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Lügen haben kurze Beine, sagt der Volksmund. Soll heißen: Früher oder später entlarven sich Lügner durch die eine oder andere Unachtsamkeit selbst. Darauf zu warten ist allerdings keine gute Strategie, denn dann ist das sprichwörtliche Kind oft schon in den Brunnen gefallen. Die Erfahrung zeigt:

Je später wir Betrügern auf die Schliche kommen, desto größer ist der Schaden, den sie anrichten können.

Das gilt auch und insbesondere fürs Bewerbungsgespräch. Denn: Wer will schon einen Blender einstellen? Eine falsche Personalentscheidung kann ein Unternehmen schon einmal 50.000 Euro kosten. Wer sich vor den Folgen unehrlicher Versprechen schützen will, sollte also wissen, wie Lügner ticken.

Wir alle kennen diese Szene: In einem spannenden Krimi sitzt der Verdächtige vor einem findigen Ermittler, der im Vier-Augen-Gespräch herauszufinden versucht, ob es sich bei seinem Gegenüber um einen Lügner handelt und was der Verdächtige zu verbergen versucht. Nicht selten kommt dabei auch ein elektronischer Lügendetektor zum Einsatz – quasi als der Weisheit letzter Schluss. Eines aber ist allen Verhören gemein: Der mutmaßliche Lügner wird gehörig unter Druck gesetzt, um etwaige Unwahrheiten zu entlarven. Stressinterviews wie diese erfreuen sich auch im Vorstellungsgespräch und Assessment Center steigender Beliebtheit.

EXTRA: Vorstellungsgespräch: Typische Fragen [Infografik]

Professionelle Lügner liefern das, was man hören will

Personaler, die hoffen, auf FBI-Art herauszufinden, ob ein Bewerber schummelt, wenn es um die Eignung für einen bestimmten Job geht, sitzen einem großen Irrtum auf: Ein Lügendetektor nämlich kann immer nur anzeigen, ob jemand Stress empfindet – nicht aber, warum er diesen Stress hat. So kann also jemand im Bewerbungsgespräch gestresst sein, weil er lügt, aber auch, weil ihn ungewohnte Situationen generell stressen.

Professionelle Lügner liefern dagegen auch im Bewerbungsgespräch das, was man hören will: Sie werden beim Lügen keinen Stress empfinden, während ehrliche Kandidaten mitunter im Kreuzfeuer untergehen. Wie also lässt sich im Einstellungsgespräch die Spreu vom Weizen trennen?

Um Lügner im Bewerbungsgespräch zu entlarven, sollte man den Bewerber aus drei verschiedenen Perspektiven betrachten:

1. Mit der Lupe

Zunächst empfiehlt es sich, bildlich gesehen die Lupe zur Hand zu nehmen und den Blick auf verdächtige Details zu legen, die einen möglichen Blender als eben solchen entlarven könnten.

2. Aus dem Weitwinkel

In einem zweiten Schritt kann der Blick im Weitwinkel Aufschluss darüber geben, ob die Details im Einzelnen überhaupt in das Gesamtbild passen.

3. Von der Seite

Zuletzt ist es ratsam, einen Seitenblick zu riskieren, um herauszufinden, wie er oder sie sich im Gespräch mit anderen verhält.

EXTRA: 5 Tricks, um jeden Personaler zu überzeugen!

Kontakt vor Konfrontation: Die Basislinie des Verhaltens als Marker für Stress

Wahre Vernehmungsspezialisten bauen zuerst einen Kontakt zu ihrem Gegenüber auf, um die Basislinie des Verhaltens zu definieren. Diese Basislinie offenbart das typische Verhalten einer Person, wenn sie sich wohl fühlt.

Der eine ist dabei ganz ruhig, der andere quasselt unentwegt – so verschieden sind die Menschen. Und wenn sie unter Stress geraten, verschiebt sich ihre Basislinie hin zur Stresslinie. Diese Stresslinie, also das Stressverhalten eines Menschen, kann man allerdings nur dann verlässlich einschätzen, wenn man vorher die Basislinie ermittelt hat. Darum gilt im Bewerbungsgespräch: Kontakt vor Konfrontation.

Zuerst einmal darf der Bewerber ankommen, sich einfinden und auch wohlfühlen – soweit das unter den gegebenen Umständen möglich ist. Und dann geht es zur Sache. Als Interviewer sollte man allerdings keinen Stress in die Situation setzen, sondern lediglich beobachten, bei welchen Fragen und Themen der Bewerber von sich aus in Stress gerät. Es geht also nicht darum, Stress zu machen, sondern Stress zu erkennen.

Diese drei Warnsignale sind eindeutige Zeichen für Stress:

1. Fluchtsignale

Der Blick des Bewerbers huscht zur Tür, die Fußspitzen und vielleicht sogar der gesamte Körper neigen sich in Richtung Ausgang.

2. Kampfsignale

Stimme, Verhalten und Wortwahl werden aggressiver; der Bewerber fällt einem vielleicht sogar ins Wort.

3. Schocksignale

Typischerweise hält alles an: Das Sprechen stockt, der Körper erstarrt – mitunter sogar bis hin zum weißen Nasendreieck, das eine drohende Ohnmacht anzeigt.

Achtung: Egal, auf welche Methode man setzt: Man kann immer „nur“ Stress detektierten, nicht aber, warum derjenige Stress hat und ob dies auf eine Lüge zurückzuführen ist. Als Faustregel gilt:

Lügen offenbaren sich immer dort, wo Zahlen und Fakten enden und Geschichten beginnen!

Suzanne Grieger-Langer

PROFILER Suzanne ist Europas unangefochtene Profilingexpertin. Ihr USP ist die Erstellung von Charakterprofilen auf dem Niveau des psychogenetischen Codes. Sie ist stark nachgefragte Verhandlungsexpertin und berät erfolgreich Unternehmen.

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