ob tot oder lebendig. Wer wäre das und was würdest du ihn/sie fragen?

Andreas Ritter: Es gibt keine bestimmte Person. Jeden Tag ist es jemand anderes. Heute wäre es der Unternehmer und Investor Elon Musk und ich würde ihn fragen, wann es endlich zum Mars geht.

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