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Flexible Beschäftigungsformen wie befristete Arbeitsverträge, Zeitarbeiter oder Einsatz von Freelancern nutzen 90 Prozent deutscher Unternehmen. Das ist das Ergebnis einer Studie des Instituts für Beschäftigung und Employability (IBE) an der FH Ludwigshafen. Veränderte Arbeitsstrukturen sind ein Grund dafür. Denn: Vier Fünftel der 451 befragten Betriebe und Konzerne haben zumindest in Teilen des Unternehmens Projektwirtschaft eingeführt. Es gibt kaum Unterschiede zwischen den Branchen. Aber Unternehmen und Abteilungen, die schnell reagieren müssen und starken wirtschaftlichen Schwankungen ausgesetzt sind, wie beispielsweise die IT oder die Produktion, sind selbstverständlich am ehesten auf flexible Lösungen angewiesen.

Wenn spezielles Wissen gefragt ist, werden längst auch externe Spezialisten in der Entwicklung, im Qualitätsmanagement oder anderen Bereichen eingesetzt. Bei einem Schorndorfer Automobilzulieferer arbeiten gegenwärtig bis zu zehn Freiberufliche oder Hochqualifizierte in der Arbeitnehmerüberlassung. „Ohne deren ergänzende fachliche Kompetenz und Unterstützung hätten wir neue Projekte in den engen Terminschienen nur bedingt umsetzen können“, beschreibt der Geschäftsführer des Sensorik- und Mechatronik-Spezialisten die Notwendigkeit diesen Weg zu gehen.

Die Personalleiterin eines Zulieferers für Nockenwellenversteller und Getriebeventile ergänzt: „Wir setzen verstärkt auf flexible Arbeitsstrukturen“. 140 Ingenieure, Techniker und Versuchsmechaniker arbeiten dort in verschiedenen Entwicklungsprojekten. Momentan werden sie von 20 Zeitingenieuren unterstützt, die bei externen Personaldienstleistern angestellt sind – Tendenz steigend. „Die Externen müssen schnell ins Team finden und produktiv werden“, so die Personalleiterin. Deshalb werden sie im Rahmen der Arbeitnehmerüberlassung wie die eigenen Angestellten behandelt: Sie bekommen die gleiche Verantwortung und nehmen an denselben Schulungen teil. Für die Personalerin ist das Alter der Kandidaten uninteressant – wenn 50-jährige Ingenieure über das geforderte Wissen verfügten, könne ihre Erfahrung sogar den Ausschlag geben.

Drei Tipps zur Auswahl von Hochqualifizierten:

  1. Hardskills müssen punktgenau passen: Es wird viel und oft über die Softskills im Job gesprochen. Mit Recht. Aber: Bei der Auswahl sollten immer noch die Hardskills entscheiden. Der Freiberufliche oder Mitarbeiter in Arbeitnehmerüberlassung muss über die fachliche Qualifikation verfügen, die Sie benötigen. Nur dann kann er produktiv für Ihr Unternehmen werden. Deshalb ist es wichtig, dass Sie ein klares Anforderungsprofil erstellen.
  2. Erfahrene sind oft flexibler: Die Bewerber benötigen eine gewisse Flexibilität, um sich in neuen Unternehmenskulturen zu Recht zu finden. Je erfahrener sie in diesen Arbeitsstrukturen sind, desto größer ist die Chance, dass es auch menschlich passt, wobei Sie immer berücksichtigen sollten, dass sich externe Arbeitskräfte für diese Arbeitsweise und damit für eine größere Unabhängigkeit entschieden haben. Sie bekommen Loyalität und Identifikation zwar nur für die Dauer des Projektes. Das hat aber auch Vorteile: Denn Externe sind nicht in die Strukturen Ihres Unternehmens involviert und werden dort keine Karriere machen. Sie orientieren sich sehr nüchtern an dem Erfolg des Projektes und nicht daran, welchen Karrieresprung ihnen der Projekterfolg ermöglicht.
  3. Bereitschaft, Wissen zu teilen ist erforderlich: Externe Arbeitskräfte werden neues Wissen in Ihr Unternehmen tragen. Und sie werden es wieder mitnehmen, wenn die Projektarbeit beendet ist. Die Arbeit muss in so genannte Mixed Teams – Angestellte und Externe – strukturiert sein, die sich als besonders effektiv erweisen. Einerseits profitieren Ihre angestellten Mitarbeiter zunächst von dem eingekauften Wissen. Andererseits bleiben die neu entwickelten Kompetenzen, und damit das Handlungswissen, in Ihrem Unternehmen.

(Bild: © Yuri_Arcurs – iStockphoto.com)

Frank Schabel

Frank Schabel arbeitet seit fünf Jahren als Marketingleiter der Mannheimer Hays AG, eines weltweit agierenden Personalvermittlers für Spezialisten, besonders der IT, Engineering, Finance sowie Sales und Marketing. Der Politikwissenschaftler hat zwei Bücher zu Themen der externen und internen Kommunikation veröffentlicht.

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One Comment

  • Gretl Hendricks sagt:

    Interessant, das man bei der Auswahl von Mitarbeitern immernoch die Hardskills im Vordergrund beurteilen sollte. Ich suche gerade nach einem neuen Mitarbeiter in der Mechatronik. Es ist schon schwer genug jemanden zu finden, der die passenden Hardskills hat, geschweige denn die richtigen zwischenmenschlichen Fähigkeiten.

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