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Die Finanz- und Bankenkrise macht es mittelständischen Unternehmen momentan besonders schwer, ihre Liquidität zu sichern. Viele haben volle Auftragsbücher und wollen das Geschäft ausweiten, stoßen jedoch finanziell schnell an ihre Grenzen, wenn ihre Abnehmer lange Zahlungsziele beanspruchen.

Schließlich müssen Rechnungen, Gehälter und Sozialabgaben pünktlich beglichen werden. Factoring als alternative Finanzierungsart kann aus dieser Klemme helfen und die Liquidität im Unternehmen nachhaltig sichern.

Das Unternehmen erhält dabei einen sofortigen Liquiditätszufluss durch den Verkauf seiner Forderungen. Der Unternehmer muss nicht warten, bis der Debitor die ausstehenden Rechnungen begleicht, sondern bekommt innerhalb von zwei Werktagen sein Geld.

Dank Bankkredit liquide?

Bisher sichern viele Mittelständler ihre Finanzierung über den klassischen Kontokorrentkredit – einen kurzfristigen Kredit, den Banken ihren Kunden einräumen. Unternehmen nutzen ihn, wenn sie für einen überschaubaren Zeitraum Liquidität benötigen, wie zum Beispiel beim Überbrückungskredit.

Kontokorrentkredite haben mittel- bis langfristigen Charakter, da sie bei vereinbarungsgemäßer Inanspruchnahme verlängert werden.

Der Unternehmer kann den Kreditrahmen voll, zum Teil oder gar nicht ausschöpfen und zahlt nur für wirklich in Anspruch genommene Beträge Zinsen. Der Zinssatz ist dabei variabel und richtet sich nach den aktuellen Marktzinsen.

Die Gebühren bestehen in der Regel aus mehreren Bestandteilen, wie Sollzinsen, Kreditprovisionen etc. Darüber lässt sich allerdings in der Regel nur ein Teil der benötigten Liquidität abdecken. Zudem müssen Sicherheiten gestellt werden.

Factoring sichert Liquidität

Sucht ein Unternehmen Alternativen, kommt es schnell auf die Dienstleistung Factoring. Dabei verkauft es seine Forderungen an ein Factoringunternehmen und erhält rund 80 Prozent des Rechnungsbetrages sofort ausgezahlt. Den Rest bekommt es, wenn der Factor den Betrag vom Debitor erhalten hat.

Dafür werden je nach Modell Gebühr und Zins berechnet. Die Kosten von Factoring und einem klassischen Kredit lassen sich nicht Eins zu Eins vergleichen, da Factoring neben der Bereitstellung der Liquidität noch weitere Leistungsbestandteile bietet.

Neben der Sicherstellung der Liquidität gehören beim klassischen Full-Service-Factoring der Ausfallschutz der Forderungen und die Übernahme des Debitorenmanagements dazu.

Im Gegensatz zum Bankkredit brauchen die Firmen beim Factoring keine weiteren Sicherheiten. Das macht die Dienstleistung auch für junge und schnell wachsende Unternehmen interessant.

Aus der Praxis für die Praxis: Factoring für Großhändler

Das fiktive Beispielunternehmen „Play4Game“ sichert mit Factoring seine Saisonspitzen ab. Kerngeschäftsfeld ist der Handel mit Zubehörteilen für die Unterhaltungselektronik, vor allem Spielekonsolen. Damit wurden 2007 mehr als drei Millionen Euro Jahresumsatz erwirtschaftet.

Für die weltweit größten Spielehersteller kauft „Play4Game“ in Asien entsprechende Konsolenzubehörteile ein und veräußert diese weiter an sogenannte Bestücker zur Kommissionierung für die großen Einkaufsketten in Deutschland. Das Geschäft ist sehr saisonabhängig; die höchsten Umsätze werden zum Oster- und Weihnachtsgeschäft generiert.

Die Ware muss per Vorkasse bezahlt werden und es sind mehrere Wochen Seeweg einzuplanen. Erst nach erfolgter Zollprüfung kann somit die Ware den Bestückern zur Verfügung gestellt und verkauft werden.

Das Unternehmen hatte im Laufe der Jahre ein festes Netzwerk aus bestehenden Lieferanten und Abnehmern etabliert und konnte so bisher durch entsprechende Abstimmungen die Liquidität sicherstellen.

Unternehmenswachstum durch fehlende Liquidität in Gefahr

Über eine Ausschreibung bekam „Play4Game“ unerwartet eine Lizenz für Originalzubehör zugeteilt und wusste nicht, wie die  Aufträge finanziert werden sollten.

Rund 150.000 Originalzubehörteile waren prognostiziert, die bereits fast vollständig mit Aufträgen der Bestücker für die Handelsketten unterlegt waren. Bei der Bank war aufgrund des starken Wachstums die Linie ausgeschöpft. Zudem verfügt die Firma über eine für Handelsunternehmen typisch niedrige Eigenkapitalquote.

Mit Factoring Saisonspitzen nutzen

Da das Geschäft immer näherrückte, begann das Unternehmen umgehend mit der Suche nach geeigneten Finanzierungsalternativen und erfuhr über seinen Steuerberater von Factoring. Gerade in der umsatzkongruenten Finanzierung – wie saisonalen Schwankungen – liegt ein wesentlicher Vorteil von Factoring.

