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Ob Fremdsprachen, Ausbildereignungsprüfung, Excel-Formeln oder Gesetzesstellen zum Personalwesen. Lernen begleitet fast jeden Berufstätigen sein gesamtes Arbeitsleben lang. Walter Trummer, Gründer der Weiterbildungsakademie carriere & more mit Sitz in Nürnberg, hat zehn Tipps zusammengestellt, die vor allem Erwachsenen das Lernen erleichtern.

1. Visualisieren

Tabellarische Aufschreiben eignen sich wenig, um sich Fakten zu merken. Besser sind bildhafte Aufzeichnungen à la Mind Map oder den eigenen Spickzettel zu skizzieren. Ist dieser erstellt, braucht man ihn schon nicht mehr, denn das Aufschreiben hat im Gehirn eine Spur hinterlassen. Forscher haben herausgefunden, dass die Behaltensquote gestaffelt ist. Wir behalten durch Lesen 10 Prozent, durch Hören 20 Prozent, durch Sehen 30 Prozent, durch Hören und Sehen 50 Prozent, durch eigenständiges Erklären 70 Prozent und durch selber Tun 90 Prozent des Lernstoffes. Schließlich hilft es, die Skripte dort aufzuhängen, wo man sich entspannt: Etwa dem heimischen Klo oder gegenüber der Couch.

2. Den inneren Film drehen

Trockene Fakten bleiben besser im Gedächtnis, wenn sie als Episode möglichst mit persönlichem Bezug erfasst werden, statt als blanke Stichworte ohne Zusammenhang. Wenn eine Assoziation mit eigenen Bildern nicht klappt, können Eselsbrücken helfen, etwa indem man auf Geschichten und Praxiserfahrungen anderer zurückgreift und sich somit deren Filme merkt.

3. Sauberer Schreibtisch

Nur das, was aktuell gelernt wird, liegt vor einem. Ansonsten ist der Schreibtisch leer. Der Ablenkungsgrad wächst mit jedem Foto, Magazin oder Schriftstück, das neben dem Lerner auf dem Tisch liegt. Denn jeder kennt das: Sobald die Aufgabe vor einem liegt, fallen einem Dinge ein und auf, die unbedingt noch erledigt werden müssen. Doch Multitasking ist hier ein Irrtum. Lernen und Wäschebügeln gleichzeitig geht nicht. Nur beim Wiederholen, etwa über ein Hörbuch, ist es möglich, etwas nebenher zu tun: Autofahren oder Joggen zum Beispiel.

4. Ein Thema pro Tag

Wiederum haben Gehirnforscher herausgefunden, dass der menschliche Arbeitsspeicher gering ist. Deshalb kann sich fast niemand ohne spezielles Gedächtnistraining mehr als zehn Begriffe merken. Deshalb sollten sich Lerner an einem Tag nur mit einem Fach beschäftigen und nicht ständig Thema oder Schwerpunkt wechseln. Wer abends Vokabeln paukt, sollte sich anschließend nicht noch mit volkswirtschaftlichen Marktmodellen beschäftigen.

5. Kleine Portionen packen

Eine gute halbe Stunde pro Tag wiederholen reicht, um einen sichtbaren Lernerfolg zu erzielen. Mit mäßigem aber regelmäßigem Wiederholen wird der Lernberg schrittweise erklommen, anstatt kurz vor einer Prüfung Nächte lang durch zu lernen – meist ohne befriedigendes Ergebnis. Hintergrund ist die Vergessenskurve nach Ebbinghaus, wonach ohne Wiederholung das erlernte Wissen auf 20 Prozent zusammenschmilzt. Und irgendwann ist es fast komplett vergessen.

6. Lesen ist nicht lernen

Wer nur seine Notizen oder im Buch liest, lernt nicht, denn die Aufmerksamkeitsspanne ist gering. Wissen ins Gedächtnis eingraben heißt, mit dem Stoff zu arbeiten. Aufgaben oder Projekte dazu zu erledigen oder Dritten darüber zu berichten, das leistet den Wissenstransfer ins Gehirn und wird dort als „verstanden“ abgelegt. Tipp: Wer nur liest, sollte zumindest laut lesen, damit die Behaltensquote von 10 auf wenigstens 30 Prozent steigt (siehe Punkt 1.)

