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Auf dem Weg zu unternehmerischem Wachstum wird Verschwendung bekämpft, Prozesse optimiert und das Management verschlankt. Still und heimlich werden dabei die Abläufe ausgelassen, die bequem und gewohnt sind: Man muss ja nicht gleich alles umkrempeln. Doch gerade die bequemsten Gewohnheiten („Das bin ich aber so gewohnt!“) bergen die größten Wachstumsbremsen in sich – und auch die größten Potenziale!

Gewohnheit ist keine Kleinigkeit – zu dieser Feststellung gelangte bereits Plato. Ihre Macht kann zum größten Stolperstein des Wachstums werden, weshalb ihr besondere Aufmerksamkeit zu Teil werden muss. Regeln alleine können hier nur wenig ausrichten; selbst dann nicht, wenn sie unter Sanktionsandrohung ausgesprochen werden: Gewohnheit ist stärker als Autorität. Vielmehr muss sie verstanden werden, um etwas zu ändern. Der auf dem japanischen Kaizen basierende 3 – stufige Ansatz, bietet in angepasster Form einen bewährten Lösungsweg, um träge Gewohnheit durch leidenschaftliches Wachstum zu ersetzen:

1. Den Spiegel vorhalten (Ereignissteuerung)

Vor der Änderung steht die Einsicht. Wer unternehmerische Gewohnheiten wirklich ändern will, muss sie sich zunächst bewusst machen:

  • Wie stark lasse ich mich von Ereignissen steuern statt konsequent zu sein?
  • Wo werden sinnvolle Abläufe nicht nachhaltig verfolgt?
  • An welcher Stelle beginnt die Abweichung?
  • Weshalb sind wir dort inkonsequent und bequem?

Diese Fragen führen schnell zum Kern der schlechten Gewohnheit – vorausgesetzt sie werden offen und ehrlich beantwortet!

2. Selbst in den Spiegel blicken (Zielfokussierung)

Nachdem allgemeine Wachstumsbremsen identifiziert wurden, folgt im zweiten Reifegrad die Frage nach persönlichen Gewohnheiten:

  • Wie sehr handle ich fokussiert im Sinne der Ziele?
  • Wo trage ich selbst zur Verschwendung und Verkomplizierung bei?
  • Was brauche ich, um zukünftig anders handeln zu können (bspw. neue Strukturen, geänderte Regeln oder wiederkehrende Rituale)?

Sie brauchen Ehrlichkeit zu sich selbst, das Ziel vor Augen und konstruktive Ideen, um der Einsicht Taten folgen lassen zu können!

3. Das Gesehene umsetzen (Inspiration mit Leidenschaft)

Sowohl allgemeine als auch persönliche Unternehmensgewohnheiten wurden als Wachstumsbremsen identifiziert und unterstützende Strukturveränderungen sind reflektiert und diskutiert. Der dritte Reifegrad widmet sich nun der kulturellen Implementierung. Um nicht wieder in alte Gewohnheiten und Bequemlichkeiten zu verfallen, müssen die Änderungen nicht nur top-down vorgelebt werden. Vielmehr müssen zentrale Positionen mit Persönlichkeiten besetzt werden, die das neue Verhalten charakterlich und mit Leidenschaft verankert haben. Sie fungieren als natürliche Vorbilder und sorgen für Kontinuität und zugleich Inspiration. Zusätzliche Prozessverantwortliche sorgen für eine konsequente Beteiligung aller Mitarbeiter.

Aus Drei mach’ Eins

In der Praxis überspringen Unternehmer gerne die unangenehmen Reifegrade 1 und 2. Stattdessen werden sofort personelle Konsequenzen gezogen und neue Verantwortliche benannt, die nur scheitern können. Im Kaizen setzt der dritte Reifegrad die erfolgreiche Absolvierung der ersten beiden Reflexionen voraus und lässt sich nicht isoliert umsetzen. Wer also hartnäckige Gewohnheiten und Bequemlichkeiten durch wachstumsfördernde Einstellungen ersetzen will, der wird den unverblümten Blick in den Spiegel als lohnenswert erleben. Es braucht in der Tat einen gewissen Mut – doch niemand hat behauptet, dass es eine Kleinigkeit ist!

(Bilder: © Yuri_Arcurs – iStockphoto.com)

Tatjana und Jürgen Braun

Tatjana und Jürgen Braun, Geschäftsführer von proComet, sind Beratungspraktiker. Sie unterstützen Mittelständler von Basel bis Karlsruhe bei der Verwirklichung ihrer Ziele – seien es komplexe Themen wie die Umsetzung einer Unternehmervision oder konkrete Aufgaben wie die Verschlankung der Produktion. Ihr Buch „Die 250 besten Checklisten für Unternehmenswachstum“ ist bei mi-Wirtschaftsbuch erschienen.

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