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Welche Voraussetzungen muss ein CFO mit sich bringen? In vielen Unternehmen bleibt der Stuhl des Finanzvorstands unbesetzt. Auf den strategischen Überblick eines CFOs zu verzichten, kann deshalb nicht nur wertvolle Erfolgschancen vergeben, sondern bares Geld oder gar die Existenz kosten.

Definition eines Chief Financial Officers (CFO)

Erstaunlich viele schnell wachsende oder inhabergeführte Unternehmen verzichten auf einen echten Finanzvorstand. Sie leisten sich eine klaffende Lücke und nehmen damit deutliche Nachteile gegenüber ihren WettbewerberInnen in Kauf. Denn die CFO-Position ist mehr als die gut bezahlte Stelle eines Finanzbuchhalters.

Schnell wachsende Prozesse und Strukturen

Die boomenden Firmen leiden unter den nicht schnell genug mitwachsenden Prozessen und Strukturen. Oft verpassen sie den richtigen Zeitpunkt für dringend benötigte Investitionen in den Ausbau ihrer Organisation. Die Professionalisierung der Finanzsteuerung bleibt da nicht außen vor.

Achtung vor diesen Stolperfallen für Gründer

Ein anderer verheerender Fehler wird von Unternehmensgründern selbst gemacht: Sie übersehen leicht Wachstumshebel und führen ihr Geschäft mit den Mitteln, die sich lange bewährt haben.

Hinzu kommt, dass dem Gründer das Teilen von Verantwortung oft schwerfällt – auch noch bei einem Jahresumsatz von 50 Millionen Euro und entsprechend komplexen Strukturen. GeschäftsführerInnen unterschätzen häufig schlicht und einfach die mögliche Wertsteigerung, die ein CFO mit seiner Kompetenz einbringen könnte.

So werden ausgerechnet der Geschäftserfolg und der hohe Anspruch der GründerInnen an sich selbst für viele Unternehmen zum Stolperstein.

In solchen Fällen kann der Einsatz eines Chief Financial Officers erfolgsentscheidend sein. Denn das Anforderungsprofil des CFOs hat sich in den vergangenen Jahrzehnten drastisch verändert. Das Bild vom einstigen Buchhalter, der den Blick in die Bücher des zurückliegenden Quartals gewährt, ist längst passé.

Die Kernkompetenzen des CFO

Ein guter CFO muss:

  • Prognosen stellen
  • strategische Planungen und
  • Abweichungsanalysen erstellen

Dies ist schließlich die Grundlage weitreichender Geschäftsentscheidungen. Der CFO ist in großen Organisationen anerkannter Business Partner der GeschäftsführerInnen und gestaltet mit seiner Expertise die Unternehmensentwicklung maßgeblich mit. Schließlich kennt der CFO das gesamte Nervensystem des Unternehmens.

Der obersten Finanzchefs kümmert sich um:

  • die Finanzbuchhaltung,
  • das Controlling und
  • das Rechnungswesen.

Doch sein Aufgabenspektrum hat sich vor allem aufgrund der immer stärkeren Vernetzung aller Prozesse im Unternehmen auf die angrenzenden Disziplinen ausgeweitet:

  • Treasury,
  • Datenmanagement,
  • IT,
  • Personalwesen und
  • Einkauf sind klassische Felder, die ein moderner CFO verantwortet.

Selbstverständlich ist er auch in die Themen der Unternehmensführung, des Risikomanagements und Compliance eingebunden.

An der Seite des Geschäftsführers sieht der Finanzchef das Unternehmen als verzahnte Einheit und kann die wichtigsten Geschäfts- sowie Veränderungsprozesse steuern. Im Idealfall überblicken beide PartnerInnen die strategieentscheidenden Prozesse wie von einem Helikopter aus.

In dieser Position erfüllt der Finanzvorstand eine weitere wichtige Aufgabe, die ihn von den anderen geschäftsführenden Positionen unterscheidet. Er muss als Kommunikator die unternehmensinternen und -externen Belange gegenüber verschiedenen Adressaten vertreten.

  1. Intern ist der CFO auf einen vertrauensvollen Kontakt zum Management und den MitarbeiterInnen angewiesen, muss vor diesen aber auch unliebsame Entscheidungen verantworten.
  2. Gleichzeitig gilt es, die Anforderungen der externen PartnerInnen, wie beispielsweise der Banken, WirtschaftsprüferInnen, KundInnen und Lieferanten, zu bedienen.
  3. Das dritte Feld, auf dem der CFO sicher und fehlerfrei agieren muss, ist der Kontakt zu den GesellschafterInnen und Investoren.

Alle Interessenten auf einen Nenner bringen

Der Finanzvorstand ist für die schnelle Informationsweitergabe und Aufklärung zu den Themen sowie für eine Steuerung der Stakeholder im Sinne des Unternehmens verantwortlich. Seine Aufgabe ist keine geringere, als alle Interessen auf einen Nenner zu bringen.

Zwar ist die langfristige und nachhaltige Entwicklung des Unternehmens häufig gemeinsames Ziel aller Beteiligten. Dennoch gibt es immer wieder Spannungsfelder.

Das Familienunternehmen, in dem der Chef noch MitarbeiterInnen selbst einstellt, tut sich oft schwer, Stellen zu streichen – auch wenn effizientere Strukturen dringend nötig sind, um profitabel zu wirtschaften.

