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Die Clownsmethode: Wer scheitert, führt besser!Kaum etwas bereitet Menschen so viele Sorgen wie ein mögliches Scheitern. Wenn es dann passiert, redet am besten keiner darüber. Dazu kommt die Angst, sich zum Clown zu machen und vor allen anderen lächerlich dazustehen. Die Angst zu versagen, lähmt jedoch und verhindert Entscheidungen. Doch der Druck, aus allen Situationen immer als Sieger hervortreten zu müssen, erschafft eine verzerrte Wirklichkeit.

Mache aus Fehlern Chancen

Denken wir an den ehemaligen Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg. Nach langem zermürbendem Hin und Her kam er zu dem tragischen Resümee:

Er hat getäuscht, „um nicht zu enttäuschen“.

Dieser Satz ist symptomatisch für viele Führungskräfte und Entscheidungsträger. Ihnen fehlen die Erfahrung und der Mut, äußeren Druck, Probleme und Konflikte als Chance aufzufassen. Eine Chance, die sie am Ende besser dastehen ließe also zuvor.

Wer bereits gescheitert ist, kann eine bessere Führungskraft sein

Das ist aber vor allem ein deutsches Problem. Amerikanische Führungskräfte schreiben sich sogar auf die Fahne, wenn sie einmal gescheitert sind. Denn dort gilt: Nur wer schon mal richtig auf die Nase gefallen ist, ist eine gute Führungskraft.

Wichtige Eigenschaften von Führungskräften

Die Clownsmethode: Wer scheitert, führt besser!

Das Ergebnis einer Umfrage zu wichtigen Eigenschaften von Führungskräften.

(Statistik: © statista.de)

Scheiterbewegung in Deutschland: Fuckup-Nights & Co.

Entscheidend ist natürlich, wie man nach der Pleite wieder aufsteht. Niederlagen zu vermeiden ist eine Sisyphusarbeit und leugnet die Tatsache, dass Stolpern schlichtweg zum Leben gehört. Diese „Scheiterbewegung“ hat mittlerweile auch Deutschland erreicht.

Dabei ist es keineswegs neu, was heute in der Wirtschaft unter dem Begriff Failure- oder Fuckup-Night als bahnbrechende Erkenntnis und Event zelebriert wird. Clowns haben das seit Jahrzehnten verinnerlicht. Sie sind regelrechte Scheiterexperten.

Wieso Scheitern ein Führungsfaktor ist

Gerade von einem Clown lässt sich lernen, wie wir Probleme und Konflikte im Business erfolgreich nutzen. Aber sind das nicht die Tollpatsche, bei denen immer alles schiefgeht? Selbstverständlich.

Es geht sogar weiter: Alles, was ein Clown anfasst, wird zum Problem. Und genau darin liegt die Lösung verborgen. Während für viele Menschen Probleme eine Aufforderung sind, dagegen anzukämpfen, ist der Clown in der Lage, Probleme spielerisch anzunehmen und sich davon inspirieren zu lassen. Seine Strategie funktioniert aber auch für dich.

EXTRA: Situative Führung: So passt du deinen Führungsstil flexibel an

Probleme annehmen & Fehler zulassen

Als erstes möchte ich dich ermuntern, Fehler und Unfälle zuzulassen. Kreative Menschen weichen Fehlern nicht aus, im Gegenteil. Chuck Jones, der Zeichner von Bugs Bunny ist überzeugt:

„Ich denke nicht, dass wir aus unseren Erfolgen lernen. Wir lernen aus unseren Fehlern. Weiß Gott, das ist wirklich nicht das, was wir wollen. Aber erst wenn wir stolpern, merken wir wohin es uns wirklich treibt.“

Und  auch Einstein wusste:

„Wer noch nie einen Fehler gemacht hat, hat sich noch nie an etwas Neuem versucht.“

Nutze diese Weisheit für dich als Führungskraft. Ohne Fehler geht Kreativität verloren. Wer sich immer streng an die Vorgaben hält, kommt ins Straucheln, wenn etwas ungeplant verläuft. So wird der gesamte Ablauf lahmgelegt. Fehler erlauben bedeutet, neue Ideen zuzulassen.

Wenn im Meeting immer nur das gesagt wird, was konform ist und gerne gehört wird, werden immer nur die altbekannten Ergebnisse reproduziert. Entwickle ein Gespür für Fehler und Unfälle. Interessant wird es nur da, wo du von der Vorgabe abweichst.

Einen der aromatischsten Unfälle genieße ich zum Beispiel jeden Morgen: Auf einer turbulenten Seefahrt von Indien nach England, kippte Bergamotte-Öl über eine Ladung Teeballen. Durch diesen Unfall ist der weltweit beliebte Earl Grey Tee entstanden.

