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Ganz klar: Der Name einer Marke ist ihr Fundament. Ist das Fundament solide gesetzt, kann ein Wolkenkratzer darauf gebaut werden. Ist es aber uneben und unsicher, wird das Gebäude es auch sein.

Markennamen prägen unser Leben, sie werden sogar zu Synonymen für Gegenstände.

Wir sagen: „Gibst du mir bitte ein Tempo?“, obwohl wir ein Papiertaschentuch meinen. Hat es eine Marke geschafft, ihren Namen derart im Hirn des Verbrauchers zu verankern, ist ihr Wert fasst unbezahlbar.

Die gute Nachricht: Letztlich sind die Optionen, die du bei der Namenswahl hast, sehr begrenzt. Abgesehen von Familien- und Eigennamen kannst du entweder einen Kunstnamen bilden, einen lexikalischen Begriff verwenden oder Abkürzungen und Zahlen nutzen. So weit, so gut. Doch was macht einen attraktiven Produkt- oder Markennamen aus? Worauf muss ein Start-up achten, wenn es um Naming und Namenssuche geht? Funktionieren Abkürzungen und Zahlen? Und welche Fehler sollten unbedingt vermieden werden?

1. Check it out, baby! Schreibe eine Checkliste fürs Naming

Bevor du dich in ein wildes Brainstorming stürzt, solltest du dir zunächst einige strategische Fragen stellen:

  • Gibt es eine genaue Definition, welche Produkte und Dienstleistungen unter den Namen fallen?
  • Welche Zielgruppe willst du mit dem Namen ansprechen?
  • Wie und wo wird der Name überwiegend kommuniziert (Wenn du beispielsweise ein Bier benennen willst, solltest du daran denken, dass der Name auch bei voller Diskolautstärke und im alkoholisierten Zustand kommuniziert werden muss)?
  • Soll der Name als Wortmarke schützbar sein?
  • In welchen Ländern wird er genutzt?

Mache dir eine Liste und beantworte dir diese Fragen. So ergeben sich erste Richtungs-Koordinaten.

2. Heureka, ich hab’s… leider nicht! Das Warten auf den Geistesblitz

Sorry, aber in der Realität bleibt der geniale Geistesblitz meistens aus.

Kreativität braucht Vorarbeit. So auch bei der Namensfindung.

Recherchiere vorab alle möglichen Wortwelten. Dann bilde ein Kreativ-Team – möglichst mit Menschen, die unterschiedlich denken und an Aufgaben auf ihre eigene Weise herangehen. Und los geht’s: Sammelt alle möglichen Ideen und Assoziationen, spielt mit Bildern, Farben, Buchstaben und bildet Anagramme oder setzt Wortteile zusammen. Lasst eure Marke als Tier auferstehen, als Superheld, Comicfigur oder Automarke. Denkt in alle Richtungen. Und Ganz wichtig: Urteile bleiben im ersten Schritt außen vor. Erst hinterher wird die Spreu vom Weizen getrennt.

EXTRA: 10 Tipps, wie großartige Ideen entstehen [+Kreativsoundtrack]

3. Was muss dein Name haben? Die ERFOLGS-Formel

So weit, so gut. Doch wie trennst du nun die Spreu vom Weizen? Du findest in der Literatur einige Formeln, die dir als erste Faustregeln helfen, um die Qualität eines Namens zu bewerten. Eine davon ist die ERFOLGS-Formel:

  • E für einfach
  • R für relevant
  • F für freundlich
  • O für originell
  • L für leicht einprägsam
  • G für glaubwürdig
  • S für die Summe all dieser Qualitäten

Zugegeben, diese Begriffe sind zum Teil sehr subjektiv. Wer kann schon sagen, was wirklich originell ist? Dennoch: Verwende diese Formel als erstes Metermaß, das du an deinen Markennamen anlegen kannst.

4. Beschreibung adé! Nutze Namen, die sich monopolisieren lassen

Eigentlich liegt es ja nahe, für deine Marke einen Namen zu finden, der sie auch beschreibt. Du willst zum Beispiel ein Fitness-Studio eröffnen und nennst es: „Fitness Company“. Das Problem:

Das Markenrecht verbietet es, allgemeine, beschreibende Begriffe zu monopolisieren.

