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Im ersten Teil haben Sie erfahren, warum es wichtig ist, Kunden in den Entwicklungsprozess einzubeziehen. Lesen Sie nun im zweiten Teil, mit welchen Tools dies umgesetzt werden kann.

Geben Sie diesen unglaublich wertvollen Menschen eine Stimme und machen Sie sie zum öffentlichen Teil Ihres Entwicklungslabors. Dafür gibt es bereits einige interessante Tools und Dienste.

Von Wolfgang Hünnekens

Eines dieser Tools ist UserVoice. Sie integrieren einen UserVoice-Widget in Ihre Website und müssen nur noch entscheiden, an welcher Stelle der Wertschöpfungskette Sie beginnen möchten.

Haben Sie bereits einige grundlegende Ideen, ein Konzept oder schon einen Entwurf? Dann stellen Sie diese Dinge zur (öffentlichen) Diskussion. Regen Sie zur Begutachtung an, bitten um Bewertungen und detaillierte Kommentare sowie Verbesserungs- oder Veränderungsvorschläge.

Möglichkeiten des Crowdsourcing

Über diese Feedbacks können Ihre User wiederum abstimmen, sie weiter verfeinern oder verändern, wieder bewerten und abstimmen und so weiter. Im Grunde genommen arbeiten die späteren Kunden an Ihrem nun gemeinsamen Produkt weiter und verbessern es gemeinsam. Sie sind natürlich im ständigen Kontakt mit den Beteiligten, hinterfragen die Vorschläge und zeichnen Ihr eigenes Bild von Ihrem neuen Produkt somit immer feiner.

Schließlich geben Sie eine Handvoll Finalisten zur Bewertung und Abstimmung frei. Und haben am Ende eine ziemlich genaue Vorstellung davon, wie das Produkt aussieht, das Ihre Kunden gerne kaufen werden. Die einzigen, die sich darüber ein wenig ärgern werden, sind wahrscheinlich die Berater in den dunklen Anzügen, die deutlich weniger Tagessätze bei Ihnen abrechnen können. Denn ein Großteil der Beratungsarbeit hat Sie bis jetzt nichts gekostet.

Bis jetzt heißt, dass Sie natürlich einen Anreiz zur Mitarbeit Ihrer Kunden schaffen müssen. Ohne Preis kein Fleiß, ist doch klar. Und je attraktiver der Preis ist, umso größer werden das Engagement sein und die Kreise, die Ihr R&D-Projekt ziehen wird.

Wichtig ist vor allem, dass sie fair gegenüber den Mitwirkenden sind und bleiben. Loben sie einen Preis aus für denjenigen, der die beste Idee hatte aus. Die beste Idee hatte natürlich derjenige, der von den Teilnehmern die meisten und besten Bewertungen bekommen hat. Danach sollten Sie die Idee kaufen, der sie selbst die besten Chancen einräumen.

Wenn Ihnen das irgendwie zu unsicher, zu aufwändig oder zu öffentlich ist, können Sie den gesamten Prozess auch an einen spezialisierten und professionellen Dienstleister übergeben.

Jovoto ist in diesem Bereich bereits seit geraumer Zeit erfolgreich tätig und hat schon diverse Werbe-Contests für führende Unternehmen wie die Deutsche Bahn, easyJet oder Greenpeace durchgeführt. Wobei die eigentlichen Gewinner nicht nur die Unternehmen sind, die den Mut haben, Crowdsourcing ernst zu nehmen, sondern auch die Kreativen, mit deren Ideen fair umgegangen wird und die nach einem ausgeklügelten und bewährten System auch entsprechend vergütet werden. Gewinner sind natürlich auch die Kunden, die endlich einmal an der Entwicklung eines „ihrer“ Produkte beteiligt waren. Ein echtes Win-win-win-Projekt!

Aus dem Nähkästchen

Übrigens arbeitet Jovoto nicht nur für externe Kunden, sondern betreibt auch intern laufendes Crowdsourcing. Auf der Suche nach dem ultimativen Salatrezept kreiert einmal in der Woche ein Jovoto-Mitarbeiter seinen Lieblingssalat für die Jovoto-Community und stellt sich dem kritischen Urteil der Kollegen. Abschließend wird der Gewinner gekürt und erhält natürlich einen Preis. Wo der Win-Win-Faktor ist? Ist doch klar: Preis für den Salat-König, Bikini-Figur für alle!

Der Kaffeeröster (und nebenbei einer der größten Einzelhändler in Deutschland) Tchibo hat das Thema Crowdsourcing recht früh für sich erkannt.

Sicher steht auch in Ihrer Wohnung oder in Ihrem Haus irgendwo ein Gegenstand mit dem TCM-Logo. Und bestimmt haben Sie beim Blick ins Schaufenster einer Tchibo-Filiale oder in deren Shop-Regale im Supermarkt beim Anblick eines interessanten Artikels schon mal gedacht: „Das ist ja eine pfiffige Idee!“ Und da Tchibo eben pfiffig ist (auch wenn sie Starbucks anscheinend tatenlos den deutschen Markt für Edel-Coffee-Shops überlassen haben, aber das ist ein anderes Thema …), hat es seine Kunden mit in die Entwicklung neuer Artikel einbezogen.

Auf der Website www.tchibo-ideas.de können Menschen Aufgaben einreichen. Sei es, dass sie ein Haushaltsgerät haben, mit dessen Funktionen sie nicht zufrieden sind, oder nach einer Lösung für ein bestimmtes Problem suchen. Andere Menschen machen dazu dann Lösungsvorschläge. Sowohl für die eingereichten Lösungen als auch für die Aufgaben gibt es einen dreistufigen Abstimmungsprozess. Dabei können registrierte Mitglieder für jede Einreichung in den folgenden Abstimmungsphasen jeweils eine Stimme abgeben. Am Ende gewinnt die am besten bewertete Lösung und der Gewinner erhält einen von Tchibo ausgelobten Preis.

Falls Tchibo die Lösung gefällt, kann es zu einer Kooperation und zur Produktion des entsprechenden Artikels oder Helferleins kommen. Mein persönlicher Favorit ist das Schneidebrett mit Auffangschale – sensationell!

Fazit

Verglasen Sie nicht nur Ihre Manufaktur, sondern auch Ihr Labor! Am besten ist, Sie lassen die Wände gleich weg und entwickeln gemeinsam in und mit der Community. Aber seien Sie sich bewusst, dass Sie damit erfolgreich werden könnten …

Über den Autor

Wolfgang Hünnekens ist Ideengeber, Mitbegründer des, vor 10 Jahren gegründeten, Institutes of Electronic Business (IEB) sowie ehemals Mitinhaber der Kommunikationsagentur Publicis Berlin. Seit dem Sommersemester 2008 ist Wolfgang Hünnekens Gastprofessor für Digitale Kommunikation im Studiengang „Leadership für digitale Kommunikation“. Der gebürtige Düsseldorfer ist Vorsitzender des Berliner IHK Ausschusses „Creative Industries“ (ehem. „Kommunikation und Medien“). Der Vater von zwei Töchtern ist außerdem der Autor des Buches „Die Ich-Sender – Das Social Media-Prinzip – Twitter, Facebook & Communitys erfolgreich einsetzen“. http://www.ich-sender.de

(Bild: © dw_design – Fotolia.com)

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