Während Kreditinstitute Unternehmen in Wachstumsphasen normalerweise nur behutsam mit ausreichender Liquidität versorgen, berücksichtigt ein Factor diese positive Perspektive weitaus stärker und stellt Mittel für die Expansion zur Verfügung. Das Zusatzgeschäft bedingte einen kurzfristig zu erweiternden Finanzierungsrahmen von knapp einer Million Euro.

Nach Rücksprache mit den Bestückerfirmen zum Einsatz von Factoring, zeigten sich alle Beteiligten kooperativ. Die bis dato 90 Tage Zahlungsziel konnten mit Factoring optimal abgekürzt werden, da nun bereits binnen zwei Tagen rund 80 Prozent der Liquidität zur Verfügung standen.

Somit war für alle Beteiligten eine Lösung für das Zusatzgeschäft geschaffen worden und „Play4Game“ nutzt seitdem Factoring als festen Bestandteil der Unternehmensfinanzierung.

Die Vorteile von Factoring als strategischer Baustein der Finanzierung

Für ein Unternehmen werden mit Factoring rund 80 Prozent seiner Forderungen sofort zu Liquidität und das ohne zusätzliche Sicherheiten. Hier liegen die entscheidenden Vorteile.

Die Kreditaufnahme bringt hingegen einen wesentlich geringeren Liquiditätszufluss. Hinzu kommt der erschwerte Zugang zu Krediten – wie im Fallbeispiel beschrieben – da die Banken aufgrund der Finanzkrise zurückhaltender sind.

Vor allem für kleine und mittelständische Unternehmen hat Factoring noch weiteren Nutzen. Durch den Verkauf seiner Rechnungen kann der Factoringkunde eine Bilanzverkürzung mit verbesserter Eigenkapitalquote erreichen.

Bei der Hausbank lassen sich so wiederum ein besseres Rating und damit günstigere Kreditkonditionen erzielen. Zudem sind die Forderungen gegen Ausfall versichert, da die Factoringgesellschaft hierfür eine Warenkreditversicherung abschließt.

Nicht unterschätzen sollte man die administrative Entlastung, da bei säumigen Debitoren Mahnwesen und Inkasso übernommen werden.

Ilka Stiegler

Ilka Stiegler ist verantwortlich für die Unternehmenskommunikation der Vantargis Factoring GmbH. Die Vantargis Factoring GmbH ist eine bankenunabhängige Factoringgesellschaft. Das Unternehmen finanziert deutschlandweit als Full-Service-Dienstleister im Factoring Unternehmen mit einem Jahresumsatz von bis zu 10 Mio. Euro. Hierbei vereint die Vantargis Factoring GmbH mit der Finanzierung, der Versicherung der Forderungsausfälle und dem Debitorenmanagement alle Aspekte des Factorings in einer Dienstleistung.

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One Comment

  • Robert Knitt sagt:

    Noch viel zu oft wird bei Finanzierungen ausschließlich an die Bank gedacht. Factoring ist eine Alternative zur Bank, wenn auch nicht wirklich günstig. Dafür ist in der Regel der Ausfall der Forderungen bis zu 90% versichert. Das macht das Ganze teuer – oder bei der Insolvenz eines Kunden auch erst attraktiv.

    Die IMBEMA Consult hat sich auf Finanzierungsalternativen und eine ganzheitliche Betrachtung spezialisiert. Das beinhaltet auch Möglichkeiten wie z.B. Sale-and-lease-back. Hier werden bereits bezahlte Vermögensgegenstände wie Maschinen oder Immobilien verkauft und zur weiteren Nutzung wieder zurückgeleast. Auch Beteiligungen wie Mezzaninekapital, Genussscheine, Going Public, etc. sind in manchen Situationen sinnvolle Varianten.

    Häufig werden die Möglichkeiten wie weitere Lieferantenkredite, Anzahlungen von Kunden, ein niedrigerer Warenbestand, eine schnellere Rechnungslegung, ein konsequenteres Mahnwesen, ein schnellerer Produktionsdurchlauf, etc. nicht vollständig genutzt.

    Auch der Verkauf von nicht benötigtem Vermögen ist oftmals ein unnötiges Tabu.

    Eine erfolgreiche Eigenkapitalstrategie sichert die Unabhängigkeit von den Banken und spart Zins- und Tilgung an Kapitalgeber. Mitarbeiterbeteiligungen stellen ebenfalls eine interessante Alternative zur Bank dar.

    Doch was ist nun die sinnvollste Variante für das Unternehmen? Das sollte mit einem unabhängigen Spezialisten erörtert werden. Dabei gibt es keine Ideallösung die für alle Unternehmen gilt. Es gilt vielmehr unternehmensindividuelle möglichst optimale Lösungen zu finden. Haftungsfreistellungen, öffentliche Bürgschaften, zu stellende Sicherheiten, eigene persönliche Haftung, Mithaftung des Ehegatten, Risikoabsicherung bei Tod oder gesundheitlichen Problemen, das Unternehmertestament, ein Ehe- und Erbvertrag, etc. sollten bei einer guten Beratung mit beinhaltet sein. Eine gute und ausreichende Finanzierung ist ein wesentlicher Erfolgsbaustein. Deshalb sprechen Sie mit unabhängigen Spezialisten. Entscheiden können Sie sich auch noch nach dem Gespräch.

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