Skip to main content

Soft Skills statt Fachidiotie - Warum soziale Kompetenz in der Arbeitswelt immer wichtiger wird„People Skills“, oft auch „Soft Skills“ oder soziale Kompetenzen genannt, sind persönliche Fähigkeiten und Fertigkeiten, die – neben dem Fachwissen – den beruflichen und privaten Erfolg maßgeblich bestimmen. In der heutigen Arbeitswelt sind sie gefragter denn je.

„People Skills“ kann man folgendermaßen klassifizieren:

Allgemeine soziale Kompetenzen: Emotionale Intelligenz, Flexibilität, Engagement, Belastbarkeit, Lernbereitschaft, Leistungsbereitschaft, Offenheit, analytisches Denken, Kreativität.

Fähigkeiten im Umgang mit sich selbst: Eigenverantwortung, Selbstvertrauen, Selbstdisziplin, Selbstkritik, Selbstmanagement.

Allgemeine Fähigkeiten im Umgang mit anderen: Respekt, Achtung, Toleranz, Einfühlungsvermögen, Kritikfähigkeit, Kommunikationsfähigkeit, Teamfähigkeiten.

Spezielle Fähigkeiten im Umgang mit anderen: Führungskompetenz, Verhandlungsgeschick, Verkaufsfähigkeiten, Präsentationsfähigkeiten, interkulturelle Kompetenz.

„People Skills“  – gefragter denn je

Der Ruf der Unternehmen nach Mitarbeitern mit sozialen Kompetenzen ist groß. Besonders in Zeiten von verschärftem Überlebenskampf auf den Märkten ist es für jedes Unternehmen unerlässlich, sich über die Qualität der Kundenbeziehungen und des Services vom Wettbewerb abzugrenzen.

Dazu brauchen Unternehmen Mitarbeiter mit ausgeprägten sozialen Fähigkeiten. Auf dem Lehrplan von Schule und Hochschulen wird man die Vermittlung von „People Skills“ jedoch nur selten finden. Viele Unternehmen haben dies erkannt und fördern gezielt Weiterbildungsmaßnahmen im Bereich der Fähigkeiten und Fertigkeiten.

Nicht umsonst ist der Bereich des „People Skills“-Trainings seit Jahren das Wachstumssegment der Weiterbildungsbranche.

Kann man „People Skills“ überhaupt erlernen?

Diese Frage wird immer wieder kontrovers diskutiert. Manche meinen, soziale Kompetenzen ließen sich nicht oder nur sehr eingeschränkt erlernen. Natürlich hat jeder Mensch gewisse Eigenschaften und Stärken mit in die Wiege gelegt bekommen. Durch die Prägung während der Kindheit werden bestimmte Eigenschaften verstärkt oder verdrängt.

Jeder Mensch ist jedoch in der Lage, sich weiterzuentwickeln. Wenn wir „People Skills“ als die Summe von Fähigkeiten und Fertigkeiten definieren, wird deutlich, welche Grenzen und Möglichkeiten sich für jeden einzelnen ergeben.

Als Fähigkeiten bezeichnet man angeborene oder auch durch äußere Umstände und Prägung erworbene Bedingungen. Viele Fähigkeiten, zum Beispiel analytisches Denken, Kreativität und Kommunikationsfähigkeiten, müssen nicht erst explizit erworben werden. Sie sind in jedem Menschen mehr oder weniger ausgeprägt vorhanden, lassen sich jedoch im Laufe des Lebens noch verbessern und verfeinern.

Fertigkeiten hingegen werden erst durch Üben und Trainieren erworben. Dazu gehören beispielsweise Präsentationstechniken, Verkaufsfähigkeiten und auch Führungstechniken. Wenn eine gewisse Grundfähigkeit vorhanden ist, wird der Erwerb einer Fertigkeit leichter gelingen.

Wer zum Beispiel musikalisches Talent hat, wird leichter Klavierspielen lernen als jemand, der weniger musikalisch ist. Die Musikalität ist die Fähigkeit, Klavierspielen die Fertigkeit. Prinzipiell kann jeder Mensch Klavierspielen lernen, doch wem es an Musikalität fehlt, dem wird eine Karriere als international gefeierter Konzertpianist versperrt bleiben.

Entsprechend ist Einfühlungsvermögen eine natürliche Fähigkeit, Verkaufen jedoch eine erlernbare Fertigkeit. Verkaufen kann jeder lernen, wenn er lernt, die einzelnen Schritte eines Verkaufsprozesses zu erkennen und sich in der Umsetzung immer wieder übt. Wer viel Einfühlungsvermögen besitzt, wird sich leichter tun, denn er kann sich schneller in die Lage des Kunden versetzen und seine Bedürfnisse und Beweggründe erkennen. Dennoch ist Verkaufskompetenz zu einem hohen Anteil erlernbar.

Bestimmte Fähigkeiten erleichtern also den Erwerb von bestimmten Fertigkeiten. Fähigkeiten lassen sich jedoch durch Training noch verfeinern und Fertigkeiten kann man erlernen. Daher kann jeder Mensch seine sozialen Kompetenzen durch Training ausbauen und optimieren.

