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Kai Teute hat einen ungewöhnlichen Weg hinter sich. Der Hamburger lernte erst bei einer Bank, eröffnete danach ein Restaurant, hat inzwischen einige Unternehmensgründungen hinter sich und investiert nun selbst in Startups. Im Interview mit Unternehmer.de sprach der Seriengründer über erfolgversprechende Geschäftsmodelle, sein neustes Projekt und wann man als Existenzgründer die Reißleine ziehen sollte.

Unternehmer.de: Sie waren schon an mehreren Unternehmensgründungen beteiligt. Welche Projekte haben Sie bereits umgesetzt?

Kai Teute: 2004 erwarb ich mit einem Partner eine Franchise-Lizenz der Gastronomiekette Subway und eröffnete ein eigenes Restaurant. Bereits zwei Jahre später lief das Geschäft so gut, dass das Restaurant gewinnbringend verkauft werden konnte. Von dem Erlös gründete ich gemeinsam mit meinem Geschäftspartner die Equity Seven Beteiligungsgesellschaft. Damit greifen wir jungen Startups, insbesondere im Internet-Bereich, unter die Arme. Gleichzeitig gründeten wir auch ein neues Gastronomie Projekt. Hier lernte ich dann auch die Kehrseite des Unternehmertums kennen, als unser Projekt während der Finanzkrise den Bach herunterging.
Davon habe ich mich allerdings nicht entmutigen lassen. Ich habe mich einmal geschüttelt und seitdem weitere Unternehmen gegründet. Das kann ich übrigens auch den vielen anderen Gründern mit auf den Weg geben: Auch die besten Ideen können manchmal aufgrund von verschiedenen Faktoren nicht funktionieren. Wer es aber nicht probiert, wird nie erfahren, ob es geklappt hätte.
Mein jüngstes Projekt ist der innovative Schlüsseldepotservice Schlüsselpate.de. Darüber hinaus bin ich an verschiedenen Unternehmen beteiligt, zum Beispiel an Futuresign Media (Softwareentwicklung für Flatscreens) oder Media Makis, einer Online Marketing und Social Media Agentur.

Unternehmer.de: In wieweit hat Ihnen die Erfahrung aus Ihren vorangegangenen Engagements bei der Gründung von Schlüsselpate.de geholfen?

Kai Teute spricht aus Erfahrung: "Selbständig heißt selbst und ständig. Freizeit und Urlaub sollte man sich für später aufheben."

Kai Teute: Sehr. Weniger eine spezielle Erfahrung, als vielmehr die Summe der Erkenntnisse, die ich im Laufe der Zeit bei meinen anderen Engagements gewonnen habe. Formale Dinge laufen so zum Beispiel schneller ab, wenn man weiß, was auf einen zukommt. Dennoch hat jede meiner Gründungen ihre Besonderheiten, z.B. weil ich mich mit Schlüsselpate.de auf ein für mich völlig neues Terrain begeben habe.

Unternehmer.de: Wurden Sie bei Ihrer ersten Unternehmensgründung unterstützt?

Kai Teute: Wir konnten unser Unternehmen nur gründen, weil wir eine Bürgschaft der Bürgschaftsbank erhalten hatten. Viele Gründer haben das Problem, dass Banken in neue Ideen und Konzepte sehr zögerlich investieren und wenn dann nur mit 100 Prozent Sicherheiten.  Mir hat auch meine Ausbildung zum Bankkaufmann sehr geholfen. Wenn Sie mich fragen ist es die allgemeinbildenste Ausbildung in unserem Land.

Unternehmer.de: Sie sind auch als Startup-Investor tätig. Nach welchen Kriterien wählen Sie Ihre Investitionsobjekte aus?

Kai Teute: Grundsätzlich müssen wir zuerst das Geschäftsmodell einwandfrei nachvollziehen können. In Projekte, deren Nutzen uns nicht ersichtlich ist, investieren wir nicht.
Ganz wichtig sind für uns auch die beteiligten Personen. Gerade in der Gründungsphase hängt viel von den agierenden Personen ab. Haben Sie das Engagement, die Motivation und den Biss ein Projekt durchzuziehen oder werfen Sie bei Rückschlägen gleich die Flinte ins Korn?
Zu guter Letzt ist es für uns natürlich auch von Interesse, dass sich unsere Investition rechnet; das heißt die Erfolgsaussichten müssen also gegeben und das Projekt selbst muss vom Thema her einfach spannend sein.

Unternehmer.de: Welche Fehler sollten Existenzgründer unbedingt vermeiden?

Kai Teute: Es gibt da einen schönen Spruch: „Selbständig heißt selbst und ständig.“ So ist es auch. Man muss sich darüber im Klaren sein, dass in der Anfangsphase alles von der eigenen Person abhängt. Das heißt natürlich auch, dass man sich nicht zu schade sein darf, tausend Briefe zu etikettieren und – ganz wichtig – den eigenen Vertrieb zu übernehmen. Freizeit oder Urlaub sollte man sich für später aufheben.
Als Eigentümer sollte man außerdem vorsichtig und vorausschauend wirtschaften. Denn es sind oftmals finanzielle Probleme, die gute Ideen scheitern lassen. Klar ist es verlockend, bei Erfolgen sich auch mal etwas zu gönnen. Aber erfahrungsgemäß folgen auf Hochphasen auch mal weniger gute Zeiten. Dann freut man sich über die Rücklagen.

Unternehmer.de: Welche Charaktereigenschaften sind ein absolutes Muss, um sich als selbständiger Unternehmer behaupten zu können?