Private Equity-Gesellschaften sind hingegen nicht bereit, ihr Geld in den Aufbau langfristig erfolgreicher Strukturen zu investieren.

Weiterbildung: Solide Voraussetzungen schaffen

Den Überblick behalten und trotzdem alle Prozesse so weit zu kennen, dass er in kürzester Zeit komplexe Entscheidungen treffen kann: All das macht einen CFO so wertvoll.

Doch welche Voraussetzungen braucht der CEO, um auf der gesamten Klaviatur spielen zu können? Neben einer soliden finanzwissenschaftlichen Ausbildung und Berufserfahrung sind fachliche und methodische Fortbildungen ein wichtiger Karrierebaustein.

Sollen etwa internationale Rechnungslegungsvorschriften eingeführt werden, so versteht es sich von selbst, dass der CFO genau wissen muss, welchen Effekt das für die Firma hat.

Ebenso wichtig sind aber auch die Themen des General Managements, wie Führungswissen, Arbeitsorganisation oder Projektmanagement. WirtschaftsprüferInnen, Business Schools und Universitäten bieten gut strukturierte Programme, um den sich stetig ändernden Anforderungen gerecht zu werden. Er kann sich keine Bildungslücken leisten und mit diesem Know-How werden alle Voraussetzungen für den CEO erfüllt. 

Eine Frage der Zeit: Wann löst der CFTO den CFO ab?

Durchaus vorstellbar ist, dass die Position zum Finanzvorstand zukünftig als CFTO – Chief Financial and Technological Officer – ausgeschrieben wird.

Strukturell sind die IT-Abteilungen in den Unternehmen bereits häufig dem Finanzvorstand unterstellt. Denn seine heutige Arbeit wäre ohne wirksame Informationstechnologie undenkbar.

Ein CFO muss die Struktur der IT-Systeme im Unternehmen verstehen und Innovationen, die die Grundlage für das Wachstum des Unternehmens bedeuten können, frühzeitig erkennen. Das sind Voraussetzungen für den CFO. 

Zunehmend ist dies auch eine Frage der Sicherheit. Denn alle sensiblen Informationen des Unternehmens müssen effizient verwaltet und zugleich geschützt werden. Somit sind alle Investitionen in die IT-Struktur wichtige Entscheidungen des CFOs.

Grundsätzlich erleichtern vor allem Standardisierungen die Arbeit des Finanzvorstands. Schließlich laufen IT-gestützte Prozesse reibungsloser und zuverlässiger. Schon allein wegen des Sicherheitsaspekts sollten alle Abteilungen nicht nur die gleiche ERP-Software verwenden, sondern auch den gleichen Programmstandard.

Denn das ermöglicht automatisierte Updates und erleichtert den Umgang mit allen Daten. Es ist also sinnvoll, nicht die IT-Struktur auf die Merkmale des Unternehmens anzupassen, sondern eher firmeninterne Prozesse zu ändern. Nebenbei ist diese Herangehensweise ein immenser Faktor in der Kostenreduktion.

Gerade wenn eine Gesellschaft wächst und sich das Arbeitsaufkommen erhöht, ist die Automatisierung von Abläufen erfolgsentscheidend.

Denn je eindeutiger alle Vorgänge im Unternehmen abgebildet sind, desto handlungsfähiger bleibt der CFO. Die laufende Pflege einer schlanken Datenbasis ist für ihn ebenso wichtig, wie ein einheitliches Berichtswesen.

Standardisierte Berichte sichern ein:

  • effizientes,
  • aussagekräftiges,
  • schnelles und
  • verlässliches Reporting.

Ziel: Komplexität minimieren

Ein Finanzvorstand kann sich vor allem dann auf die Auswertung und Beurteilung der Daten konzentrieren, wenn es hierbei möglichst selten zu manuellen Korrekturen kommt und die Komplexität solcher Vorgänge minimiert wird.

Auch die Zentralisierung der Finanzbuchhaltung an einem Standort ist in kleineren Konzernen ein wichtiger Schritt, um Komplexität und Schnittstellen zu reduzieren.

Im Idealfall bekommt der Finanzvorstand die benötigten Informationen auf Knopfdruck und wird so in seiner wichtigen Funktion als KommunikatorIn unterstützt.

Da aber vor allem der Mittelstand einen Großteil seines Umsatzes mit Sonderanfertigungen auf Kundenwunsch verbucht, helfen dort vor allem klare Vorgaben für den Vertrieb und die Datenbankpflege.

  • Eine interdisziplinäre Denk- und Arbeitsweise,
  • Durchsetzungsvermögen,
  • Kommunikationsstärke und
  • Akribie stehen aber nicht nur dem Finanzvorstand gut zu Gesicht.

Vielleicht rutschen CFOs deshalb immer öfter nach, wenn der Stuhl des CEOs frei wird.

Michael Daub

Michael Daub übernimmt als Interim Manager Finanzpositionen wie CFO oder Leiter Finanzen & Controlling. Darüber hinaus leitet er auch internationale Projekte für ganz bestimmte Aufgaben wie den Aufbau und die Einführung von Berichtswesen. Seit über 20 Jahren ist er bei internationalen Mittelständlern tätig und blickt mit ihnen hinter die Kulisse der Zahlen – auf ihr Geschäft, ihre Prozesse, Produkte und Mitarbeiter.

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