Wer führen will, muss kippen können

Viel wichtiger als die Anstrengung, dem Scheitern, Fallen oder Kippen zu entgehen, ist die Reaktion und der Umgang damit. Hier beweist sich deine Führungsqualität. Wer versucht, all den kleinen Anlässen, Widrigkeiten und Stolperfallen des Lebens aus dem Weg zu gehen, kreiert genau das, was er am meistens scheut – Probleme mit Problemen.

Mach das Problem zu deinem Verbündeten, indem du den Moment, in dem eine Situation kippt, genau wahrnimmst.

Dadurch lernst du in der Krise

  1. Nicht loszulassen und auszusteigen
  2. Wach und präsent zu bleiben
  3. Selbst den Moment festzulegen, wann etwas „kippt“
  4. Den Schwung zu nutzen, um mit neuer Inspiration aufzustehen

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Der Praxistest: Bewusster Umgang mit Problemen

Die Clownsmethode: Wer scheitert, führt besser!

1. Du kommst morgens ins Büro, und der Computer funktioniert nicht

Der absolute Super-GAU für jeden, der täglich am Bildschirm sitzt. Und nicht nur du, sondern das gesamte Team ist lahmgelegt. Was machst du mit dem Problem? Klar, du rufst deinen Techniker an. Statt aber nun stundenlang genervt neben dem Techniker zu stehen, bis alles wieder läuft, kannst du den Computerunfall nutzen und ein außerordentliches Meeting einberufen, das diesmal ausnahmsweise in der Eisdiele oder beim Italiener um die Ecke stattfindet.

Die Arbeit liegt zwar still, dafür ist das Team danach motivierter und besser gelaunt. Sobald die Arbeit weitergeht, ist die Mannschaft mit mehr Elan dabei. Und wer weiß: Vielleicht war das schon längst überfällig und die technische Störung hat endlich den nötigen Freiraum geschaffen.

2. Du bist unterwegs zum Termin und landest im Stau oder die Bahn hat wieder mal Verspätung

Ein Anruf beim Kunden oder Partner genügt und die Situation ist geklärt. Du kannst es ohnehin nicht ändern. Statt dich weiter aufzuregen, nutze die Gelegenheit für eine Präsenzmeditation im Sitzen. Am Ende kommst du entspannt zu deinem Treffen und bringst einen wichtigen Impuls mit: Entspannung und Zentrierung. Davon profitierst nicht nur du, sondern auch deine Gesprächspartner.

Wenn aus dem Problem eine echte Krise wird, …

Es gibt Probleme, die sich nicht ohne Weiteres lösen lassen. Ein echter Bestandstest. Denn hier kannst du zeigen, wie du mit Krisen umgehst und ob du die Chance in der Krise siehst und nutzt. Nimm dir ein Beispiel am „Tollpatsch mit der roten Nase“. Für einen Clown ist die Krise der dramaturgische Höhepunkt. Liefert er eine erinnerungswürdige Pointe oder gerät er mit einem schwachen Witz in Vergessenheit?

EXTRA: KMU & Corona: 5 Erfahrungsberichte zum Umgang mit der Krise

Genauso wie der Clown solltest du spielerisch die Krise angehen. Natürlich nicht, ohne den Ernst der Lage zu vergessen. Stell dir etwa vor, ein wichtiger Kunde hat seinen Auftrag storniert. Mit fatalen Folgen für das Unternehmen. Existenzielle Sorgen breiten sich wie ein Lauffeuer aus. Persönliche Ängste stören den Arbeitsablauf. Zu dem Auftragsproblem gesellt sich also noch ein Mitarbeiterproblem.

…hast du die Chance dein Team zu verbinden

In so einer Krise sind Menschen besonders sensibel und aufmerksam. Alle schauen auf das Problem. Hier bündelt sich die gesamte Aufmerksamkeit. Jetzt hast du als Führungskraft die Chance, dein Team mit der richtigen Ansprache in besonderer Weise zu erreichen und zusammenzuführen. Schaffst du es, deine Leute auf die unternehmerischen Ziele auszurichten und zusammenzuschweißen, gehst du mit einer starken Mannschaft aus jeder Krise hervor. Nimm dir ein Beispiel am Clown und nutze die Perspektive des „Unternehmensnarren“.

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Mithilfe der Clown-Methode wahres Selbstvertrauen lernen

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Michael Stuhlmiller

Michael Stuhlmiller studierte Jura in Heidelberg, Musik und Kunst in Kassel. Heute zählt er mit seiner staatlich anerkannten Berufsfachschule für Clowns, Komik und Comedy zu den renommiertesten Ausbildern für Clownschauspieler und Komiker. Er ist erfolgreicher Theaterunternehmer und Eventmanager – diese Erfahrungen überträgt er auf Situationen aus dem Berufsleben als Redner und Universitätsdozent. Sein Buch: „Die Kunst des spielerischen Scheiterns – Wahres Selbstvertrauen gewinnen mit der Clownmethode“.

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