7. Den richtigen Kanal finden

Es gibt verschiedene Lerntypen. Etwa den Auditiven, Visuellen oder Kinästhetischen. Je nach persönlicher Ausprägung sollten die Lernmaterialien also zum Hören, Ansehen oder zum Erfahren, im Sinne von erlebbar, sein. Wer herausfinden will, welcher Typ er ist, kann hier einen kurzen Test machen: http://www.schneller-schlau.de/warum/online-test/. Heute stellt sich die Verteilung so dar: 82 Prozent der Menschen sind visuell veranlagt, 11 Prozent müssen Dinge hören, um sie zu behalten, 4 Prozent riechen, 2 Prozent fühlen und 1 Prozent sogar schmecken.

8. Planung statt Chaos

Wer erfolgreich lernen will, muss diesen Erfolg planen. Angefangen beim Sammeln der Materialien, über einen Zeitplan, wann was gelernt wird, bis hin zur Prüfung. Hintergrund: Diese Strukturen geben Sicherheit. Im Idealfall sollten Lerner rückwärts planen. Das Ziel, etwa eine Prüfung, bildet den Ausgangspunkt. Von hier aus sollten thematische Lernpakete hin zum aktuellen Datum verteilt werden. In den Plan gehören darüber hinaus Zeiten für Wiederholungen und das Lösen von Prüfungsaufgaben.

9. Lernort und -zeit festlegen

Egal ob Zuhause oder am Arbeitsplatz, wer lernen will, sollte einen festen Ort dafür festlegen. Idealerweise kombiniert mit einer festen, regelmäßigen Lernzeit. Hinter diesem Vorgehen steckt die Absicht, den inneren Schweinehund zu überlisten. Wer es schafft, das Lernen in seinen Tagesablauf als Regelmäßigkeit wie etwa das Zähneputzen einzupflegen, ist auf dem richtigen Weg. Tipp, um Zeit zu gewinnen: Die Lieblingssendung im Fernsehen aufzeichnen und später anschauen. Dabei die Werbezeiten überspringen. Zeitgewinn oft bis zu 20 Minuten pro Sendung. In Summe kostet eine Ritualisierung den Lerner weniger Kraft als der tägliche Kampf mit inneren Widerständen.

10. Lerngruppen bilden

Eine Lerngruppe ist der Königsweg. Denn hier greifen die oben genannten Tipps. Der Mensch ist ein soziales Wesen, der Austausch über Erfahrungen motiviert und stärkt den Willen. Von daher hilft es, kontinuierlich in einer Gruppe zu lernen, weil sich die Teilnehmer unterstützen können und obendrein die soziale Kontrolle greift, ähnlich wie bei Lauftreffs. Fehlt hier einer, wird er beim nächsten Treffen gerügt. Allerdings sollte die Obergrenze bei maximal fünf Lernern liegen, ansonsten geht das Individuum unter. Ein Lerntreff gelingt besser, wenn zuvor jedes Mal das Lernziel definiert ist und die Teilnehmer ihre Fragen mitbringen.

(Bild: © V. Yakobchuk – Fotolia.de)

Walter Trummer

Als Schulversager in der neunten Klasse ohne Abschluss abgegangen, beschäftigt sich Unternehmer Walter Trummer seit mehr als 30 Jahren mit Lernmethoden. 1996 gründete er die Weiterbildungsakademie carriere & more, die heute bundesweit zehn Standorte betreibt. Hier bereiten sich Erwachsene nebenberuflich auf IHK-Prüfungen vor. Das Besondere: Die Seminarteilnehmer schaffen ihre Abschlüsse in der Hälfte der sonst üblichen Lernzeit. Rund 80 Prozent bestehen die Prüfungen auf Anhieb.

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