Kai Teute: Ich hatte es schon angedeutet. Ich denke, dass man neben der Überzeugung von der eigenen Idee und Leistungsfähigkeit eine gewisse Portion „Biss“ an den Tag legen muss, um langfristig erfolgreich zu sein. Und man muss in der Lage sein, auch Rückschläge zu überstehen. Eine „Jetzt erst recht!“-Mentalität macht es einem da sicher leichter. Zu guter Letzt hat es auch noch keinem geschadet, offen, freundlich und kommunikativ sein, um sein Netzwerk auszubauen. Und was auch ganz wichtig ist: neugierig bleiben!

Unternehmer.de:Ihr neustes Projekt ist der Schlüsseldepotservice Schlüsselpate.de. Wie funktioniert dieser Service?

Kai Teute: Unsere Kunden hinterlegen einen Ersatzschlüssel bei uns, den wir – strikt getrennt von den dazugehörigen Daten – anonymisiert in Tresoren in regionalen Sicherheitszentren unseres Kooperationspartners Securitas einlagern. Im Notfall genügt ein Anruf bei unserer 24 Stunden-Hotline und ein Security Guard übergibt den Schlüssel innerhalb von 30 bis 60 Minuten am zuvor vereinbarten Treffpunkt.
Der Vorteil für unsere Kunden: der Service ist schnell, günstig, sicher und die Tür oder das Schloss wird nicht beschädigt.
Parallel dazu bieten wir mit dem Produkt „Schlüsselpate Finder“ auch einen Schlüsselfundservice über einen codierten Schlüsselanhänger an. Die meisten Schlüssel werden nämlich innerhalb kurzer Zeit gefunden. Der ehrliche Finder ruft einfach die auf dem „Schlüsselpate Finder“-Anhänger angegebene Nummer an und wird dann mit dem rechtmäßigen Besitzer verbunden. Natürlich anonym.
So können beide Parteien schnell und unkompliziert eine Übergabe vereinbaren und der Besitzer hält seinen Schlüssel meistens innerhalb von 60 Minuten wieder in den Händen.

Unternehmer.de: Wie kamen Sie auf die Idee, in diesen Bereich einzusteigen?

Kai Teute: Wie viele Ideen war auch diese aus der Not heraus geboren. Ich hatte mich ausgesperrt und mich dann über die lange Wartezeit und die saftige Rechnung des Schlüsseldienstes geärgert. Da war mein Ehrgeiz geweckt. Ich dachte mir, das müsste doch irgendwie auch schneller, sicherer und günstiger gehen. Am Ende entstand daraus Schlüsselpate.de

Unternehmer.de: Ist es schwierig, sich als Neueinsteiger gegenüber der etablierten Konkurrenz zu behaupten?

Kai Teute: Teilweise ja. Etablierte Wettbewerber haben in der Regel einen festen Kundenstamm, Umsätze auf die sie zählen können und gegebenenfalls höhere Rücklagen, die ihnen erlauben die Preisschwellen kurzfristig zu unterbieten. Ein Startup kann da in der Regel nicht mithalten und hat es daher entsprechend schwer.
Unmöglich ist es dennoch nicht. Dann heißt es, sich über andere Kriterien als über den Preis abzugrenzen. Dies verspricht langfristig ohnehin am ehesten den Erfolg.
Darüber hinaus sind Startups generell wesentlich flexibler. Entsprechend der Bedürfnisse der Kunden können sie so auch das Produkt schneller anpassen.

Unternehmer.de: Als Existenzgründer braucht man einen langen Atem. Kann es trotzdem manchmal besser sein, die Reißleine zu ziehen und eine Geschäftsidee aufzugeben?

Kai Teute: Fallbezogen, ja. Natürlich fällt es jedem Unternehmer, der mit Herzblut bei der Sache ist, schwer, sich einzugestehen, dass es nicht funktioniert.
In einer solchen Situation muss man aber versuchen, die Emotionen außen vor zu lassen und eine rein rationale Entscheidung zu treffen. Selbst wenn man mal einen Rückschlag erlebt: in der Regel sind diese Erfahrungen sehr lehrreich. Den gleichen Fehler macht man mit Sicherheit nicht noch mal.
Unabhängig davon gibt es auch externe Faktoren, gegen die man schlicht nicht ankämpfen kann. Das einsehen zu müssen ist manchmal bitter.

Unternehmer.de: Hatten Sie schon einmal eine Idee, die sich bei den Kunden nicht durchgesetzt hat?

Kai Teute: Leider ja. In meinem speziellen Fall war es allerdings weniger die Idee als vielmehr sich massiv verschlechternde Standortfaktoren in Kombination mit der Finanzkrise. Unser Ladengeschäft wurde durch großflächige Umbaumaßnahmen schlicht nicht mehr frequentiert. Da ging uns irgendwann die Puste aus und wir mussten die Reißleine ziehen.

Unternehmer.de: Sie sind seit Langem Ihr eigener Chef: Käme ein Dasein als Angestellter für sie überhaupt noch in Frage?

Kai Teute: Ganz ehrlich? Nein. In starren Hierarchien und Kompetenzbereichen zu agieren würde mir sicher extrem schwer fallen. Wenn ich eine Idee habe, will ich diese auch eigenverantwortlich umsetzen können. Das funktioniert im Angestelltenverhältnis sicher nur in Ausnahmefällen.

Unternehmer.de: Herr Teute, vielen Dank für das Gespräch.

(Bild: © Lisegugner – istockphoto.com, PR)

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