Darum kann jede Fitness-Klitsche an der Ecke mit „Ihre Fitness Company“ werben. Und schon ist die Alleinstellung (ein starker Markenname) futsch. Darum lohnt es, nach neuen Wortschöpfungen zu suchen. Zum einen sind sie noch nicht mit Bedeutung aufgeladen und können frei kommuniziert werden, zum anderen steigt die Chance, mit einem neuen Begriff ein Namensmonopol zu schaffen, das dir niemand mehr wegnehmen kann.

5. N.e.i.n. – oder warum du Abkürzungen vermeiden solltest

Ja, BMW ist ein gutes Gegenbeispiel. Vielleicht weiß noch nicht einmal jeder, dass diese Abkürzung für „Bayerische Motorenwerke“ steht. Aber alle kennen BMW. Dennoch: Die Zeiten, in denen man lange Wortkombinationen einfach zu Abkürzungsschnipseln zusammenziehen konnte, sind vorbei. Denn so ziemlich jede Kombination gibt es hundertfach im Internet.

Teste es doch mal: Kombiniere drei beliebige Großbuchstaben und googel diese. Du wirst sehen, dass sich entweder Firmen, Produkte, Prozesse, Systeme, Vereine oder was auch immer finden lassen, die genau so heißen.

6. Würdest du einen 1302 kaufen? Warum Zahlen sich nicht auszahlen

Bis ins Jahr 2002 war der gute alte „VW KÄFER“ das meistverkaufte Auto der Welt. Doch den Namen „Käfer“ bekam er nicht vom Hersteller. Offiziell trug der Käfer Namen wie „Typ 1 VW 1200 Standard“, später dann 1300, 1302, und so weiter. Zum Glück hatte der Volksmund ein anderes Bedürfnis als der Hersteller. Er wollte einen sprechenden Namen für dieses knuddelige Auto – und taufte ihn kurzerhand „Käfer“. Erst 1967 nutzte VW die Kreativität des Volkes in einer Anzeigenkampagne. Später kam mit dem „New Beetle“ dann die offiziell getaufte Neuauflage. Merke:

Zahlen sind nie so schön wie griffige, treffende Namen.

7. „Können Sie das bitte noch mal buchstabieren?“ Dein Name im Test

Angenommen, der Name klingt gut. Kreative, Gesellschafter und deine Familie sind gleichermaßen begeistert. Schön und gut. Doch wie wirkt dein Name in einer geschäftlichen Alltagssituation? Kannst du ihn gut kommunizieren? Mache den Telefontest: Bitte Geschäftspartner oder Freunde, die den Namen noch nicht kennen, dich anzurufen. Melde dich dann mit dem Namen und lass dir Feedback dazu geben, was der Telefonpartner verstanden hat. Du wirst sehen: Ganz schnell wirkt hier das gefährliche Prinzip der „stillen Post“.

EXTRA: Marke mit Sound: Eine Marke muss gut klingen

8. Kollisionsrecherche: Drum prüfe, wer sich ewig bindet

Jetzt bist du dir wirklich sicher: Dieser Name soll es sein! Doch wenn du Pech hast, musst du womöglich feststellen, dass vor dir schon andere diese brillante Idee hatten. Beginne daher mit der Recherche: Als ersten Schritt googelst du ganz einfach deinen Fund. Taucht deine Namensidee noch in keiner Trefferliste auf, heißt das fast schon Bingo! Auch eine Anfrage beim Deutschen Patent- und Markenamt kann weiterhelfen.

Doch natürlich ist eine umfassende Recherche weitaus komplexer. Es muss auf phonetische Ähnlichkeiten sowie auf Ähnlichkeiten bestehender Wortmarken, Bildmarken etc. geachtet werden. Das sollte ein Experte übernehmen, der sich wirklich auskennt und der dich juristisch absichern kann.

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Stephan Rau

Stephan Rau arbeitet als freier Werbetexter, Textcoach und Sprecher in Hamburg und Berlin. Er studierte Germanistik, Romanistik, Linguistik und Sprachphilosophie in Berlin, Freiburg und Barcelona. In PR-Agenturen und Marketingabteilungen ließ er sich zum Werbetexter und Textspezialisten ausbilden. Er ist zertifizierter KfW-Textcoach und Vorstandsmitglied im Texterverband Deutschland – dem Fachverband für freie Werbetexter. Mehr Infos: www.stephanrau.de.

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