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Irgendwann ist es bei den meisten Gründern und jungen Selbstständigen so weit, manchmal schon zu Beginn der Selbstständigkeit: Sie müssen Personalverantwortung übernehmen und andere Menschen führen. Das Problem: Die geniale Gründeridee bedeutet noch lange nicht, auch gut führen zu können. An dieser Stelle hilft Selbstcoaching weiter.

Was ist eigentlich Selbstcoaching?

Mit Selbstcoaching ist die Kompetenz gemeint, den inneren Coach mit der Zielsetzung zu aktivieren, sich persönlich weiterzuentwickeln. Selbstcoaching ist keine Methode, sondern ein individueller Weg, um zu sich selbst zu finden. Und diese Selbstfindung kann nur eine einzige Person leisten: die Führungskraft selbst.

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1. Ständige Selbstreflexion – „Wo will ich hin?“

Selbstcoacher denken ständig über sich selbst nach – über die Ausrichtung ihres Unternehmens, die Wünsche und Erwartungen ihrer Kunden – und ihre Fähigkeit, andere Menschen so zu führen, dass diese aus eigener Einsicht bereit sind, dem Selbstständigen bei der Erreichung seiner Ziele zu unterstützen.

Dabei wissen Selbstcoacher, dass diese Fragen nie endgültig zu beantworten sind und sie sich vielmehr in einem ständigen Prozess befinden, der die tagtägliche Weiterentwicklung einschließt.

Selbstständige und Unternehmer mit Stärken im Kompetenzfeld „Selbstreflexion“ fragen sich, welche Entwicklungsbereiche für sie besonders wichtig sind. Sie analysieren ihre Stärken und Schwächen und setzen geeignete Entwicklungsmöglichkeiten und Einstellungs- und Verhaltensveränderungen in Gang.

Ihre tägliche Herausforderung lautet: „Wo und wie kann ich mich verbessern und weiterentwickeln?“ Doch wohin soll die Reise gehen?

2. Kontinuierlicher Abgleich zwischen Ideal und Wirklichkeit

Selbstcoacher verfügen zum einen über ein Idealbild von sich selbst. Aber sie sind keine Träumer und wissen, dass ihr Selbst letztendlich immer unvollendet bleibt. Aus dieser Spannung zwischen angestrebtem Idealbild und wenig perfektionistischem Istzustand beziehen sie die Gestalterkraft und Energie, die festgestellten Lücken zu schließen – die Abbildung verdeutlicht diesen Zusammenhang.

Konkret: Der Gründer stellt fest, dass er die Schwäche hat, seine Zielvorstellungen auf den Punkt zu bringen. Das ist nicht gut fürs Zielvereinbarungsgespräch. Also liest er Fachbücher und besucht ein Führungsseminar oder Einzelcoaching. Oder die Analyse ergibt, dass seine Fähigkeit, Kritikgespräche konstruktiv zu führen, ausbaufähig ist – er ergreift unverzüglich die entsprechenden Veränderungsmaßnahmen.

Demann_Abbildung Unternehmer Wissen

3. „Führe so, wie du geführt werden willst“

Der kategorische Imperativ des Philosophen Immanuel Kant besagt: „Handle nur nach derjenigen Maxime, durch die du zugleich wollen kannst, dass sie ein allgemeines Gesetz werde.“ Oder einfacher ausgedrückt und auf die Führungsarbeit bezogen: „Führe so, wie du geführt werden willst.“

Das bedeutet nicht, dass der Selbstständige seine eigene Perspektive zur allein selig machenden Führungsmaxime erheben soll. Aber die – wiederum selbstreflektorische – Überlegung, wie man selbst reagieren würde, wenn der eigene Chef heftige Kritik vor dem gesamten Team in unpassenden, vielleicht sogar beleidigenden Worten vortrüge, lässt den Selbstständigen zu dem Schluss kommen, dass dieses Vorgehen kontraproduktiv ist. „Ich würde mich ins Schneckenhaus zurückziehen und auf stur schalten“, so der Gedanke. Und das bringt ihn dazu, Kritik demnächst stets im Vieraugengespräch zu artikulieren: „Führe so, wie du geführt werden willst.“

EXTRA: Mitarbeiterführung: Gerold Wolfarth im Experten-Interview

4. Mit Sparringspartnern blinde Flecken aufhellen

Ein Blick auf die Abbildung zeigt die Relevanz von Beziehungen, die den Selbstcoacher auf seinem Entwicklungsweg unterstützen. Die Zusammenarbeit mit Sparringspartnern und Unterstützern ist so wichtig, weil auch der beste Selbstcoacher einen blinden Fleck hat, einen toten Winkel seiner Persönlichkeit, den er nicht einsehen kann.

Aber vielleicht kann dies der Unterstützer leisten, der von außen den Anstoß gibt, darüber nachzudenken, ob der Selbstständige seine Führungskompetenzen darum nicht voll entfalten kann, weil er glaubt, nur er selbst mache „alles richtig“. Und darum ist er unfähig, Aufgaben, Kompetenzen und Verantwortung abzugeben.

Fatale Folge: Der Mitarbeiter vermutet, der Chef traue ihm nichts zu und gerät in den Teufelskreislauf der Demotivation.

Also: Selbstcoacher holen sich Hilfe von Kollegen, anderen Unternehmern und Gründern erfolgreicher Start-ups – und zuweilen auch von professionellen Coachs oder Menschen aus dem privaten Umfeld, denen sie vertrauen.

5. Mit Entschlusskraft Veränderungsprozesse angehen

Weil Selbstcoacher ständig auf der Suche nach Weiterentwicklungsmöglichkeiten sind, arbeiten sie an ihrer Entscheidungsfreude. Sie wissen, dass Weiterentwicklung dann erfolgreich sein kann, wenn sie Veränderungsprozesse beherzt und mit Hartnäckigkeit und Freude angehen. Darum betrachten sie Fehler als Lernchancen, es beim nächsten Mal besser zu machen.

Hier schließt sich der Kreis: Aufgrund der ständigen Selbstreflexion wissen Selbstcoacher um die eigenen Stärken. Und sie wissen, wo sie noch dazulernen können. Das macht es ihnen leichter, mit neuen Anforderungen und Veränderungen konstruktiv umzugehen und mit Entscheidungsfreude und Gestaltungskraft am Ausbau ihrer Führungskompetenzen zu arbeiten.

Du musst letztendlich nur wissen wer du bist!

Nur wer weiß, wohin er tendiert und „wer er ist“, kann rückschließen, ob und welche Selbstcoachingprozesse er benötigt, um seine Führungsarbeit zu optimieren und Mitarbeiter, sich selbst und letztendlich das Unternehmen zu Höchstleistungen zu führen.

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Stefanie Demann

Stefanie Demann: Selbstcoaching-Expertin, Bestseller-Autorin, Lehrbeauftragte an der Ostfalia Hochschule für angewandte Wissenschaften, zertifizierter Coach an der Henley Business School, Rhetorik-Studium in Tübingen, zehn Jahre Berufserfahrung in der Unternehmenskommunikation. Stefanie Demann bietet Selbstcoaching-Seminare, Trainings, Coaching und Vorträge an.

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