In welchen Bereichen kann ich mich verbessern?

Nicht jeder Beruf setzt die gleichen „People Skills“ voraus. Je nach Anforderungsprofil fallen Fähigkeiten wie Organisationstalent, Führungskompetenz, Kommunikationsfähigkeit unterschiedlich ins Gewicht. Am Anfang steht daher die Analyse.

Machen Sie sich für sich selbst bewusst:

  • Welche Fähigkeiten sind für meinen Aufgabenbereich besonders wichtig?
  • Wie gut sind meine Fähigkeiten und Fertigkeiten in diesem Bereich?
  • Wo habe ich Verbesserungsbedarf?

Wenn Sie Verantwortung für Mitarbeiter tragen, sollten Sie eine Analyse für jeden Einzelnen durchführen.

  • Welche Fähigkeiten braucht der Mitarbeiter für seinen jeweiligen Arbeitsbereich?
  • Wie schätze ich seine Kompetenz in diesen Bereichen ein?
  • Wie schätzt er/sie sich selbst ein?
  • Gibt es Lücken zwischen Anforderungsprofilen für soziale Kompetenzen, meinen Einschätzungen und den Einschätzungen der Mitarbeiter?
  • Wo besteht Verbesserungsbedarf?

Wie erwirbt man „People Skills“?

  • Techniken und Methoden

Techniken und Methoden zum Erwerb von Fertigkeiten kann man lernen. Wer weiß, wie Kommunikationsprozesse ablaufen und welche Störfaktoren es geben kann, kann auch sein eigenes Kommunikationsverhalten verändern.

Wer sich die verschiedenen Stufen eines Verkaufsprozesses bewusst gemacht hat, weiß, worauf es in jeder Stufe ankommt, und wer diese Erkenntnisse immer wieder anwendet, kann auch erfolgreicher verkaufen.

  • Denkprozesse verändern

Ein weiterer Weg zum Ausbau der eigenen „People Skills“ liegt in der Veränderung der Denkprozesse. Durch positives Denken und die Visualisierung von Zielen ist es möglich, die eigenen sozialen Fähigkeiten auszubauen.

Viele Menschen haben zum Beispiel Angst, vor einer großen Gruppe von Menschen zu sprechen. Wer sich aber einen überzeugenden Auftritt  immer wieder in Gedanken vorstellt, wird es auch schaffen, seine Ängste zu überwinden.

  • Üben, üben, üben!

Wie viel Prozent von dem Fachwissen, das Sie während Ihrer Ausbildung oder an der Hochschule erworben haben, brauchen Sie tatsächlich in Ihrem Arbeitsalltag? Und wie viel Prozent Ihrer persönlichen Kompetenzen mussten Sie sich im Laufe Ihres beruflichen Werdegangs selbst hart erarbeiten?

Denken Sie daran zurück, welche für Sie heute selbstverständlichen Fertigkeiten Sie in Ihrem Leben bereits durch Übung erworben haben: Lesen, Schreiben, Autofahren, etc. Genauso lassen sich auch in anderen Bereichen durch das richtige Methodenwissen und eine entsprechende Motivation persönliche Grenzen überwinden.

Was bringen „People Skills“ im Alltag?

Die Verbesserung sozialer Fähigkeiten und Fertigkeiten hat nicht nur positive Auswirkungen auf das Berufsleben, sondern bringt auch privat viele Vorteile mit sich. So prägen unsere Kommunikationsfähigkeiten nicht nur die Beziehungen zu Kollegen, Vorgesetzten und Mitarbeitern, sondern auch zu Familienmitgliedern und Freunden.

Der wahre Wert von „People Skills“ liegt in ihrer Übertragbarkeit auf alle Situationen des Lebens – für mehr Erfolg, Glück und Sicherheit im Beruf, in der Familie und im Freundeskreis.

(Bild: © Michael Brown – Fotolia.de)

Andreas C. Fürsattel

Der Dipl. Betriebswirt Andreas C. Fürsattel unterstützt und begleitet seit nunmehr 20 Jahren eine Vielzahl von KMU und Franchisesysteme bei deren Unternehmens- und Mitarbeiterentwicklung. Nach beruflichen Stationen als Vertriebsleiter in der Finanzdienstleistungsbranche und kaufmännischer Geschäftsführer einer regionalen Linienfluggesellschaft, ist er seit 2002 Geschäftsführender Gesellschafter von BEITRAINING® International. Im Dezember 2016 erschien sein erstes Buch mit dem Titel "Mitarbeiter im Fokus".

Der Artikel hat dir gefallen? Gib uns einen Kaffee aus!

One Comment

  • Die Bedeutung von People Skills kann gar nicht überbewertet werden.
    Vieles macht man ja tagtäglich „automatisch“ richtig/ falsch. Und genau darin liegen Chance und Risiko zugleich. Denn: Wer reflektiert schon seine eigenen People Skills/ die People Skills seiner Mitarbeiter genauso explizit wie sein Fachwissen?

Leave a Reply