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Die Deadline steht und rückt immer näher. Seit Wochen oder sogar Monaten steht der Termin fest und ließ sich anfangs noch gut ignorieren, allmählich wird die verbleibende Zeit aber immer weniger. Doch erst wenn ein bestimmter kritischer Stresspegel erreicht ist, machen Sie sich endlich an die Arbeit und ziehen dann in mehreren „rund um die Uhr“-Schichten durch, wofür eigentlich genug Zeit gewesen wäre – wenn Sie nur rechtzeitig angefangen hätten. Kommt Ihnen dieses Szenario auch unangenehm bekannt vor?

Dazu kommen dann meistens noch massive Schuldgefühle und die bohrenden Frage, warum man es nun – schon wieder – so weit hat kommen lassen. Denn wenn Sie zu Aufschieberitis, im Fachjargon Prokrastination genannt, neigen, dann begegnet Ihnen dieses Problem vor so gut wie jedem Abgabetermin und jeder Deadline.

Auch wenn Sie sich in solchen Situationen vielleicht sehr elend und alleine fühlen: Sie sind es nicht! Laut Schätzungen ist etwa jeder Fünfte von gewohnheitsmäßigem Aufschieben betroffen. Und angeblich gibt es sogar berühmte und erfolgreiche „Vorbilder“, die ebenfalls mit diesem Problem zu kämpfen hatten.

Die zwei Typen von Prokrastinierern

  • Der Adrenalin-Junkie: Er genießt den Kick, den das Arbeiten unter Stress und das „gerade noch so fertig Werden“ erzeugen. Standard-Aussage: „Ich brauche einfach den Druck, um kreativ zu sein.“
  • Der Vermeider: Er wird von einer immensen Angst vor dem Versagen getrieben und geht seinen Aufgaben deshalb aus dem Weg.

Meist macht man die erste Bekanntschaft mit der Tendenz zum Aufschieben im Studium. Während man in der Schulzeit noch durch kurze Fristen eingebunden war, kann man als Student seine Zeit erstmals relativ frei einteilen. Im Berufsleben erledigt sich dieses Problem meist wieder durch das Dasein als Angestellter. Arbeitet man dagegen als Selbständiger, etwa von zuhause aus, kann Prokrastination zum echten Problem werden.

Natürlich muss Aufschieberitis nicht zwangsläufig belastend sein. Gerade der Typ Adrenalin-Junkie kommt oft ganz mit dieser Art seine Aufgaben zu erledigen zurecht. Doch für die meisten Betroffenen ist Prokrastination ein permanenter Stressfaktor, den man – eigentlich – vermeiden könnte, der die Lebensqualität mindert und in manchen Fällen sogar ihre Gesundheit gefährdet.

 Prokrastination: Faulheit? Krankheit? Oder legitime Arbeitsweise? (Teil I)

Aufschieben – ist das nicht einfach nur Faulheit?

Auch wenn es für Außenstehende oft so aussieht und das eigene schlechte Gewissen es ebenfalls oft so nennt: Prokrastination ist nicht mit purer Faulheit gleichzusetzen.

Einfach mal faul zu sein, kann man durchaus genießen. Man tut gerade nichts, lümmelt auf der Couch, vor dem Fernseher oder PC und fühlt sich gut. Kann dabei vielleicht sogar regenerieren und Kraft für die nächsten Aktivitäten sammeln.

Aufschieber dagegen sind auf der Flucht – und so fühlen sie sich meist auch: gestresst und gehetzt. Es ist sogar wissenschaftlich bewiesen, dass Prokrastinieren tatsächlich krank machen kann. In den schlimmsten Fällen entwickelt sich begleitend eine Depression und der Teufelskreis wird immer schlimmer. Spätestens an diesem Punkt ist dann unbedingt professionelle Hilfe gefragt!

Ein weiterer gravierender Unterschied: Wer einfach nur faul ist tut – genau: gar nichts! Manche Aufschieber tun eine ganze Menge – nur nicht das, was sie eigentlich tun sollten. Da wird die Küche aufgeräumt, der Flurschrank ausgemistet, das Bad geputzt, es ist erstaunlich zu welchen Sachen man sich plötzlich aufraffen kann, wenn man auf der Flucht vor der einen Sache ist, die man nicht tun möchte.

Oder man verbringt seine Zeit im Internet und will ja eigentlich auch gleich anfangen. Vorher werden nur noch schnell die Mails gecheckt und bei Facebook nachgesehen usw. Zu allem Überfluss gibt es gerade im Netz eine gewaltige Anzahl von Seiten, mit denen man seine Zeit totschlagen kann, absolut ohne irgendetwas zu erledigen.

Einige Beispiel gefällig? Aber gerne, dazu kommen wir im dritten Teil dieser Serie. Damit sich das Problem dadurch aber nicht noch verschlimmert, betrachten wir im zweiten Teil zunächst eine Auswahl der vielversprechendsten Lösungsansätze.

Katja Jüngling

Katja Jüngling absolvierte zunächst ein Studium der Soziologie mit den Nebenfächern Politische Wissenschaft und Psychologie und schloss daran ein Aufbaustudium im Bereich Online-Journalismus an. Nach ihrem Volontariat bei unternehmer.de war sie dort als Redakteurin verantwortlich für die Autorenbetreuung und das ePaper.

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