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Schwierige Gespräche gehören zum Alltag einer Führungskraft: Vertriebsziele liegen hinter Plan, das Verhalten eines Mitarbeiters war nicht wie gewünscht oder es werden Überstunden eingefordert. Eigentlich müssten wir seit der Antike dazu gelernt haben. Stattdessen wird die Botschaft persönlich genommen und der Überbringer schnell zum Buhmann. Gleichzeitig fordern Mitarbeiter ein Umfeld, das vor allem durch Respekt geprägt ist. In der Praxis gelingt dies noch nicht ausreichend, wie eine Gallup-Studie Jahr für Jahr zeigt:

85 % der Mitarbeiter leisten nur Dienst nach Vorschrift oder haben innerlich gekündigt.

Wir wissen zwar, dass man den Inhalt von der Beziehungsebene trennen soll. Aber wie verhalte ich mich, um dies zu erreichen? Wie kann ich mich aus der Schusslinie halten und dennoch konkret in der Sache bleiben?

Führung bedeutet: unter Druck souverän bleiben. Souveränität hängt mit der Art und Weise zusammen, wie wir uns in einer bestimmten Situation verhalten. Gerade wenn wir im Dialog mit dominanteren Persönlichkeiten sind, berichten viele Führungskräfte, dass ihnen in solchen Situationen nicht nur die Worte fehlen, sondern es ihnen auch die Körpersprache verschlägt.

Die 4 Stufen der professionellen Entwicklung

Damit du deine Wirkung auf andere Menschen verstärkst, kannst du auf vier Stufen deiner professionellen Entwicklung arbeiten. Voraussetzung für souveränes Auftreten ist, dass du deinen Inhalt beherrschst (Stufe 1). Bereite dich also vor. Formuliere die entscheidenden Passagen deiner heiklen Botschaft auf Papier aus. Verinnerliche den Text und sprich ihn in verschiedenen Varianten laut aus. Nur wenn du ihn richtig einstudierst, wirst du ihn unter Druck souverän platzieren.

 

Die vier Stufen der professionellen Entwicklung

Das Stufenmodell veranschaulicht.

Erst wenn der Inhalt sitzt (Stufe 1), kannst du dich um deine Körpersprache (Stufe 2) und damit um deine Wirkung auf andere Menschen kümmern. Die Kunst der Kommunikation erreichst du, wenn du weißt, wann du (Stufe 3) welche körpersprachlichen Elemente einsetzt (also bspw. wann du den Blickkontakt hältst und wann du ihn besser brichst).

Auf Stufe 4 entscheidet sich, ob das Publikum aufnahmebereit für deine Botschaft ist. Denke an einen Teenager:

Du kannst deinerseits kommunikativ alles richtig machen, doch wenn dein Gegenüber nicht aufnahmebereit ist, kommt die Botschaft nicht an.

Was unterscheidet nun eine souverän wirkende Führungskraft von einer Person, die nicht kraftvoll und kompetent auf uns wirkt? Der Unterschied entsteht auf Stufe 2: der Art und Weise, wie du deine Botschaft transportierst. Deine Körpersprache macht hier den Unterschied.

EXTRA: Authentische Körpersprache: 10 Tipps [+Checkliste]

Spätestens seit der Harvard-Methode der Verhandlungsführung (Fischer/Ury) wissen wir, dass wir den Inhalt von der Beziehung trennen sollen. Das gilt umso mehr, wenn es um heikle Botschaften geht. Schließlich wollen wir das Verhalten der Person ansprechen – und nicht die Persönlichkeit unseres Gesprächspartners angreifen. Wie verhalte ich mich nun konkret, um eine heikle Botschaft souverän zu platzieren – das heißt hart in der Sache zu sein und gleichzeitig die Beziehungsebene zu wahren?

5 Sofort-Hilfen für die Übermittlung heikler Botschaften

1. Visualisieren der Botschaft

Wenn dein Flieger Verspätung hat, teilt dir das eine Anzeigetafel mit. So kannst du zwar sauer auf die Tafel sein, nicht jedoch auf einen Mitarbeiter der Fluglinie. In vielen Firmen werden heikle Botschaften jedoch verbal überbracht.

Ändere das. Ergänze deine Worte durch eine visualisierte, heikle Botschaft. Schreibe auf einen Block (Einzelgespräch) bzw. FlipChart (kleinere Gruppe) oder nutze PowerPoint (große Gruppe).

2. Auf die Seite packen

Wenn du die Botschaft visualisiert hast, kannst du sie auf die Seite packen. Schiebe zum Beispiel den Block auf die Seite, so dass du gemeinsam mit deinem Gesprächspartner darauf schaust. Wenn du vor Gruppen sprichst, stelle dich an den Rand und schaue ebenfalls auf die visualisierte Botschaft.

3. Blickkontakt brechen

Flirtende Paare sehen sich in die Augen. Dadurch werden ihre Worte persönlich. Heikle Botschaften sollen jedoch nicht persönlich wirken. Brich daher den Blickkontakt. Schaue auf die visualisierte Botschaft: auf den Block, das Flip-Chart oder die Power Point Folie. Deine Zuhörer werden deinem Blick folgen. Das Papier wird nun zum eigentlichen Überbringer der negativen Nachricht.

4. 90-Grad-Winkel

Setze dich im 90-Grad-Winkel zu deinem Gesprächspartner hin. Wenn ihr einander gegenüber sitzt, fördert dies rein optisch die Konfrontation. Stattdessen nimmt einer zum Beispiel an der Stirnseite des Tisches Platz und der andere ums Eck. Wenn du vor einer Gruppe sprichst, drehst du deinen Körper um 90 Grad und stehst mit deinem seitigen Profil zum Publikum. Blicke dann auf die visualisierte heikle Botschaft, während du sprichst.

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5. Stimmmuster

Wenn du die heikle Botschaft aussprichst, willst du hart in der Sache sein. Verwende dazu das Stimmmuster eines Piloten:

  • Die Stimme ist flach.
  • Deine Sätze sind kurz.
  • Dein Kopf ruht in der Mitte des Halses.
  • Am Satzende geht das Kinn ein bisschen nach unten.
  • Die Betonung geht am Satzende runter.
  • Sprich ruhig und langsam.

Wir beobachten, dass es vielen Menschen unangenehm ist, eine negative Nachricht zu überbringen. Deswegen hasten sie förmlich durch ihren Text. So wirken sie jedoch nicht souverän. Achte also darauf, dass du langsam sprichst und Pausen einbaust.

Damit du dich auf deine Körpersprache (Stufe 2) konzentrieren kannst, ist es notwendig, dass du deinen Inhalt (Stufe 1) sicher beherrschst. Für beide Stufen gilt: Üben. Wenn wir unter Druck geraten, sorgen die Stresshormone dafür, dass wir entweder eingeschränkt funktionieren oder in alte Verhaltensmuster zurückfallen. Trainiere also für den Ernstfall. Dann wirst du auch unter Druck souverän bleiben.

Peter Holzer

Peter Holzer begleitet Unternehmer, und Führungskräfte. Als Trainer und Coach unterstützt er sie dabei, ihre Wirkung auf andere Menschen zu verstärken. Seit 2009 begleitet er Kunden dabei, ihre Verhaltensweisen weiter zu entwickeln und prekäre Situationen erfolgreich zu umschiffen. Sein Motto lautet: „Wer den Wandel formt, führt. Alle anderen werden geformt.“. Seine Kunden wollen Veränderungen aktiv gestalten und sind bereits als Führungskräfte aktiv oder tragen das Potenzial einer Führungskraft in sich.

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