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Kompetente und zugleich ökonomisch erfolgreiche Frauen gibt es wenige. Sind daran die Männer und Jahrhunderte alte Vorurteile schuld? Nur zum Teil! Oft stehen sich Frauen auch selbst im Weg. Um das zu ändern, müssen sie ein neues weibliches Selbstbewusstseins entwickeln – unabhängig davon, ob sie angestellt zum Beispiel als Führungskraft oder selbstständig als Trainerin arbeiten.

Christine Lagarde steht an der Spitze des Internationalen Währungsfonds in Washington. Sie war die erste französische Wirtschafts- und Finanzministerin und wurde 2009 von der Financial Times zum besten Finanzminister der Eurozone gewählt. Zudem war sie die erste Frau an der Spitze von Baker & McKenzie, einer der größten Anwaltskanzleien in den USA. Und sie ist die Mutter zweier mittlerweile erwachsener Söhne.

„Für eine Frau ist sie ganz schön weit gekommen.“ Das denkt gewiss auch manche Frau beim Betrachten dieses Lebenslaufs. Und genau das ist der Haken. Eine Top-Berufsbiografie erwarten sogar Frauen primär von Männern. Oder anders formuliert: Frauen trauen sich und ihrem Geschlecht oft selbst wenig zu und blockieren sich so. Und dies, obwohl Frauen wie Christine Lagarde, aber auch die Infineon-Technik-Chefin Sabine Herlitschka beweisen: Frauen können dasselbe wie Männer erreichen – sofern sie gewisse Überzeugungen verinnerlicht haben und diese auch vertreten.

Frauen sind kompetent

Hierzu zählt das Vertrauen in die eigene Kompetenz. Bei der schulischen Bildung haben Frauen die Männer bereits eingeholt – zum Teil sogar überholt. In diesem Bereich ist es inzwischen Common Sense: Mädchen sind mindestens ebenso fit wie Jungs. Im Arbeitsbereich hat sich dieser Gedanke noch nicht durchgesetzt. Das zeigt sich im Berufsalltag immer wieder. Hierfür ein Beispiel: Eine Trainerin hält ein Verhandlungsseminar für Betriebsräte eines großen Unternehmens. Alle Teilnehmer sind Männer. Das Seminar läuft spitze, alle sind interessiert und arbeiten hochkonzentriert. Dann folgt die abschließende Feedbackrunde, in der ein Mann zur Trainerin sagt: „Die Tatsache, dass Sie eine Frau sind, hat eigentlich nicht gestört.“ So ein Statement mag als Kompliment gemeint sein. Es zeigt aber, welches Bild von Frauen viele Männer – auch Gewerkschaftler – noch in ihren Köpfen haben.

Sehr deutlich zeigt sich dieses Bild auch, wenn Frauen in ihrem Job zum Beispiel von ihrem Vorgesetzten oder einem Kunden ein Kompliment bekommen wie: „Sie sind genauso kompetent wie Ihre männlichen Kollegen“. Solche Komplimente zeigen, wie tief der Zweifel an der Kompetenz von Frauen in den Köpfen verankert ist – auch in denen von Frauen. Sie fragen sich bei schwierigen Aufgaben oft selbst: „Bin ich ihr gewachsen?“ Und Männer? Sie denken in solchen Situationen meist eher: „Irgendwie werde ich das Kind schon schaukeln.“ Entwickeln Sie als Frau dasselbe Vertrauen in Ihre Kompetenz wie es Männer zumeist haben. Denn wenn Sie selbst zweifeln, strahlen Sie dies auch aus.

Frauen sind Respektspersonen

Oft wird Frauen nicht mit dem gebührenden Respekt begegnet. Erneut ein Beispiel. Bei mehrtägigen Seminaren in Hotels ist es üblich, dass die Teilnehmer abends noch in der Bar zusammensitzen und sich unterhalten. Dann passiert es zuweilen, dass ein Mann beispielsweise zur Seminarleiterin unvermittelt sagt: „Schöne Frau, jetzt darf ich Sie aber zu einem Getränk einladen.“ Oder wenn es etwas informeller zugeht: „Schatzi, ich setze mich jetzt mal zu Dir.“ Solche Sprüche sind keine Seltenheit – auch gegenüber Frauen in Führungspositionen.

In solchen Situationen empfiehlt sich meist eine höfliche Neutralität. Lehnen Sie als Frau derartige Angebote höflich aber entschieden ab. Zum Beispiel mit einer Ansage wie: „Ich kann mich nicht erinnern, dass ich Ihnen erlaubt hätte, mir Kosenamen wie Schatzi zu geben. Ich bevorzuge meinen Namen.“ Dieses Statement, mit fester Stimme und Blickkontakt vorgebracht, reicht meist aus, um wieder eine respektvolle berufliche Distanz aufzubauen.

Frauen müssen sich trauen, klare Grenzen zu setzen, damit sie fair behandelt werden. Die Kunst besteht darin, selbstsicher zu handeln, ohne aggressiv zu sein. Das Gegenüber muss stets sein Gesicht wahren können. Dabei hilft Humor. Mit ihm entschärfen Sie elegant heikle Situationen und verschaffen sich wieder Respekt.

Frauen tendieren bei Beleidigungen und Herabsetzungen, dazu, sich zu verkriechen oder einen Gegenangriff zu starten. Beides sind nicht die besten Strategien, um Stärke zu dokumentieren. Humorvolle Repliken hingegen signalisieren: „Ich bin Herrin der Lage. Ich stehe über den Dingen.“

(Bild: © WavebreakMediaMicro – Fotolia.de)

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Sabine Prohaska

Sabine Prohaska ist Inhaberin des Trainings- und Beratungsunternehmen seminar consult prohaska in Wien und Autorin der Bücher „Coaching in der Praxis" und „Erfolgreich im Training – Praxishandbuch“.

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