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© Michele Lorenzini #5876202Im ersten Teil dieses Artikels haben wir feststellen müssen, dass in einer durchschnittlichen Entscheidung immer auch eine gewisse Verschwendung steckt, da neben dem eigenen Bedarf oft im großen Umfang auch fremde Einflüsse ein Rolle spielen.

In diesem zweiten und letzten Teil lernen wir eine einfache Methode kennen, unseren eigenen Bedarf zu erarbeiten.

Die Arbeitsschritte

1. Ziel formulieren
2. Entscheidungsauslöser ermitteln
3. Inspirierende Frage stellen
4. Die drei Kontrollelemente erarbeiten

Zur Illustration verwenden wir hier ein triviales Beispiel. Die Entscheidung über eine Urlaubsreise nach Rom.

Ziel formulieren

Entscheidungen sind richtungsgetriebenes Handeln. Als Konsequenz aus unserer Entscheidung kommen wir irgendwo an.

Wer bereits weiß, wo er eines Tages ankommen möchte, ist klar im Vorteil. Daher sollte jeder Entscheider über eine Vision verfügen, wo er in zehn Jahren stehen wird. Der Weg zur Vision ist mit unseren Zielen gepflastert.

Ziele sollten ein Maximalhaltbarkeitsdatum haben – also ein Datum, bis wann es realisiert sein sollte – und messbar sein. Für unsere Romreise heißt das Ziel: Die Osterwoche 2009 verbringen ich und meine Frau in Rom.

Entscheidungsauslöser ermitteln

Entscheidungen fallen nicht vom Himmel. Wenn wir nicht gerade maßlos gelangweilt sind, beschäftigen wir uns mit einer Entscheidung nur, wenn einer von zwei möglichen Gründen vorliegt.

1. Ein Problem behindert uns auf dem Weg zum Ziel.
2. Eine Chance ermöglicht uns, eine Abkürzung zum Ziel zu nehmen.

Andere Auslöser für eine Entscheidung gibt es nicht. In unserem Fall ist der Auslöser: Wir haben in der Zeit Urlaub und brauchen dringend Erholung.

Inspirierende Frage stellen

Häufig befinden wir uns in einem Entscheidungsdilemma, weil wir die falsche Frage stellen. Sollen wir Auftrag A oder Auftrag B übernehmen? Sollen wir das Produkt weiterentwickeln und perfektionieren oder uns eine Position auf den Weltmärkten erobern? Sollen wir das Projekt vor Ort betreuen oder neue Kunden akquirieren?

Häufig findet sich dann eine wesentlich bessere Lösung, wenn der Entscheider sich fragt: Wie erreiche ich das eine und das andere? Natürlich geht es nicht immer um solche Dilemmata. Mit der Frage sorgen wir nur dafür, dass unser Denken und unsere Kreativität am richtigen Problem arbeiten.

Die inspirierende Frage formulieren wir immer in der Form: ‚Wie erreichen wir, dass…‘ oder  ‚Wie schaffen wir es, …‘. In unserem Beispielfall heißt die Frage: Wie erreiche ich es, dass meine Frau und ich einen erholsamen Urlaub in Rom verbringen?

Die drei Kontrollelemente

Jetzt kommen wir zum Eingemachten. Denn die drei Kontrollelemente heißen deshalb so, weil sie uns die Kontrolle über unsere Entscheidungen zurückgeben. Danach haben fremde Einflüsse bei uns keine Chance mehr.

Die Kontrollelemente heißen:
1. Erwünschte Ergebnisse
2. Status Quo Ergebnisse
3. Unerwünschte Ergebnisse

Was unterscheidet Ergebnisse von dem Ziel? Nun, erstere umreißen die Qualität von letzterem. In unserem Ziel haben wir lediglich festgelegt, dass wir die Osterwoche in Rom verbringen wollen. Stellen wir uns vor, aufgrund einer frappierenden Ähnlichkeit mit einem Mafiaboss verbrächten wir diese Woche in der Gastfreundschaft eines italienischen Gefängnisses! So werden wir uns unseren Urlaub bestimmt nicht vorstellen.

Daher legen wie in unseren erwünschten Ergebnissen zum Beispiel fest:

  • Erwünschte Ergebnisse

1. Vier-Sterne Hotel
2. Genuss der italienischen Küche
3. Besuch des Vatikans
4. Besuch der Sehenswürdigkeiten von Rom
5. Angenehme Anreise
6. …

  • Status Quo Ergebnisse

Jede Entscheidung verändert Aspekte an unserer Situation. Einige davon haben wir uns allerdings schwer erkämpft und die wollen wir nicht durch eine unbedachte Entscheidung gefährden.

So könnte eine Status Quo Ergebnis sein, unsere gutlaufende Ehe zu bewahren. Daher werden wir bei der anstehenden Entscheidung über unsere Reise nach Rom auch die Interessen unserer Frau mitberücksichtigen.

  • Unerwünschte Ergebnisse

Viele Entscheider wissen sehr genau, was sie nicht möchten, weil sie schon schlechte Erfahrungen gemacht haben. Wir sammeln daher an dieser Stelle alle Aspekte, die wir unbedingt vermeiden wollen.

1. Ausgeraubt werden
2. Lebensmittelvergiftung
3. Lange Fahrten vom Hotel in die Stadtmitte
4. Unfreundliches Hotelpersonal
5. Überhöhte Preise
6. …

Fazit

Mit den erarbeiteten drei Kontrollelementen können wir im Anschluss ins Reisebüro gehen und fragen nicht mehr, was er im Angebot hat, sondern sagen klipp und klar, was wir gerne haben wollen.

Genauso ist es auch mit unternehmerischen Entscheidungen. Wenn wir genau wissen, was wir wollen, dann bekommen wir genau das, was unser Bedarf ist.

Natürlich haben wir damit noch keine Entscheidung getroffen und wir müssen noch Entscheidungskriterien aus unseren Ergebnissen entwickeln, sie gewichten und Bewertungsmaßstäbe für die Entscheidungsalternativen aufstellen. Aber wir kennen jetzt unseren Bedarf sehr genau und das ist mehr, als viele Entscheider von sich behaupten können.

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(Bild: © Michele Lorenzini – Fotolia.de)

Kai-Jürgen Lietz

Der Entscheidercoach Kai-Jürgen Lietz hilft Unternehmern, Selbständigen und Managern dabei, noch bessere Entscheidungen zu treffen. Über seine Arbeit hat er den Bestseller Das Entscheider-Buch. 15 Entscheidungsfallen und wie man sie vermeidet geschrieben. Im Entscheiderblog finden seine Leser inzwischen über 380 Anregungen für besseres Entscheiden.

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